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Greenpeace-Strahlenmessung: Dekontaminationsmaßnahmen in Fukushima unzureichend

Massive Strahlenbelastung außerhalb der Sperrzone bedeutet hohes Gesundheitsrisiko für Bevölkerung

Neun Monate nach der Atomkatastrophe in Fukushima ist die Bevölkerung außerhalb der Evakuierungszone noch immer einem massiven Strahlenrisiko ausgesetzt. Das ergeben die heute veröffentlichten Ergebnisse einer Strahlungsmessung durch die Umweltorganisation Greenpeace in Fukushima und Umgebung. Greenpeace stieß bei Strahlenmessungen in den Nachbarorten von Fukushima - Watari und Onami - auf Strahlungswerte von bis zu 37 Mikrosievert pro Stunde. Der zum Beispiel in Österreich oder Deutschland geltende Strahlenhöchstwert, dem Menschen ausgesetzt werden dürfen, liegt bei 1.000 Mikrosievert pro Jahr.

"Die Strahlenbelastung für die Menschen aus dem Umland von Fukushima ist derart hoch, dass die Menschen bereits nach wenigen Tagen, im Extremfall bereits nach 27 Stunden, der maximal zulässigen Jahresdosis an radioaktiver Belastung ausgesetzt werden", zeigt sich Greenpeace-Atomsprecher Niklas Schinerl empört.

Die Messorte liegen außerhalb der Evakuierungszone und etwa sechzig Kilometer vom Unglücks-Reaktor entfernt. Greenpeace fordert in Hinblick auf die unzureichenden Dekontaminierungsmaßnahmen der Regierung, erneut eine dringende Umsiedelung von vor allem Kindern und schwangeren Frauen, da diese einem besonders hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind.

Die aktuelle Strahlenbelastung in den an Fukushima grenzenden Gebieten ist den Greenpeace-Messungen zufolge mit jener in der Evakuierungszone vergleichbar. Dennoch wurde diese nicht weiter ausgeweitet und die Dekontaminierungsmaßnahmen der Behörden auf das Zentrum von Fukushima beschränkt. "Die Regierung versagt seit Monaten auf Evakuierungs- und Dekontaminierungsarbeiten und setzt die Bevölkerung - insbesondere Kinder und schwangere Frauen - enormen gesundheitlichen Risiken aus", so Schinerl.

Trotz offiziellen Aufräumarbeiten wurden in Onami erst 35 von 370 Häusern vollständig dekontaminiert. In Watari hat bis zum heutigen Tag keine Dekontaminierung begonnen. Die offiziellen Strahlenmessungen werden bisher nur bei 1.038 von 6.700 Häusern durchgeführt. Besorgte Bewohner werden weiterhin sich selbst überlassen, da weder genaue Information über Risiken verbreitet oder konkrete Sicherheitsanweisungen erteilt werden. Wenn eine vollständige Dekontamination eines Hauses wie bisher drei Tage dauert, muss die betroffene Bevölkerung lange Zeit in dem derzeitigen Zustand ausharren.

Das grundlegende Problem dabei ist die Verlagerung der Verantwortung für die Dekontamination von der Bundesebene auf die lokale Behördenebene, der es hier an Erfahrung und Know-How fehlt, um der Lage rasch Herr zu werden.

Bereits im August 2011 hatte Greenpeace die japanische Regierung aufgefordert, umgehend die angrenzenden Gebiete wie Fukushima City und Kriama zu dekontaminieren und präsentierte dem Premierminister Yoshihiro Noda eine detaillierte Liste mit den dafür nötigen technischen Anforderungen. Diese wurden jedoch nicht berücksichtigt und die Situation für angrenzenden Bewohner Fukushima hat sich deutlich verschlechtert.



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Weitere Infos: Greenpeace Schweiz

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /