Österreichs Windbranche investiert 700 Mio. Euro in Bulgarien

In Österreich müssen Projekte für 1,3 Mrd. Euro auf Rahmenbedingungen warten.

170 Millionen Euro investieren österreichische Windkraftbetreiber heuer und nächstes Jahr in Windparks in Bulgarien. In den folgenden Jahren werden über 500 Millionen Euro an Investitionen folgen. Die österreichischen Unternehmen exportieren ihr Know-how in ein Land, das die erforderlichen Rahmenbedingungen für einen raschen und effizienten Ökostromausbau geschaffen hat. In Österreich herrscht dagegen seit der Ökostromnovelle 2006 Stillstand. Derzeit muss die Branche auf das Inkrafttreten der Ökostromnovelle 2008 sowie auf bessere Einspeisetarife hoffen.

Aquavento, BEWAG-Tochter IWP, evn-naturkraft, Raiffeisen Energy & Environment, WEB Windenergie AG, Windkraft Simonsfeld sowie Verbund Renewable Power: namhafte österreichische Windkraftbetreiber arbeiten derzeit an Windparks in Bulgarien. Ingesamt werden 2008/2009 fünf Windparks in der Region rund um Kavarna (an der Schwarzmeerküste zwischen Varna und der rumänischen Grenze) mit insgesamt 100 Megawatt Nennleistung errichtet. Das Investitionsvolumen beträgt im ersten Schritt 170 Millionen Euro. In einem zweiten Schritt sollen Projekterweiterungen bzw. neue Windparks mit einer Leistung von 300 Megawatt folgen. Das gesamte Investitionsvolumen für diese beiden Schritte beläuft sich auf rund 700 Mio. Euro. Was danach möglich ist, wird sich in den kommenden beiden Jahren zeigen.

Bulgarien zeigt Österreich, wie es geht.

Die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie in Bulgarien soll von derzeit 11,8 % (2005) auf 20 % bis zum Jahr 2020 gesteigert werden. Dass es sich nicht nur um ein hehres Ziel handelt, beweist der Einspeisetarif für Windenergie in Höhe von 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Im Vergleich dazu werden in Österreich derzeit nur 7,54 ct/kWh gezahlt. Etwas bessere Windverhältnisse, günstigere Netzanschlusskosten und keine Gebühren aus der Netznutzung, wie in Österreich, vergrößern den Abstand bei der Wirtschaftlichkeit weiter. In Österreich, wo seit der Ökostromnovelle 2006 praktisch keine Windräder gebaut werden konnten, muss jetzt auf das O.K. aus Brüssel für die im Sommer beschlossene Ökostromgesetznovelle 2008 gewartet werden. Parallel starten die Vorbereitungen für die neuen Einspeisetarife, die ebenfalls neu verordnet werden müssen.

"Die bulgarischen Tarife sind im Einklang mit denen der anderen erfolgreichen Windländer in der EU. Der Tarif von 9,5 ct/kWh, noch dazu bei besseren Windverhältnissen und geringeren Nebenkosten, ist eine aussagekräftige Vorgabe für die neuen österreichischen Tarife. Auch wir brauchen Tarife auf Europa-Niveau!", kommentiert Mag. Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft, anlässlich eines Besuchs einer österreichischen Wirtschaftsdelegation in Bulgarien.

Bei den rund 50 Windrädern, die bis 2009 errichtet werden, handelt es sich durchwegs um Anlagen des Weltmarktführers Vestas. Die VestasÖsterreich GmbH ist im Konzern für den osteuropäischen Raum zuständig und betreut von Schwechat aus die osteuropäischen Projekte und Märkte. Federführend in der Projektabwicklung ist das renommierte österreichische Windkraftplanungsbüro Energiewerkstatt GmbH aus Munderfing in Oberösterreich. Die Energiewerkstatt GmbH betreut 60% der gerade im Bau befindlichen Windkraftanlagen mittlerweile direkt von ihrem Büro in Kavarna aus. Anfangs kamen die Projekte nur vonösterreichischen Windkraftbetreibern, jetzt kommen auch Aufträge direkt aus Bulgarien. Die Kranarbeiten erledigen die Firmen Felbermayr aus Wels und Prangl aus Brunn/Gebirge. Beide sind in Österreich ins Windgeschäft hineingewachsen und haben extra deswegen die sehr seltenen Großkräne angeschafft. Aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer Ausrüstung sind die beiden Unternehmen nun auch in Osteuropa groß im Geschäft. "Wir österreichischen Windkraft-Unternehmen haben uns in den letzten 15 Jahren sehr viel Know-how angeeignet. Wir können aber nur dort investieren, wo die Rahmenbedingungen passen. In Bulgarien ist das der Fall. In Österreich müssen wir leider immer noch auf das tatsächliche Inkrafttreten der neuen Ökostromnovelle warten, obwohl wir auch dort viele Projekte in der Pipeline hätten. Außerdem brauchen wir endlich wieder angemessene Einspeisetarife auf europäischem Niveau. Nur so können wir die im Ökostromgesetz als Ziel festgelegten 700 MW bis 2015 erreichen. Dieser Ausbau würde in Österreich Investitionen von 1,3 Milliarden Euro bringen, was in Zeiten der Konjunkturflaute sicher nicht schaden würde", resümiert Martin Steininger, Obmann der IG Windkraft und Geschäftsführer der Windkraft Simonsfeld.



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Weitere Infos: IG Windkraft

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /