10 zu viel ist VIEL zu viel

10 km/h mehr sind gefährlicher, als viele glauben

Bern - Für viele Autofahrende sind geringe Tempoüberschreitungen ein Kavaliersdelikt. Zu Unrecht: Kollidiert ein Auto mit 40 statt 50 km/h mit einem Fussgänger, verdoppeln sich dessen Überlebenschancen. Mit seiner neuen Kampagne «10 zu viel ist viel zu viel» will der VCS die Autofahrenden für die Einhaltung der Tempolimiten und eine angepasste Geschwindigkeit sensibilisieren. Zur Lancierung der Kampagne präsentierte der VCS zudem am Donnerstag in Bern eine Studie, welche belegt, dass man mit einem offensiven Fahrstil kaum Zeit gewinnt.

Die Debatte um überhöhte Geschwindigkeiten im Strassenverkehr wird von der Raserthematik dominiert. Raser sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Weitaus mehr Verkehrsunfälle werden von Autofahrenden verursacht, die das Gefahrenpotenzial geringer Tempoüberschreitungen unterschätzen.

Laut wissenschaftlichen Untersuchungen ist jeder fünfte Schweizer Autofahrende innerorts zu schnell unterwegs. Hier setzt die neue VCS-Kampagne «10 zu viel ist viel zu viel» an, die Teil der bfu-Dachkampagne «Slow down, take it easy» ist und vom Schweizerischen Fonds für Verkehrssicherheit FVS unterstützt wird. Sie umfasst als Hauptbestandteile ein Faltblatt mit der Bildgeschichte von «SchnELLY» und «AchtSAM» und eine Broschüre, die das Thema detailliert veranschaulicht.

Für die schwachen Verkehrsteilnehmenden ist die Geschwindigkeit von kapitaler Bedeutung. Sie bestimmt, wie schwer die Unfallfolgen sind. Eine Differenz von wenigen Stundenkilometern kann darüber entscheiden, ob sich ein Unfall noch vermeiden lässt. «Schon 10 km/h mehr auf dem Tacho verdoppeln das Todesrisiko für Fussgängerinnen und Fussgänger», fasste Kampagnenleiter Michael Rytz im Rahmen der Medienkonferenz zur Lancierung der Kampagne den Stand der Unfallforschung zusammen.

«10 zu viel ist viel zu viel» will die Autofahrenden animieren, Tempolimiten einzuhalten und eine der Situation angemessene Fahrgeschwindigkeit zu wählen. « Autofahrende können selber sehr viel dazu beitragen, die Unfallzahlen zu senken», sagte VCS-Präsidentin Franziska Teuscher. Sie verwies auf den Anhalteweg: Bei Tempo 60 sei dieser zehn Meter länger als bei Tempo 50.

Peter Kupferschmied, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Fahrlehrerverbands, illustrierte anhand von Beispielen, wie wichtig eine angemessene Fahrweise ist. «Höchstgeschwindigkeit 50 bedeutet nicht, dass man um jeden Preis 50 km/h schnell sein muss», sagte er. «Je nach Situation sollte die Geschwindigkeit gedrosselt werden, um das Unfallrisiko zu senken.»

Eile ist einer der häufigsten Gründe, weshalb Autofahrende zu schnell unterwegs sind. Vom VCS in Auftrag gegebene GPS-Messfahrten zeigen aber, dass der Reisezeitgewinn auf Agglomerations- und städtischen Strassen bei einer offensiven Fahrweise verschwindend klein ist.



Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /