© R. Haslinger
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Die aktuelle Photovoltaik-Förderung des KLIEN-Fonds – eine kritische Analyse

Ab 28.6.2010 bis 31.8.2010 läuft die Photovoltaik-Förderung des KLIEN-Fonds. In dieser Zeit werden insgesamt 35 Millionen Euro für Photovoltaik-Anlagen ausgeschüttet

Die KLIEN-Förderung ist aber nicht geeignet, um die Photovoltaik bzw. die
Solarstromerzeugung in Österreich rasch zu verbreiten. Während in Deutschland mit Ende 2010 bereits 2% des Stromverbrauchs durch Solarstrom abgedeckt werden sind es in Österreich beschauliche 0,05%.

7 Gründe warum die KLIEN-Förderung kontraproduktiv ist und warum das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz besser geeignet, damit die Solarstromerzeugung auch in Österreich einen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung liefert:

1. Planungsunsicherheit

Der KLIEN-Fonds soll Anlagen unter 5 kW Leistung fördern. Nur wann und wie hoch die Fördermittel ausgeschüttet werden weiß keiner. Für heuer sollen es 35 Millionen Euro sein. Und nächstes Jahr? Auf Grund dieser ‘Stop-and-go- Förderung’ kann kein Installationsunternehmen zusätzliches Personal einstellen. Darüber hinaus können die Installationsunternehmen nicht von Großhandelsrabatten profitieren, wenn sie nur Klein- und Kleinstanlagen in sehr überschaubarer Anzahl installieren. Die Planungsunsicherheit führt dann auch zu einer Investitionsunsicherheit.

2. Investitionsunsicherheit


Die Investitionsunsicherheit führt zu einem höheren durchschnittlichen Anlagenpreis als in Ländern mit garantierten Einspeisetarifen. Ein Beispiel: In Deutschland mit für 20 Jahre garantierten Einspeisetarifen beträgt der Preis für eine komplett installierte 5-kW-Anlage mit polykristallinen Modulen je kW rund € 2900.- netto. In Österreich sind diese Preise nicht möglich. Durchschnittliche Preise im Rahmen der jetzigen KLIEN-Förderung bewegen sich zwischen € 3900.- bis 4500.- netto je kW. Hohe durchschnittliche Anlagenpreise in Kombination mit einer niedrigen Einmalzahlung als Förderung münden in einem extremen Verdrängungswettbewerb.

3. Extremer Verdrängungswettbewerb


Weil die Förderhöhe auf € 1300.- je kW (brutto ) gesenkt wurde ist eine mögliche Wirtschaftlichkeit nur mit sehr günstigen (chinesischen) Modulen gegeben. Qualitätsprodukte aus Österreich können nicht mehr konkurrieren und werden aus dem eigenen Markt gedrängt. Nicht die Module mit den besten Stromerträgen sondern die billigsten Module werden gekauft. Dies führt zu einem Verlust der Innovationskraft. Denn in einem derartigen Markt ist es oberste Prämisse Module möglichst billig zu produzieren egal wie viel Strom diese Module dann tatsächlich erzeugen können. Abhängig vom Modulhersteller kann die erzeugte Strommenge zwischen den verschieden polykristallinen Modultypen um bis zu 15% im Jahr auseinander liegen.

4. Verlust der Innovationskraft


Der Photovoltaik-Markt ist ein äußerst dynamischer Markt. Produzenten und Installationsunternehmen können nur in einem Markt mit stabilen Tahmenbedingungen Erfolge erzielen. In Märkten mit keiner oder unzureichenden Förderinstrumenten liegt ein Verkäufermarkt vor, in welchen der Verkäufer den Preis bestimmen kann. Innovationen entstehen meistens nur dort wo die Wahrscheinlichkeit für die Amortisation eines innovativen Produktes am höchsten ist. Ein Heimmarkt ist für die Entwicklung innovativer Produkte ein großer Vorteil für die Unternehmen. Für die Gebäudeintegrierte Photovoltaik (GIPV) ist dies zum Beispiel Frankreich und Italien.

5. Keine langfristigen Entwicklungschancen in der GIPV


Das aktuelle Förderprogramm des KLIEN-Fonds zur Gebäudeintegrierten Photovoltaik ist auf Grund der zu geringen Forschungs- und Fördermittel ungeeignet neue Entwicklungen in der Gebäudeintegrierten Photovoltaik voranzubringen. Der französische Markt ermöglicht mit garantierten Einspeisetarifen eine stabile Entwicklung wie in Deutschland. Die französischen Einspeisetarife für Gebäudeintegrierte Photovoltaik liegen über den Tarifen für klassische Aufdachanlagen. Dies führt zu neuen Entwicklungen und Produkten wie GIPV möglichst effizient umgesetzt werden kann.

6. Ineffizienz


Nicht nur die durchschnittlichen Anlagenpreise bleiben in Österreich höher als in Märkten mit für eine bestimmte Laufzeit garantierten Einspeisetarifen. Auch die jährliche gesamte installierte Leistung an sich bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück. Die aktuelle Förderung soll einen Zubau von rund 25 MW ermöglichen. Ein Größenvergleich: Zwei deutsche mittelständische Unternehmen können diese Leistung alleine in einem Jahr verbauen. Alleine im Jahr 2009 wurden in ganz Deutschland 3800 MW verbaut. 25 MW werden im süddeutschen Raum durchschnittlich in einem einzelnen Landkreis jährlich installiert. Je mehr installiert werden kann desto geringer sind auch die Kosten für die Module auf Grund des Lernkurven-Effekts. Auch das Wissen und die Erfahrung der Installateure führen mit jeder gebauten Anlage zu einer Verbesserung der Effizienz. Mangelnde Erfahrung und Unwissenheit führen zu höheren Fehlerquoten.

7. Unwissenheit


Nur durch die Aus- und Weiterbildung auf allen Ebenen, vom Kunden über den Installateur bis zur Politik, kann die Photovoltaik auch auf dem österreichischen Markt schneller Fuß fassen. Während auf der Ebene der Installateure bereits Erfahrung gesammelt werden konnte scheint es auf der Ebene der Politik noch großen Aufholbedarf zu geben. Wie sollte sonst zu erklären sein, dass das Bundesministerium für Umwelt Solarwärmeanlagen mit Photovoltaikanlagen immer wieder verwechselt. Jüngstes Beispiel: Beim aktuellen Leitfaden zur Photovoltaik-Förderung 2010 sind auf der letzten Seite zwei schöne Einfamilienhäuser zu sehen. Die Dächer sind mit thermischen Solarkollektoren belegt, Photovoltaik-Module sind leider nicht zu sehen.

Fazit: Die KLIEN-Förderung ist daher nicht das geeignete Instrument um der Photovoltaik in Österreich zum Durchbruch zu verhelfen. Ein Förderinstrument wie das deutsche oder französische Einspeisegesetz mit für 20 Jahren garantierten Einspeisetarifen ist die Basis für Rechts- und Planungssicherheit. Wird die Festlegung der Tarife an den jährlichen Zuwachs an Photovoltaik-Anlagen gekoppelt, dann liegt ein effizientes Instrument vor um die Ökostromerzeugung durch Photovoltaik und auch durch andere erneuerbare Energien rasch zu erhöhen. Warum hat Österreich nicht ebenso ein effizientes Einspeisegesetz wie Deutschland? Wahrscheinlich liegt´s an Punkt 7, der Unwissenheit. An eine andere Möglichkeit möchte man nicht denken. Denn jede andere Möglichkeit würde zum Schluss führen, dass man den Ausbau der
Photovoltaik in Österreich vorsätzlich blockieren will.


Quellen:

Preisentwicklung für PV-Anlagen:
http://www.solarwirtschaft.de/preisindex

Wichtige Märkte für GIPV (Frankreich und Italien) :
http://www.gebaeudeinstallation.at/ireds-104614.html

Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland:
http://www.energymap.info

Photovoltaik-Leitfaden zur aktuellen KLIEN-Förderung:
http://www.klimafonds.gv.at/typo3conf/ext/kf_projekte/secure.php?u=0&file=1085&
t=1276774392&hash=eef19aa6aba57474522f50042e01f7e1

GastautorIn: Rupert Haslinger für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /