Zählerindustrie auf Kosten der VerbraucherInnen gefördert?

Die Mietervereinigung Österreichs spricht sich gegen die Zwangseinführung von Smart Meters zugunsten einzelner Wirtschaftskreise aus.

Seitens des Wirtschaftsministeriums wird in den nächsten Tagen eine Verordnung erlassen, die eine zwangsweise Umstellung von Stromzählern auf sogenannte Intelligente Messgeräte bis 2018 vorsieht.

Was sind Smart Meters?

Bei Smart Meters handelt es sich um digitale Zählgeräte, die den Energieverbrauch in kurzen Zeitintervallen erfassen und über Datenleitung oder Funksignal an den Energieversorger weiterleiten. Teile der Energiewirtschaft begrüßen die Einführung mit dem Argument, dass dadurch eine bessere Information der Konsumenten möglich sei, die in der Folge zu einem effizienteren und kostengünstigeren Verbrauchsverhalten führen soll. Darüber hinaus wird mit einem besseren Service und mehr Komfort für den Kunden geworben. Die jährlichen Ablesetermine fielen weg. Die Auswahl verschiedener Anbieter und Tarifmodelle werde erleichtert.

Alles eitel Wonne also? "Nicht so ganz", meint Georg Niedermühlbichler, Präsident der Mietervereinigung Österreichs. Denn abgesehen davon, dass der angepriesene Nutzen der Smart Meters umstritten ist, bringt die Einführung der neuen Messgeräte eine Reihe von Problemen für die Abnehmer mit sich.

Wer zahlt die Kosten der Umstellung?

Smart Meters sollen helfen, Energiekosten zu senken. Gut, falls es klappen sollte, wenngleich der Optimismus, dass die neuen Zähler praktisch automatisch zu Veränderungen im Verbrauchsverhalten führen werden, nicht nachvollziehbar ist.

Davon abgesehen kosten die neuen Geräte natürlich auch Geld. Und das nicht zu knapp: Wolfgang Anzengruber, der Vorstandsvorsitzende der Verbund AG schätzt die Umstellungskosten auf zwei Milliarden Euro. Pro Haushalt mit Zähler ergäbe das einen Betrag von rund 360 Euro, die an die Haushalte weitergegeben würden, zusätzlich kommen für die laufende Betriebsführung Kosten in der Höhe von Euro 60 bis Euro 240,- hinzu. "Die möglichen Kosteneinsparung schätzt man auf 9,- bis 42,- Euro pro Jahr und Haushalt, hält Georg Niedermühlbichler fest, "für die AbnehmerInnen also ein Verlustgeschäft."

Wer schützt vor Datenmissbrauch?

Die Kosten der Einführung der Smart Meters sind nicht der einzige Problembereich. Datenschützer warnen davor, dass durch die genaue Erfassung der Daten personenbezogen Rückschlüsse auf die Verbrauchsgewohnheiten getroffen werden können. Auch die Anfälligkeit des Zählernetzes für Hackerangriffe ist, wie sie in den vergangenen Monaten regelmäßig durch die Schlagzeilen gingen, ist bislang ungelöst. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr, bedenkt man, dass über die Datenleitung auch die Fernabschaltung der Energieversorgung möglich gemacht wird. Doch datenschutzrechtliche Mindeststandards und die Sicherheit gegen unbefugten Zugriff spielen in der Diskussion um die Einführung der Smart Meters derzeit kaum eine Rolle.

Die Mietervereinigung begrüßt daher die Stellungnahme der Arbeiterkammer und fordert die Zwangseinführung der "intelligenten Stromzähler" auszusetzen, solange die offenen Punkte ungelöst sind. Überhaupt nicht in Frage kommt für die Konsumentenschützer, dass die Umstellungskosten von den Haushalten getragen werden. Denn es sind neben den Hardwareherstellern vor allem Energieversorger, die durch die genaue Erfassung des Verbrauchs ihre Tarifgestaltung optimieren können. Die Mietervereinigung verlangt daher vor der zwingenden Einführung der Smart Meters vom Gesetzgeber eine objektive Kosten-Nutzen-Rechnung aus Sicht der Konsumenten, und klare Regelungen über Art und Umfang der fernübertragenen Informationen in den Bereichen Datenschutz und Datensicherheit.

Abschließend kritisiert Niedermühlbichler auch den bisherigen Umgang mit diesem wichtigen Thema, eine Information an den Endverbraucher hat es de facto nicht gegeben. Eine Überrumpelung der Endverbraucher ist abzulehnen, zuerst bedarf es einer umfangreichen Aufklärung der Endverbraucher.

Quelle: Mietervereinigung Österreichs


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /