© Warnen vor Risiken für die Elektromobilität in Deutschland: Dr.-Ing. Jan Traenckner, Partner bei e.1 capital und Beiratsvorsitzender des Bundesverbandes eMobilität e.V. und Dr. Gregor Matthies, Partner bei Bain & Company
© Warnen vor Risiken für die Elektromobilität in Deutschland: Dr.-Ing. Jan Traenckner, Partner bei e.1 capital und Beiratsvorsitzender des Bundesverbandes eMobilität e.V. und Dr. Gregor Matthies, Partner bei Bain & Company

Elektromobilität in der Krise?

Deutsche Schaufenster-Projekte in der Kritik – Brennstoffzellen noch nicht serienreif

München- Es geht voran mit der Elektromobilität, aber extrem langsam: Durchschnittlich nur etwa 180 Elektromobile finden nach Zahlen des Kraftfahrzeugbundesamtes derzeit pro Monat in Deutschland Käufer. Schon wird hie und da Stimmung gemacht gegen die Stromer, etwa mit dem berechtigten Hinweis, dass beim heutigen Strommix Elektrofahrzeuge in Deutschland kaum weniger CO2 pro Kilometer verursachen als sparsame Diesel. Wenn aber – wie es derzeit Jahr für Jahr geschieht – mehr Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz fließt, verbessern sich auch die Werte älterer E-Mobile sofort. Darauf wies Dr. Gregor Matthies, Partner bei Bain & Company und Leiter der europäischen Automobil-Praxisgruppe, am 30. Januar 2012 bei einem Vortrag im Rahmen des e-Monday in München hin.

Seine Analyse zum Status Quo kam zu dem Schluss, dass in Deutschland erhebliche Risiken für die Elektromobilität bestehen, im internationalen Vergleich den Anschluss zu verlieren. Zum einen gebe es auf absehbare Zeit keine direkten Anreize für Käufer, zum anderen seien vor Ende 2013 auch keine attraktiven Serienmodelle deutscher Hersteller zu erwarten. In die Schaufenster-Projekte, über die in den kommenden Wochen auf nationaler Ebene entschieden wird, hat er wenig Vertrauen: ‘Der Prozess ist langsam, nicht innovativ und teilweise redundant’, sagte Dr. Matthies. ‘Wir erproben noch Dinge, von denen jeder weiß, dass sie gehen, während in anderen Teilen der Welt in die Serienproduktion investiert wird.’

Also alles nur ein großer Hype? Wird der Automobilindustrie ebenso wenig wie in früheren Anläufen der Durchbruch zur elektromobilen Fahrzeugwelt gelingen? Denn auch in den 1990er Jahren hat sie ja schon in homöopathische Mengen Elektrofahrzeuge produziert, die wieder vom Markt verschwunden sind. Diesmal wird aber alles anders: ‘Wenn man sieht, wie viel investiert wird, weiß man, dass der Umschwung nachhaltig sein wird’, glaubt Ko-Referent Dr.-Ing. Jan Traenckner, Partner bei e.1 capital und Beiratsvorsitzender des Bundesverbandes eMobilität e.V.

Einstweilen bietet jedoch auch die Brennstoffzellentechnologie keine echte Alternative zu den noch abschreckend hohen Kosten der Lithium-Ionen-Batterien für Fahrzeuge. Auch wegen der fehlenden Infrastruktur werde sie für den Massenmarkt nicht vor 2020 bereitstehen. Und: Egal über welches Konzept man spricht, ‘wir werden immer Lithium-Ionen-Batterien brauchen, weil sie eine höhere Leistungsdichte haben als andere Batterietechnologien’, verdeutlichte Dr. Matthies. Dank Massenproduktion erwartet er einen Preisverfall von heute etwa 450 Euro pro Kilowattstunde (kWh) auf 150 bis 170 Euro/kWh im Jahr 2020, wenn Fabriken etwa 50.000 Batterien pro Jahr herstellen. Der Bedarf dafür sei da, werde doch der Automobilsektor eine Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien hervorrufen, die siebenmal so hoch ist wie die der Unterhaltungselektronik.


Der e-Monday ist Deutschlands führende interdisziplinäre Netzwerk- und Informationsveranstaltung rund um Elektromobilität für Entscheider aus Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Politik. Sie findet in Kooperation mit dem Fachmagazin Mobility 2.0 statt und bringt erstklassige nationale und internationale Referenten mit einem Fachpublikum aus dem Münchener Raum und dem ganzen Bundesgebiet zusammen. Nach einer aktuellen Befragung sind die meist rund 100 Teilnehmer gleichermaßen an Technik, Praxis, Kunden und Märkten interessiert.

GastautorIn: Dr. Claus Hornig und Stefan Kasserra für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /