© Naturschutzbund NÖ
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Wohnbau beim Heeresspital: Büsche raus, Ziesel rein!

Ist das Schicksal der großen Ziesel-Population beim Wiener Heeresspital besiegelt?

© Interessensgemeinschaft Lebensqualität Marchfeldkanal
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Obwohl ein von der Wiener Umweltschutzabteilung MA 22 beauftragtes Expertengutachten noch gar nicht vorliegt, zeigt ein jetzt im Internet aufgetauchtes Dokument, dass die hochriskante Absiedlung der streng geschützten Tiere eine längst ausgemachte Sache sein dürfte.

Danach wäre der Weg frei für zunächst 1.000 neue Wohnungen nördlich des Heeresspitals. Bei Fortsetzung dieses ‘kreativen’ Umgangs mit dem Naturschutz, könnten nach Schließung des Heeresspitals dort letztlich bis zu 6.000 Wohnungen im ehemaligen Lebensraum einer streng geschützten Art entstehen.

Schnäppchen-Alarm !

Der entscheidende Hinweis findet sich auf der Webseite der für Kasernen- und Liegenschaftsverkäufe des Bundesheeres verantwortlichen SIVBEG, wo seit Ende August 2011 ein ‘preiswertes’ Grundstück in Wien angeboten wird. Das 16.384 m2 große Areal befindet sich zwischen der Ostgrenze des Heeresspitals und dem Weg entlang des Marchfeldkanals und ist zur Gänze als ‘Schutzzone Wald – Wiese’ gewidmet. Es ist somit nicht für Wohnbau verwertbar, was sich zusammen mit fehlender Aufschließung und starker Verbuschung im extrem niedrigen Mindestkaufpreis von 130.800 Euro (8 Euro pro m2) niederschlägt. Ein klassischer Ladenhüter?



Nein, denn bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, wo der wahre Wert der Fläche liegt. Aufgrund des dichten Buschwerks haben sich dort, im Gegensatz zu den angrenzenden Arealen, noch keine Ziesel ausgebreitet. So scheint das Grundstück geradezu verlockend, um nach dem Roden der Büsche und dem Anbau einer ‘zieselgerechten’ Kurzrasenvegetation, die ‘lästig’ gewordenen Nager vom Feld nördlich des Heeresspitals dorthin abzusiedeln.

Entscheidung bereits gefallen ?

In Anbetracht des ungewöhnlichen Offerts drängt sich also die Vermutung auf, dass im Hintergrund bereits Entscheidungen getroffen wurden, um das Projekt nördlich des Heeresspitals, trotz der Ausbreitung der streng geschützten Ziesel, zu Gunsten der Bauwirtschaft zu retten. Ob diese Gespräche jedoch unter der Prämisse einer bestmöglichen Einhaltung des Naturschutzes geführt wurden, sei der Fantasie des Lesers überlassen.

Der Quadratmeterpreis von 8 Euro ist in jedem Fall als verblüffend günstig einzuschätzen. Zwar handelt es sich dabei um einen Mindestpreis, doch wird die Zahl der abgegebenen Gebote wohl überschau bleiben und der erzielte Schnäppchenpreis die Portokasse des Käufers – so ein Glück auch – nicht übermäßig strapazieren. Dass hier womöglich Eigentum der Republik Österreich viel zu billig den Besitzer wechselt, wird keinem der Geschäftspartner den Schlaf zu rauben.

Ziesel-Gutachten: Dead On Arrival ?

Fest steht, das von der MA 22 beauftragte Fachgutachten bezüglich des Ziesel-Vorkommens am und rund um das Heeresspital liegt bis dato nicht vor. Ob diese Expertise schon bei Abgabe de facto obsolet ist, wird sich zeigen, wenn in der Folge das weitere Vorgehen bezüglich des Erhalts der gefährdeten Ziesel-Population publik wird.

Sollte von den Behörden tatsächlich grünes Licht zur völlig unverantwortlichen Absiedlung der Ziesel in den schmalen Streifen entlang des Marchfeldkanals gegeben werden und ‘rein zufällig’ gerade eine ‘passende’ Destination zur Hand sein, so wird bei Beobachtern wohl unweigerlich der Eindruck entstehen, dass die Entscheidung auf Drängen von einflussreicher Seite zustande kam und die Vorbereitungen tatsächlich schon seit Wochen im Laufen waren.

Künftig wäre es geradezu makaber, wenn im Internet bei Suche nach ‘Ziesel’ ein wissenschaftliches Papier auftaucht, das von einer prosperierenden Ziesel-Kolonie beim Heeresspital berichtet, dort jedoch längst nur mehr lebloser Beton anzutreffen ist und bloß ein Straßenschild ‘Zieselweg’ als stummes Mahnmal an verantwortungslosen Umgang mit Naturschutz erinnert.

GastautorIn: IGL Marchfeldkanal für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /