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Ökodörfer - Pionierprojekte nachhaltiger Lebensstile

Teilern und Sparern geht’s gut! Sie haben Zeit, frische Luft und Freunde und machen was sie wirklich wollen.

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© Verein Keimblatt
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Wien- Am 14. März 2011 veranstaltete die plenum Akademie im Hub Vienna unter dem Titel ‘GO! for Ökodorf – Warum wir Pionierprojekte nachhaltiger Lebensstile brauchen’ eine gelungene Mischung aus Wissensvermittlung und Anregung zum Nachdenken. Anschließend diskutierte eine fachkundige Runde über die Frage ‘Wie schaffen wir den Wandel in eine zukunftsfähige Kultur?’.

Facts:

* International Community (Internationale Gemeinschaft) ist ein Sammelbegriff für Kommunen, Ökodörfer, CoHousing-Projekten und Kibuzzim.
* Es gibt etwa 12.000 Internationale Gemeinschaften weltweit
* Die Community im Ökodorf Sieben Linden (DE) spart durch ihren Lebensstil 70% der CO2-Äquivalente pro Person im Vergleich zu konventioneller Lebensweise. Hauptsächlich beim Wohnen.
* Gemeinschaften in Ökodörfern schneiden in der CO2-Bilanz noch besser ab als ökologisch lebende Familien.

In Österreich entstehen das Ökodorf Schönwasser (Südburgenland) für 150 Menschen und das Cohousing Projekt Pomali, eine Passivhaus-Siedlung mit 29 Wohneinheiten bei Krems.

Verwandte Projekte in Österreich:

CoHousing Lebensraum Gänserndorf Süd / NÖ
Sargfabrik in Wien
Niederhof bei Lilienfeld / NÖ
Ökosiedlung Dunkelsteinerwald
Wohnsinn in Wien
Leben in Gemeinschaft Oberösterreich

Verhaltensänderung oberste Priorität der Energiewende

Neben den anderen Vorträgen über Machbarkeitsstudien, technologische Möglichkeiten und ökologische Bausteine für ein nachhaltiges Leben beleuchtete der Vortrag von Dr. Iris Kunze, Soziologin an der Universität Münster, ‘Soziale Schlüsselkompetenzen für das Gemeinsame’. Die sehr wichtige und oft vernachlässigte soziale Dimension der nachhaltigen Entwicklung und Lebensweise. Für Dr. Kunze, die persönliche Erfahrung im Leben in einer Gemeinschaft hat, bildet eine Verhaltensänderung der Menschen die breite Basis für die Energiewende-Pyramide. Technische Effizienz ist wichtig und die Nutzung erneuerbarer Energien dann die Spitze der Pyramide. Das heißt, Menschen, die die Energiewende leben wollen, müssen unweigerlich ihr Verhalten ändern und sich an neue Regeln in einer Gemeinschaft anpassen. Projekte in Deutschland haben gezeigt: Nur 5% der in Gemeinschaften lebenden Personen schaffen es, die ersten 5 Jahre durchzuhalten. Das Zusammenleben in einer ‘International Community’ funktioniert eben nur mit einer sehr solidarischen Alltagsgemeinschaft.

Soziale Bewegungen begründen nachhaltige Weltgesellschaft

Wir, die moderne Industriegesellschaft, leben mit über 50% Scheidungsrate zu fast 40% in Single-Haushalten und das zu 50% in Großstädten. Die alten Gemeinschaften wurden aufgelöst und durch Institutionen ersetzt. Wir können, sozialisiert als Konsumgesellschaft, den Vereinnahmungen durch ökonomische Interessen kaum entkommen. Wir haben zwar seit 25 Jahren ein starkes Umweltbewusstsein, aber kaum tatsächliches Umwelthandeln. Das heißt, wir haben rational begriffen, dass wir auf zu großem Fuß leben, aber keine Ahnung wie wir das ändern sollen ohne Lebensqualität einzubüßen. Wir sollen unsere Konsumgüter, unsere Mobilität und unseren Energieverbrauch beim Wohnen einschränken und vegetarisch leben. Das klingt nicht mainstreamfähig und hat auch bisher nicht funktioniert. Diesbezüglich sind die Internationalen Gemeinschaften soziale Bewegungen und als solche Experimentierfelder, die inzwischen erste Einblicke über lebbare Nachhaltigkeit liefern. Es sind Laboratorien für sozial-ökologische und kooperative Lebensweisen.

Sozial-nachhaltige Schlüsselprinzipien

Gemeinschaft heißt auch weg von einer Gesellschaft, die mit immer anstrengender werdenden, irren Wettbewerbsbedingungen enorme Energien auf Teufel komm raus verschlingt. Laut Glücksforschung sind wir darauf programmiert unsere Erfüllung durch materielle Güter zu erhoffen. ‘Wenn wir eine neue Welt wollen, dann muss mit dem Unbewussten der Menschen kommuniziert werden und dafür muss man drastische Wege einschlagen’ meint Dr. Harald Hutterer, Glücksforscher, dazu. Wir brauchen eine ‘Higher-future-self-Perspektive’, eine Vision von Utopia mit einem Wort. Und wir sollten langsam alte Werte durch neue ersetzen. Den neuen Wert von Unterstützung, sozialer Sicherheit und wertschätzende Begegnung in einer Gemeinschaft etwa. Dass Geiz eigentlich nicht geil ist sondern teilen eigentlich mehr Freude macht. Die Selbstbestimmung bei der Arbeit, mitreden können, Verantwortung übernehmen, das macht viel Lebensqualität aus und das erkennen auch schon sehr viel (ausgebrannte) Menschen und streben Selbstverwirklichung durch Kreativität und nicht durch Konsum an. Bestehende Gemeinschaften haben auch gezeigt, dass es wichtiger ist ganz viel zu kommunizieren als Regeln aufzustellen, dadurch ergeben sich Gestaltungs- statt Blockademöglichkeiten auf Basis von Konsens und Betroffenheit.

Die fundamentale Grundlage jeder Gemeinschaft muss ein gleichberechtiger Zugang zu Ressourcen und Grundbesitz sein und das wären dann aber auch gleich die ersten Schritte für eine nachhaltige Weltgesellschaft.
Die Zukunft könnte also in immer mehr kleinen Ökodörfern beginnen.

‘Gemeinschaft ist ein Kreis von Menschen, die sich kennen und annehmen und die sich in ihrem Wachstum gegenseitig unterstützen - Menschen, die sich vertrauen und einen Teil ihrer Lebensenergie einem größeren Ganzen widmen. (Corinna Felkl/Sieben Linden).




1960er Community in Schottland – Ökodorf www.findhorn.org
Netzwerk ww.ic.org
Europa-Verzeichnis der Ökodörfer www.eurotopia.de
Verein Keimblatt mit Schönwasserwww.oekodorf.or.at
Cohousing Projekt Pomali www.pomali.at

Mehr LINKS :
www.pomali.at/?page_id=117
Pioneers Of Change www.plenum.at

GastautorIn: Dr. Elisabeth C. Berger für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /