© LHC Kritik
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CERN plant Mega-Teilchenbeschleuniger für 2022

Unabhängige Risikoprüfung vor jeglichem LHC Upgrade gefordert

Externe Risikoprüfung ausständig. Offizielle Protokolle der jährlichen CERN-Tagung sprechen von einem ‘High Luminosity – LHC’ der 2022 mit fünf Mal so hohen Energien wie bisher in Betrieb gehen soll.

CERN (Europäisches Zentrum für Nuklearforschung) hat heute den Fahrplan für den nächsten Lauf des weltgrößten Teilchenbeschleunigers LHC bekanntgegeben: Erhöhte Kollisionsenergien (von 3,5 auf 4 TeV) und erhöhte Kollisionsanzahl um den Faktor 3. 2013 soll der LHC über 20 Monate hinweg um etwa CHF 1 Mrd. aufgerüstet werden, um die ‘Urknallmaschine’ mit doppelt so hohen Energien (7 TeV) wie bisher zu betreiben.

Darüber hinaus plant CERN einen ‘High Luminosity-LHC’, der ab 2022 mit 16,5 TeV(!), das heißt mit fast fünf Mal so hohen Energien wie bisher operieren soll. (http://cdsweb.cern.ch/journal/CERNBulletin/2012/06/News%20Articles/?ln=de )

Neben der Kostenfrage: Wo sollte dies eigentlich hinführen, während gigantische Teilchenbeschleuniger weiterhin keiner externen Risikoprüfung unterliegen? In einem offenen Brief an CERN weisen Kritiker auf den eklatanten Mangel an einer neutralen und multidisziplinären Risikoprüfung hin, siehe unten.

Zum Vergleich: Das aufwendigste Experiment auf der Internationalen Raumstation ISS, der AMS 2 Detektor, kann natürliche Teilchenkollisionen bis etwa 2 TeV direkt Messen, das ist ein Bruchteil der oben genannten Energien durch künstliche Kollisionen am LHC. Sehr hochenergetische Teilchenkollisionen in der Atmosphäre wurden erst indirekt und durch Hochrechnungen ermittelt. Art, Masse, Geschwindigkeit und Ursprung dieser Teilchen ist unbekannt. Jedenfalls ist die Anzahl der künstlichen hochenergetischen Kollisionen unter den extremen Bedingungen am LHC um astronomische Größenordnungen höher als irgendwo im näheren Kosmos. Die experimentelle eilt der beobachtenden Forschung weit voraus. Dies ist ein konkretes Risikomoment. ‘Nature does not conduct LHC experiments.’

Ganz abgesehen vom offensichtlichen Mangel an einer externen Risikoprüfung sehen zahlreiche Kritiker konkrete und sogar auf globale Risiken hinweisende Theorien nicht entkräftet. Zu allem Überdruss beginnt in Darmstadt Mitten in der Finanzkrise gerade die erste Bauphase für das Milliardenprojekt FAIR, einen Schwer-Ionen-Beschleuniger.

Nuklearphysikalische Hochenergieexperimente an gigantischen Teilchenbeschleunigeranlagen müssen von Politik und Öffentlichkeit endlich kritischer wahrgenommen und diesbezügliche Gesetzeslücken geschlossen werden. In Ermangelung standardisierter bzw. globaler Richtlinien müssten zunächst unbedingt neutrale und externe Gremien zur interdisziplinären Risikoforschung beauftragt werden. Diese könnten sich aus den Disziplinen Risikoforschung, Technikfolgenabschätzung, Physik, Ethik und Sozialforschung zusammensetzen und würden Bruchteile der für Hochenergieexperimente bereitgestellten Mittel beanspruchen.

In Chamonix wurde viel über technische Maßnahmen bezüglich der Sicherheit für die Maschine selbst geredet. Die Sicherheit von Mensch und Umwelt war kein offizielles Thema.

In einem offenen Brief verweisen Kritiker auf die unbedingte Notwendigkeit einer externen Risikoprüfung als Mindestanforderung für die Verantwortbarkeit.

GastautorIn: LHC-Kritik für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /