© EUROFORUM Deutschland SE - Rupert Stadler, Vorsitzender des Vorstands der Audi AG
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Autobauer: Wie sieht der Weg in die mobile Zukunft aus?

19. Handelsblatt Jahrestagung "Die Automobil-Industrie" zeigt Chancen und Herausforderungen durch neue Antriebstechnologien und Elektromobilität

© EUROFORUM Deutschland SE -  Ulrich Walker, Chairman & CEO, Daimler Northeast Asia Ltd
© EUROFORUM Deutschland SE - Ulrich Walker, Chairman & CEO, Daimler Northeast Asia Ltd

München - "Die Mobilität der Zukunft wird bestimmt durch einen gnadenlosen Modernisierungswettlauf", stellte Rupert Stadler, Vorsitzender des Vorstands der Audi AG, zum Auftakt der 19. Handelsblatt Jahrestagung "Die Automobil-Industrie." am 14. Juli 2011 in München fest. Im Fokus der Handelsblatt Jahrestagung standen die Chancen auf den internationalen Märkten, die Herausforderungen durch neue Antriebstechnologien und Elektromobilität sowie veränderte Kundenwünsche.

Die Automobil-Wirtschaft habe die digitalen Anforderungen der nächsten Generationen ebenso zu erfüllen wie die Zusammenführung von Elektromobilität und herkömmlichen Antrieben, mutmaßte Audi-Chef Rupert Stadler. Die neuen Ansprüche an vernetzte Mobilitätskonzepte, alternative Antriebe sowie C02- und Energieeffizienz erfordern ein neues Denken. Veränderte Rahmenbedingungen wie die Transformation von Lebensprozessen in virtuelle Welten, die Globalisierung, Digitalisierung und Urbanisierung verlangten ein flexibles Handeln. Um die Erforschung von Elektroantrieben und Leichtbau voranzutreiben, werde die Volkswagen-Tochter bis 2015 über elf Milliarden Euro investieren.


Der weltweite Automarkt, auf dem derzeit etwa 60 Millionen Fahrzeuge pro Jahr verkauft werden, werde in den kommenden 15 Jahren um rund 60 Prozent auf 85 bis 90 Millionen Fahrzeuge zulegen, sagte er.

"Das Auto 2.0 wird sich wesentlich stärker auf die individuellen Bedürfnisse einstellen", so Stadler weiter.

Neben der Vernetzung und dem Design bleibe der Leichtbau für Audi zentral. Auf dem Weg in die Elektromobilität setze Audi mit dem Q5, A6 und A8 Hybrid auf ein optimales Zusammenspiel aller Komponenten. "Wir wollen auch den Allrad-Antrieb für die Elektromobilität möglich machen", sagte Stadler weiter. Audi verfolge die Entwicklung von Elektroautos ebenso wie die von Plug-In-Hybriden und die Optimierung konventioneller Antriebe. Nicht jedes Auto werde in Zukunft einen Elektromotor haben. Audi gehe langfristig von einem Nebeneinander verschiedener Konzepte wie Wasserstoff, Erdgas, Benzin und Elektro aus.

China wächst weiter

Seit 2009 ist China der größte Automobilmarkt der Welt, stellte Ulrich Walker, Chairman und CEO von Daimler Northeast Asia Ltd. fest. In den nächsten zehn Jahren werde das Wachstum in der Automobilindustrie weiterhin von China dominiert. Getrieben werde diese Entwicklung nicht nur durch den Pkw- und Nutzfahrzeug-Bedarf, sondern auch durch imposante Infrastrukturmaßnahmen, wie beispielsweise dem Bau von jährlich 5000 Kilometern Autobahnen. Ebenso werde in China die Elektromobilität schnell vorangetrieben. Die Regierung habe hier erkannt, dass der steigende Ölbedarf einer immer mobileren Gesellschaft auf lange Sicht nicht mehr zu decken ist und fördere den Verkauf von Elektroautos direkt bei den Herstellern mit bis zu 7.000 Euro. ‘Der Traum eines Chinesen ist ein Auto’, betonte Walker. China versuche auch über die Elektromobilität diesen Wunsch zu erfüllen.


Über die Herausforderungen für Kfz-Versicherer auf den globalen Märkten, sprach Karsten Crede, Vorstand Global Automotive der Allianz Versicherungs-AG. Er meinte, technologische Veränderungen wie die Elektromobilität würden auch die Versicherer herausfordern, neue Produkte für Fahrzeuge mit neuen Eigenschaften zu entwickeln.

Elektroantrieb ist Realität

Einen Einblick die Potenziale von Elektro- und Hybridfahrzeugen gaben Uwe Winter von der Adam Opel AG und Gerald Killmann von Toyota Motor Europe. Winter erinnerte zunächst an die Endlichkeit der Ölreserven und den damit verbundenen Kostenanstieg für Benzin. Der Autobauer Opel versuche hier Antworten zu finden und setze nicht nur auf Verbrauchsreduzierungen, sondern auch auf die Elektrifizierung. ‘Der Kunde will auch in Zukunft ein funktionelles Auto haben’, betonte Winter. Die Entwicklung eines Elektroautos müsse den Anforderungen der Kunden gerecht werden. Die Kunden akzeptierten eine Range von 300 Kilometern, überschaubare Ladezeiten und angemessene Kosten, so Winter weiter. Die Entwicklung des Elektroautos Ampera orientiere sich am Nutzungsverhalten der Kunden und biete für ein bestimmtes Fahrprofil ein optimales Angebot. Es werde immer Kunden mit besonderen Ansprüchen an die Reichweite, Geschwindigkeit oder ähnliches geben, aber für die durchschnittliche Fahrleistung von etwa 50 Kilometern pro Tag biete der Ampera bereits eine vollelektrische Alternative. ‘Der Elektroantrieb ist schon heute Realität’, sagte Winter. Mit dem Ampera zeige Opel, dass Umwelttechnologien Fahrspaß nicht ausschlössen. Durch die Möglichkeit das Fahrzeug an jeder Steckdose anzuschließen, zeige Opels Elektroauto seine Alltagstauglichkeit. Bei der Entwicklung des Ampera seien auch die Möglichkeiten der Produktion berücksichtigt worden, so dass er auch in Serie produziert werden könne.

Hybrid-Technik setzt sich durch

‘Der Voll-Hybrid ist die Basis für die künftige Elektromobilität’, betonte Gerald Killmann. Toyota habe in diesem Jahr bereits den dreimillionsten Hybrid verkauft und gezeigt, dass die Hybrid-Technik auch beim Kunden akzeptiert ist. Toyota werde die Produkt- und Modellpallette für Hybride auch noch erweitern. Ein Hybrid verbinde die Vorteile eines Elektromotors mit denen eines Verbrennungsmotors. Der Verbrennungsmotor werde durch den Elektromotors in seinem Verbrauch optimiert und der Verzicht auf eine Kupplung und ein konventionelles Getriebe führe zu weiteren Energieeinsparungen. Die Batterien habe Toyota an die Lebensdauer des Autos angepasst. Langzeit-Studien zeigten, dass die Batterien dies auch leisten könnten. ‘Uns ist es wichtig, dass man in der Stadt elektrisch und auf der Autobahn schneller fahren kann’, so Killmann weiter. Hier könnten die Vorteile der jeweiligen Motoren wohl ausgeschöpft werden. Toyota betrachte die Hybrid-Technologie als Massentechnologie, mit denen bereits in den Städten voll elektrisch gefahren werden könne. Auch Toyota arbeite an einem Elektromotor, setze in den nächsten Jahren aber hauptsächlich auf Vollhybride.

Die Handelsblatt Jahrestagung ‘Die Automobil-Industrie.’ ist eine der etabliertesten Tagungen für die Automobil-Industrie und zeichnet sich seit Jahren durch hochkarätige Referenten und interessante Diskussionen um die aktuellen Trends in der Automobil-Industrie aus.

Quelle: EUROFORUM


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /