Regionen Emmental und Oberaargau prüften Potenzial zur Energiezukunft

Potenzialstudie zur Energiezukunft abgeschlossen: Hohe Wertschöpfung durch regionale Energienutzung möglich

Die in den Regionen Emmental und Oberaargau nachgefragte Energie in der Form von Strom, Wärme und Treibstoffen wird heute zu 90% importiert, mit den entsprechenden Folgen: 400 Mio. Franken jährlich fliessen aus der regionalen
Wirtschaft ab, die Versorgung in Krisenzeiten ist alles andere als gesichert und der grosse Anteil an fossilen Brenn- und Treibstoffen heizt das Klima auf.
Das muss nicht so sein, wie eine eben abgeschlossene Studie im Auftrag der Regionen Emmental und Oberaargau zeigt: Wenn mit den heute bekannten Technologien konsequent Energie gespart wird und wenn die in der Region verfügbaren erneuerbaren Energieressourcen genutzt werden, ist es möglich, 80% des gesamten heutigen Energiebedarfs regional und erneuerbar bereitzustellen. Das bedeutet Arbeitsplätze für die Region und eine krisensichere und weitgehend CO2-neutrale Energieversorgung dank kurzen Transportwegen und erneuerbaren Rohstoffen.

Schätzungen aus der Potenzialstudie zeigen, dass gegenwärtig rund 500 Mio. Franken jährlich für die Energieversorgung in den Regionen Emmental und Oberaargau ausgegeben werden. Davon fliessen 80% aus der Region ab. Lediglich 100 Mio. Franken verbleiben also gegenwärtig im regionalen Wirtschaftsraum. Eine vollständige Nutzung der regionalen Potenziale würde zu einer Verdoppelung der regionalen Wertschöpfung auf 200 Mio. Franken führen. Bei einer gleichzeitigen Verdoppelung der Energiepreise könnte die regionale Wertschöpfung sogar auf 400 Mio. Franken jährlich erhöht werden.
Aktuell verbrauchen die Regionen Emmental und Oberaargau zusammen rund 5200 GWh Energie pro Jahr. Davon sind zwei Drittel fossile Brenn- und Treibstoffe auf der Basis von Erdöl oder Erdgas, ein Fünftel wird in der Form von
Strom aus Kernenergie, Wasserkraft, sowie Kohle und Gas aus der übrigen Schweiz und dem umliegenden Aulsand importiert. Lediglich 10% werden in der Region produziert. Die grössten Produzenten aktuell sind die Aarekraftwerke
im Oberaargau (250 GWh) und die Holzenergie (200 GWh). Bisher noch verschwindend klein ist der Beitrag von Kleinwasserkraft, Wind, Sonne, Biomasse (neue erneuerbare Energien) welche zusammen 55 GWh oder ein Promille des Energiebedarfs decken.


Gründung der Energieregion Emmental

Um die Nutzung der regionalen erneuerbaren Energieressourcen und die Verbesserung der Verbrauchseffizienz im Emmental zu unterstützen, wird 2010 die «Energieregion Emmental» gegründet. Die Energieregion ist ein Netzwerk
der regionalen Akteure, welches sich zur Aufgabe macht, konkrete Ziele für die Energiezukunft des Emmentals zu formulieren und in den kommenden Jahren diese Ziele kontinuierlich anzutreben. Trägerschaft des Netzwerks «Energieregion Emmental» ist der Verein Energie plus! mit Sitz in Langnau, der seit 20 Jahren die Förderung umweltfreundlicher Energien zum Ziel hat.

In der Region Oberaargau gibt es noch keine konkreten Bestrebungen zur Gründung einer «Energieregion Oberaargau ». Gut möglich aber, dass die Region Oberaargau von der Pionierleistung der «Energieregion Emmental» profitieren kann.

Tätigkeit der Energieregion Emmental

Die Energieregion Emmental bemüht sich einerseits, weitere Grundlagen für die nachhaltige Entwicklung der regionalen Energieversorgung zu erarbeiten. Dafür sollen aufbauend auf der vorliegenden Potenzialstudie Ziele und konkrete Massnahmen entwickelt werden für die Steigerung der Anteile regionaler erneuerbarer Energie und für die Verbesserung der Verbrauchseffizienz. Parallel dazu arbeitet die Energieregion Emmental daran, Bevölkerung und Entscheidungsträger in der Region für die nötige Entwicklung der kommenden Jahre zu sensibilisieren und zu informieren.

Die Erarbeitung von Zielen und einer Strategie für die Nutzung der regionalen Potenziale wird aufbauend auf der vorliegenden Potenzialstudie vorgenommen. Die Sensibilisierung und Information geschieht bei publikumswirksamen
Anlässen, wie etwa der Eröffnung der neuen Coop-Filiale in Langnau vom 4.-7. März. Bei diesem Anlass wird die Energieregion ihren Auftritt unter dem Slogan «Zündende Ideen für Energie mit Köpfchen» lancieren. Im August wird am
selben Ort eine Ausstellung eröffnet, die zeigt, welche Technik aus dem neuen Coop ilfis center einen Leuchtturm für energieeffizientes Bauen macht.
Die strategische Ausrichtung der Energieregion Emmental wird von einer Steuergruppe vorgegeben, in der verschiedene Akteure aus der Region Emmental vertreten sind. Für die Koordination ist - vorbehältlich der erfolgreichen Finanzierung - die Einrichtung einer Geschäftsstelle vorgesehen. Diese Geschäftsstelle wird im Mandatsverhältnis geführt vom Büro Weichen stellen in Trubschachen, welches bereits mit der Erarbeitung der Potenzialstudie betraut wurde.

Mittelfristiges Ziel: Eigenfinanzierung

Die hier vorgestellte Potenzialstudie wurde unter dem Patronat der Region Emmental durchgeführt und aus Geldern der Neuen Regionalpolitik (NRP) finanziert. Für die Weiterentwicklung der Energieregion Emmental ist ein Folgegesuch für eine weitere Unterstützung aus dem NRP-Fonds in Vorbereitung. Weitere Mittel werden beim Netzwerk und weiteren Partnern gesucht. Mittelfristig ist vorgesehen, dass die Energieregion ein Geschäftsfeld entwickelt, aus dem sie ihre eigene Tätigkeit finanzieren kann. Entsprechende Ideen werden in Zusammenarbeit mit anderen Energieregionen
in der Schweiz entwickelt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /