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Bäuerliche Landwirtschaft statt Gentech-Kartoffeln!

European Food Declaration wird vorgestellt

Wien- Am 2. März 2010 wurde vom Europäischen Patentamt die gentechnisch veränderte Kartoffel ‘Amflora’ des deutschen Chemiekonzerns BASF zum Anbau innerhalb der EU zugelassen. Die Kartoffelsorte darf zu industriellen Zwecken angebaut werden. Bei der Stärkegewinnung anfallende Nebenerzeugnisse können als Futtermittel verwendet werden. Auf diesem Weg gelangt die Gentechnik auch in die Lebensmittelkette. Weiters wird eine Verunreinigung von Nahrungsmitteln bis zu 0,9 Prozent toleriert.

‘Amflora’ enthält ein Resistenzgen gegen ein Antibiotikum, das sowohl in Human- als auch Tiermedizin von Bedeutung ist. Dies kann zu einer weiteren Verbreitung antibiotikaresistenter Krankheitserreger führen.

Im Falle eines Anbaues ist eine Ausbreitung der Kartoffel auf die Nachbarfelder nicht auszuschließen. Für alle Bäuerinnen und Bauern, die sich für eine gentechnikfreie Produktion entscheiden, ist das eine existenzielle Bedrohung. Die Auswirkungen auf Umwelt und menschliche Gesundheit können nicht hinreichend abgeschätzt werden.
Wozu dieses Risiko eingehen, wenn es Erdäpfel mit vergleichbaren Eigenschaften ohne gentechnische Veränderung gibt?

In Wien soll daher eine Kundgebung ‘Bäuerliche Landwirtschaft statt Gentech-Kartoffeln!’ stattfinden, am Dienstag, 16. März 2010 ab 10 Uhr am Christian Broda-Platz (Mariahilfer Straße/Westbahnhof) in 1060 Wien

Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass es Alternativen zur derzeit gängigen Agrarpolitik gibt: daher werden biologisch produzierte Erdäpfel an die PassantInnen verteilt.

Die Kundgebung wird getragen von: ÖBV-Via Campesina Austria, AgrarAttac, Agrarbündnis, FIAN, Global 2000, SOL - Menschen für Solidarität – Ökologie – Lebensstil, Dreikönigsaktion, ARGE Schöpfungsverantwortung, Grüne Bauern und Bäuerinnen, Slow Food Linz.

Gleichzeitig wird die European Food Declaration vorgestellt, die eine Vision für eine zukunftsfähige Landwirtschaft beschreibt. Sie wurde von den unterschiedlichsten Organisationen auf europäischer Ebene ausgearbeitet und kann ab 16. März 2010 online unterzeichnet werden: www.europeanfooddeclaration.org


Nachfolgend ein Auszug aus der EUROPEAN FOOD DECLARATION:

Die neue Gemeinsame Lebensmittel- und Agrarpolitik:

1. Versteht Nahrung als ein universales Menschenrecht und Lebensmittel nicht lediglich als eine Ware.
2. Gibt dem Anbau von Lebens- und Futtermitteln für Europa den Vorzug und verändert internationalen Agrarhandel auf der Basis der Prinzipien von Gleichheit, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit. Die GAP darf dabei die Lebensmittel- und Agrarsysteme anderer Länder nicht schädigen oder zerstören.
3. Fördert gesunde Essgewohnheiten sowie Ernährungsformen, die vor allem auf pflanzlicher Basis beruhen und die den Konsum von Fleisch, von energie-intensiven, hochverarbeiteten Nahrungsmitteln sowie von gesättigten Fetten reduzieren. Dabei werden weiterhin kulturell verschiedenen Essgewohnheiten und regionale Traditionen respektiert.
4. Priorisiert die Erhaltung von landwirtschaftlicher Produktion durch eine Vielzahl von Bauern und Bäuerinnen in ganz Europa, die Lebensmittel erzeugen und Kulturlandschaften erhalten. Dieses Ziel ist ohne gerechte und sichere Preise für landwirtschaftliche Produkte, die Bauern und Bäuerinnen und LandarbeiterInnen ein gerechtes Einkommen bzw. einen gerechten Lohn ermöglichen, bei gleichzeitig leistbaren Preisen für KonsumentInnen, nicht machbar.
5. Stellt faire, nicht diskriminierende Rahmenbedingungen für landwirtschaftliche ProduzentInnen und LandarbeiterInnen in Zentral- und Osteuropa sicher und fördert den fairen und gleichen Zugang zu Land.
6. Respektiert die lokale und globale Umwelt, schützt die endlichen Boden- und Wasserresourcen, erweitert die Biodiversität und respektiert Tierwohlfahrt.
7. Garantiert, dass Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion frei von Gentechnik bleibt und stärkt die Kontrolle von Bauern und Bäuerinnen über Saatgut und die Diversität lokaler Vielfalt.
8. Stoppt die Förderung des Anbaus und der Verwendung von industriell produzierten Agrotreibstoffen und priorisiert die Reduktion von Transporten.
9. Stellt Transparenz entlang der gesamten Nahrungsmittelkette sicher, sodass BürgerInnen darüber Bescheid wissen, wie ihre Nahrungsmittel produziert wurden, woher sie kommen, woraus sie bestehen und was im Endverbraucherpreis enthalten ist.
10. Reduziert die Machtkonzentration und den Einfluss der lebensmittelverarbeitenden Industrie sowie des Einzelhandels im Hinblick auf das, was produziert und konsumiert wird und fördert ein Lebensmittelsystem, in dem die Distanzen zwischen den ProduzentInnen und KonsumentInnen verringert werden.
11. Fördert den Anbau und Konsum von hoch qualitativen lokalen und saisonalen Lebensmitteln und unterstützt damit eine engere Verbindung zwischen Bauern/Bäuerinnen und KonsumentInnen.
12. Stellt Ressourcen für die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten über die Lebensmittelproduktion, die Verarbeitung und den Genuss von gesunden und nahrhaften Lebensmitteln an Kinder bereit.


Die European Food Declaration wurde in Österreich bisher unterzeichnet von
ÖBV-Via Campesina Austria – Global 2000 – Südwind – Dreikönigsaktion – Attac Austria – Slow Food Linz – SOL Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil – Agrarbündnis – FIAN Austria – Gewerkschaft PRO-GE – ARGE Schöpfungsverantwortung – WWOOF Österreich – ARCHE NOAH – Grüne Bäuerinnen und Bauern


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /