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Kritik an Andritz-Bilanz: Zerstörung von Natur statt Umwelttechnologie

Weihbischof Kräutler zu neuem Andritz-Projekt: "Ein Verbrechen an der Natur"

Greenpeace und ECA Watch veröffentlichen anlässlich der heute präsentierten Jahresbilanz 2009 der Andritz AG eine alternative Bilanz des österreichischen Unternehmens. Die Zahlen der Umweltschützer sprechen eine andere Sprache, als die des Konzerns. Denn international hat sich die Andritz AG zu einer Marke entwickelt, die unmittelbar mit Umweltzerstörung und sozialer Verelendung in Verbindung gebracht wird. Derzeit im Zentrum der Aufmerksamkeit der Umweltorganisationen die geplante Beteiligung der Andritz AG am Staudammprojekt "Belo Monte" in Brasilien. "Wo Andritz draufsteht, ist häufig Naturzerstörung und Vertreibung drin!", kritisiert ECA Watch-Sprecher Ulrich Eichelmann.

Aktuell bemüht sich die Andritz AG um das Staudammprojekt "Belo Monte" im brasilianischen Regenwald, das auf den breiten Widerstand von Umweltgruppen und der indigenen Bevölkerung vor Ort stößt. Am Rio Xingu soll der drittgrößte Staudamm der Welt entstehen. Der dort ansässige österreichische Weihbischof Erwin Kräutler spricht sich vehement gegen den geplanten Staudamm aus. "Dieses Projekt ist ein Verbrechen an der Natur und an den Menschen. Die Andritz AG sollte sich auf keinen Fall daran beteiligen. Der Profit darf nicht über alles gestellt werden", appelliert Kräutler.

Allerdings sind es ingesamt vier äußerst umstrittene Projekte, die die Andritz AG derzeit in Vorbereitung. Neben dem Projekt "Belo Monte" gibt es in Brasilien noch einen Staudamm am Rio Madeira. Auch ist das Unternehmen noch immer nicht aus dem Ilisu-Staudammprojekt in der Türkei ausgestiegen. Und im tasmanischen Urwald soll eine Zellstofffabrik mit Andritz-Technik ausgestattet werden.

Eine Bilanz dieser Projekte macht deutlich, wie hoch die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind:

- 15.000 - 20.000 Menschen sollen im Amazonas-Regenwald umgesiedelt werden - Weit über hundert Fischarten könnten im Amazonas für immer ausgerottet werden - 200 Millionen m3 Erde müssten dort ausgehoben werden (mehr als beim Panamakanal) - 80.000 bis 100.000 Schildkröten könnten am weltweit größte Schildkröten-Brutplatz im Amazonas betroffen sein - 60.000 Menschen sollen in der Türkei umgesiedelt, enteignet und kaum entschädigt werden - die historische Stadt Hasankeyf würde mit zahlreichen anderen historischen Fundstätten einfach geflutet werden - 200.000 Hektar Regenwald sollen alleine in Australien geopfert werden - Täglich sollen in Australien 64.000 m3 hochgiftiger Abwässer ins Meer gepumpt werden

"Beim höchst umstrittenen Bau des Ilisu-Staudamms am Tigris im Südosten hat die Andritz AG unter Beweis gestellt, dass internationale ethische Standards für das Unternehmen keine Rolle spielen", erklärt Niklas Schinerl von Greenpeace. Im Juli 2009 haben Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie alle europäische Banken wegen der katastrophalen ökologischen, kulturellen und soziologischen Folgen ihren Rückzug aus dem Staudammprojekt erklärt. Die Andritz AG, die wiederholt behauptet hat, sich unter diesen Umständen aus dem Projekt ebenfalls zurück zu ziehen, ist bis heute nicht davon abgerückt diesen Staudamm zu bauen.

Greenpeace und ECA Watch fordern von der Andritz AG einen Rückzug aus den fatalen Staudamm-Projekten im Amazonas und in der Türkei und sprechen sich ebenso gegen die geplante Zellstofffabrik in Tasmanien aus "Wer sich in Österreich mit Umweltpreisen schmückt, darf anderswo die Rodung des Urwaldes, die Umsiedlung und Enteignung von Menschen und die Ausrottung ganzer Tier- und Pflanzenarten nicht in Kauf nehmen", sind sich Schinerl und Eichelmann einig.

Weitere Informationen: www.greenpeace.at/andritz_bilanz


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /