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Elektroautos- Hauptsache, sie kommen!

Ein Interview mit Martin Eberhard, einem der Gründer von Tesla Motors

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Wien- Vor kurzem moderierte oekonews-Chefredakteurin Doris Holler-Bruckner in Wien beim Com:Sult Kongress ein Workshop zum Bereich Elektromobilität. Am Podium auch Martin Eberhard, einer der Gründer von Tesla Motors. Wir nützen die Gelegenheit zu einem kurzen Interview. Eberhard war in den 90-er Jahren im IT- Bereich tätig, federführend auch bei Nuvomedia, einem Entwickler von E-Books. Nach deren Verkauf wurde 2003 Tesla Motors in Kalifornien gegründet. Tesla Motors verkauft, als erste Firma weltweit, ein Elektroauto das eine Reichweite von bis zu 400 km bietet. 2007 kam es zu einem Zerwürfnis in der Geschäftsführung von Tesla Motors und Eberhard stieg schließlich aus- derzeit ist er für VW tätig.

oekonews: Was war ihre Motivation, auf das Elektroauto zu setzen?

Martin Eberhard: Die anderen Autohersteller meinten damals, das Elektroauto kommt nie. Mittlerweile haben so manche bereits umgedacht und es gibt mehrere Anbieter, die mit Elektrofahrzeugen in nächster Zeit auf den Markt kommen wollen. Ein Motor für mich war natürlich der Klimaschutz, aber auch die Erdölabhängigkeit sehe ich als ein großes Thema. Viele Kriege sind unmittelbar mit Ressourcen und vor allem mit Erdöl verbunden, auch jene der USA. Meine Vision ist, den Verbrauch von Erdöl entsprechend zu reduzieren - und das Benzinauto ist der absolute Erdölfresser. Als ich damals die Antriebstechnologien miteinander verglichen habe, sah ich auf den ersten Blick, welche die höchste Effizienz hat: das ist eindeutig der Elektromotor.

Tesla Motors hat schon vor ein paar Jahren mit dem Elektroauto gestartet, als alle anderen Autohersteller noch keinen Markt dafür sahen. Wie waren die Rückmeldungen aus der Autoindustrie?

Die anderen Autohersteller meinten damals, das Elektroauto kommt nie. Mittlerweile haben so manche bereits umgedacht und es gibt mehrere Anbieter, die mit Elektrofahrzeugen in nächster Zeit auf den Markt kommen wollen.

oekonews: Der Tesla Roadster ist ein absolut "sexy" Fahrzeug- wie sehen Elektroautos in Zukunft aus?

Eberhard: Der Tesla zeigt vor, was Elektroautos können- mit einem Sportwagen in den Markt einzusteigen, macht Sinn. Ich glaube es wird in Zukunft die unterschiedlichsten Elektroautos geben- vom Kleinwagen bis zum Pickup und zur Limousine. Der Trend geht jedoch zu leichteren und kleineren Autos, die wird es zusätzlich geben. Elektroautos sind ein richtiger und wichtiger Weg.

oekonews: Prof. Knoflacher hat in unserer gemeinsamen Diskussion beim Com.Sult Kongress die notwendigen Veränderungen in der Mobilität klar aufgezeigt- das Elektroauto verbraucht trotzdem in Städten Platz, auch wenn es leiser ist und vor Ort keine Emiss

Eberhard: In Europa könnte es tatsächlich zu einem Umdenken kommen- ich habe auch gehört, dass in manchen europäischen Städten, so auch in Wien, die Autozahl abnimmt. Aber Europa ist einfach anders als die USA. Die Verkehrsinfrastruktur von Bahn, Bus usw. ist besser. Europa ist dichter besiedelt und der öffentliche Verkehr funktioniert einfach weit besser. In den USA ist das nur in wenigen Städten so, beispielsweise in Manhattan in NewYork oder in der Innenstadt von San Francisco. Das ist ein richtiger Weg.

Aber das Auto hat, glaube ich, in den USA eine ganz andere Wertigkeit- es ist, noch viel mehr als ein Statussymbol, es ist ein Symbol von Freiheit und von Emanzipation.

oekonews: Sie glauben also, dass Autos auch mit Elektroantrieb mehr oder weniger gleiche Funktionen haben werden. Trotz derzeit noch manchmal geringerer Reichweite?

Eberhard: Die Reichweite wird sich durch die technische Entwicklung kontinuierlich steigern - mehr Reichweite heißt derzeit auch höhere Kosten. Physikalisch ist die Batterie da in ihrer Kapazität nicht einschränkt. Es wird zwar noch vielleicht 15 bis 20 Jahre dauern, dann werden auch Reichweiten von 1000 Kilometern für Elektroautos möglich sein- bei wahrscheinlich vergleichbaren Kosten zu den heutigen Autos. Mehr Reichweite wird in Zukunft eine Art "Zusatzausstattung" sein, so wie es heute stärkere und schwächere Motoren für Autos gibt. Man wird dann z.B. ein Auto mit 500 Kilometern Reichweite kaufen können, oder für einen Aufpreis, das gleiche Auto mit 800 Kilometern Reichweite.

Ein Beispiel dazu: eine koreanische Firma, die ich kenne, baut derzeit Batterien mit der doppelten Dichte wie jene, die aktuell im Tesla Roadster verwendet werden. Das heißt für die Zukunft weniger Gewicht - oder auf Wunsch mehr Reichweite.

oekonews: Und was meinen Sie zu den Befürchtungen, dass die Ressource Lithium begrenzt ist?

Eberhard: Ich glaube es gibt noch genug Lithiumvorkommen - und die Ressourcen sind ganz anders als bei Erdöl verteilt. Außerdem kann die Batterie nach der Verwendung im Auto noch in anderen Bereichen nutzen und später das Lithium wiederverwerten.

oekonews: Fährt ein glühender Anhänger von Elektromobilität, wie sie es offensichtlich sind, auch selbst elektrisch?

Eberhard: Ja, sogar fast täglich. Mein Stromanschluss ist in der Garage. Der Strom kommt von der Sonne- in Kalifornien rechnet sich eine Solarstromanlage. Eine normale Tankstelle brauche ich für mein Auto nicht mehr. Das freut mich. Elektroautos gekoppelt mit Erneuerbaren Energien ist ein sinnvoller Weg.

Wer werden in Zukunft die Anbieter von Elektroautos sein?

Es werden neue Anbieter, so wie Tesla Motors, oder BYD auf den Markt kommen. Auch bisherige Anbieter aus dem Bereich der Automobilbranche werden umsteigen. Aber es ist eigentlich egal, woher Elektroautos kommen- die Hauptsache ist, sie kommen!


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /