© adigitaldreamer.com
© adigitaldreamer.com

"Making the Zero Carbon Society possible"

Rat für Forschung und Technologieentwicklung präsentiert seine Energieforschungsstrategie

Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat gestern im Rahmen einer Pressekonferenz seine "Energieforschungsstrategie" der Öffentlichkeit präsentiert. Langfristiges Ziel bzw. Vision dieser Strategie ist eine international führende Rolle Österreichs im Bereich nachhaltiger Energiesysteme und die fast vollständige Deckung des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien.

"Die Bedrohung durch den Klimawandel und die Verknappung der fossilen Ressourcen verlangen nachhaltige Veränderungen in unserem Energiesystem. Sowohl in der Forschung als auch bei der geforderten Entwicklung neuer Technologien und dem damit verbundenen Einfluss auf unsere Gesellschaft sind daher keine halbherzigen Lösungen verlangt, sondern eine Jahrhundertanstrengung", betont Jürgen Stockmar, Ratsmitglied und für das Thema Energieforschung zuständig.

"Um diese wirklich dramatische Herausforderungen zu bestehen, sollte Österreichs Energieforschung in die Lage versetzt werden, auf europäischem und internationalem Spitzenniveau zu forschen", fordert Stockmar. Nach Ansicht des Rates für Forschung und Technologieentwicklung braucht es eine Energieforschungsrevolution!

Forschung und Entwicklung als Grundlage einer "Energierevolution"

Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung definiert sechs unterschiedliche Bereiche, die zusammen das Potenzial für eine erfolgreiche Energieforschungsstrategie tragen:

- Die nationale Forschungsförderung muss, dem Stellenwert einer gesicherten Energieversorgung entsprechend, angehoben werden. Die Entwicklung von klaren Strukturen und das Setzen von Forschungsschwerpunkten soll dabei eine zielorientierte Forschung vorantreiben.

- Forschung braucht WissenschaftlerInnen. Besonders in den technikorientierten Studien ist es unumgänglich, dass Maßnahmen gefunden werden, um mehr Menschen zu einem "Technikstudium" zu motivieren.

- Die Stärkung der Forschungsinfrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche Energieforschungs- und Innovationspolitik.

- Die Spitzenposition österreichischer Forschung im Energieforschungssektor wird durch internationale Kooperationen gestärkt. Ein Ausbau dieser länderübergreifenden Zusammenarbeit ist daher dringend notwendig.

- Eine Optimierung der einzelnen Maßnahmen sollte durch flexible strategische Steuerungsprozesse gefördert und durch zweckoptimiertes Monitoring unterstützt werden.

- Ein innovationsförderndes Umfeld schafft die Voraussetzung für die Umsetzung des angestrebten Wandels in der Energieversorgung der Zukunft.

"Unser Umgang mit Energie, die Entwicklung neuer und optimierter Lösungen zur Energiegewinnung und die ansteigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen werden sicherlich schon für die nächsten Generationen einen großen Einfluss darauf haben, wie reibungsarm bzw. mit wie viel Spielraum der Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung möglich wird", so Ratsmitglied Jürgen Stockmar.

Resultat eines intensiven und langfristigen Prozesses

Die in der Energieforschungsstrategie definierten Ziele, vorgeschlagenen Empfehlungen und Handlungsmaßnahmen sind das Produkt eines intensiven und umfassenden Prozesses, der gemeinsam mit wesentlichen Akteuren der Energieforschung entwickelt und erarbeitet wurde.

In Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technologie (ÖGUT) und der Österreichischen Energieagentur (AEA) führten die Inhalte von Expertengesprächen und Workshops im August 2009 zur Erstellung eines Expertenpapiers. Auf dieser Grundlage wurde im Februar und März dieses Jahres ein mehrwöchiger offener Online-Konsultationsprozess durchgeführt, dessen Ergebnisse in einem abschließenden Expertenworkshop wiederum eingehend diskutiert wurden.

Die wertvollen Kommentare, Stellungnahmen und Diskussionsbeiträge stellen somit die Basis der genannten Empfehlungen und Handlungsmaßnahmen dar, die der Rat für Forschung und Technologieentwicklung in seiner Energieforschungsstrategie vorschlägt.

"Eine besondere Bedeutung für die Sicherung der zukünftigen Energieversorgung kommt dabei einer klaren Steigerung der Energieeffizienz zu, die den Schlüssel für eine nachhaltige Energieversorgung mit erneuerbaren Ressourcen in den kommenden Jahrzehnten darstellt", erklärt Stockmar. "Um den Energieverbrauch maßgeblich zu reduzieren, ist es einerseits notwendig, dass durch eine intensivierte Forschung u. a. effiziente Lösungen für Logistik und Mobilitätssysteme, Energieversorgung von Gebäuden, Transport und industrielle Prozesse entwickelt werden. Gleichermaßen müssen aber auch der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben und neue Technologien entwickelt werden, wobei der erfolgreiche Einsatz ganz klar von ökonomischen Faktoren abhängig ist," so Stockmar. "Dabei ist vor allem die Politik gefordert, Steuerungsmechanismen zu entwickeln, um ein soziales Ungleichgewicht durch steigende Energiekosten zu verhindern."

10 Jahre Rat für Forschung und Technologieentwicklung: Bilanz und Ausblick

Der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, DI Dr. Knut Consemüller, nahm im Anschluss an die Präsentation der "Energieforschungsstrategie" Stellung zur Anfang September 2010 auslaufenden Funktionsperiode des Rates und schlug einige mögliche Arbeitsschwerpunkte für die Zukunft vor. "Diese Themen", so Consemüller, " stellen eine Kontinuität der laufenden Tätigkeiten dar und spiegeln dringliche, aber nicht erschöpfende Fragen der österreichischen FTI-Landschaft wider." Als wesentlich für die Zukunft betrachtet Consemüller die Entwicklung von Maßnahmen auf Basis eines ganzheitlichen Ansatzes: "Bildung, Forschung und Innovation beeinflussen einander und müssen daher künftig auch gemeinsam betrachtet werden", fordert Consemüller: "Wenn Entscheidungen in diesen Feldern unabhängig voneinander getroffen werden, wie dies in der Vergangenheit teilweise geschehen ist, so kann das verfügbare Potenzial nicht zur Gänze ausgeschöpft werden."

Als weitere Orientierungspunkte nannte Consemüller:

- Orientierung an den besten Ländern ("best practice" anstell quantitativer Inputziele);
- jährliche Steigerungen der Aufwände bei FWF, FFG, Christian Doppler Gesellschaft, Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, ÖAW, u.a um 8-10 Prozent bei Verbesserung der Exzellenz und Effektivität;

- differenzierte Vorgangsweise aufgrund der in Österreich vorherrschenden KMU-Wirtschaftsstruktur;

- Verbesserung der Attraktivität Österreichs für ausländische Firmen, ForscherInnen und InvestorInnen, um wieder zu einem F&E- Auslandsanteil von mehr als 20 Prozent zu kommen;

- bevorzugte Förderung des Kooperativen Bereichs zur weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft.

Wichtige Themen für die Zukunft

Abschließend verwies der Ratsvorsitzende auf das Dokument "Bridging the Gap". Dieses Papier soll der neuen Ratsversammlungübergeben werden und enthält eine Aufzählung jener Themen, deren Bearbeitung nach Ansicht der scheidenden Ratsversammlung auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe darstellen muss. Dies sind:

- Humanressourcen - Bildung/Forschung,
- Gesellschaft und Awareness,
- Outputorientierung / Wirkungsanalyse
- Internationalisierung und 8. EU-Forschungs-Rahmenprogramm,
- Grundlagenforschung / Angewandte Forschung / Experimentelle Entwicklung

und schließlich

- Schwerpuntthemen wie beispielsweise Innovative Dienstleistungen, Mobilität und Verkehr, Agrarwissenschaften, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, Geistiges Eigentum (Intellectual Property Rights) und Technologietransfer, Infrastruktur, Evaluierung / Monitoring sowie Bund-Bundesländer-Abstimmung.

Quelle: Rates für Forschung und Technologieentwicklung


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /