NUVU: Ein Elektroauto für die Stadt von morgen

Nissan stellt innovatives Stadtautokonzept bei der Paris Motorshow vor

Wir stehen kurz vor einem dramatischen Umbruch in den urbanen Ballungsräumen. Binnen fünf bis sieben Jahren werden rund 55 Prozent aller Erdbewohner in Städten wohnen. Wenn nicht bald etwas geschieht, wird das Ideal der ‘persönlichen Mobilität’ durch diese Entwicklung ad absurdum geführt.
Wenn wir die oft auch im Stau stehenden Autos betrachten, so sind sie meist mit nur einer Person besetzt. Heute werden oft große Autos gekauft, obwohl die volle Kapazität selten ausgenutzt werden. In Zukunft werden wir unser Kaufverhalten ändern müssen. ‘Es wächst eine neue Generation heran, die – endlich – fragt, warum wir das so machen wie jetzt. Dazu gehören auch große Autos, die in 99 Prozent der Betriebszeit nur von einer Person bewegt werden’, sagt Francois Bancon, Leiter der Zukunftsentwicklung bei Nissan in Japan. ‘Es ist unsere Aufgabe, den Personentransport besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Menschen und der Umwelt zuzuschneiden’, ergänzt er.

Will man gewisse individuelle Mobilität beibehalten, so ist eine rasche und radikale Neudefinition der Automobile nötig. So ein Auto der Zukunft könnte der Nissan NUVU sein. ‘ Er verfügt selbstverständlich über einen Elektromotor, nach unserer Überzeugung ist das der obligatorische Antrieb für künftige Citymobile. Sein größter Trumpf ist das Interieur-Konzept. Es bietet auf kleinem Grundriss viel Komfort und Platz und zieht so den bestmöglichen Nutzen aus überfüllten Straßen und begrenztem Parkraum. ’ meint Bancon.

Nissans Vision NUVU ist mit nur drei Metern Länge sehr kompakt, bietet aber trotzdem eine 2+1-Sitze. Zielgruppe sind Stadtbewohner, die ihren persönlichen Bewegungsraum und ihren Komfort nicht einschränken wollen, jedoch einsehen, ‘dass etwas passieren muss.’ NUVU ist einfach zu fahren und kinderleicht zu parken. Und natürlich hat er einen Elektroantrieb. Wie Bancon betont: ‘Der Zero-Emission-Status gehört künftig zu den nicht verhandelbaren Kosten für den freien Eintritt in eine Innenstadt.’ NUVU verfügt er über eine ganze Reihe ökologisch sinnvoller Lösungen: So sind in das über die gesamte Länge führende Glasdach gut ein Dutzend Solarzellen integriert. Wie die Blätter eines Baums geformt, leiten sie die gewonnene Energie an die Batterie. Als Verbindungskabel dient ein ins Auto integrierter ‘Baumstamm’. In der Kabine des NUVU hat Nissan so weit wie möglich natürliche, organische und recycelte Materialien verarbeitet. Ein erstes produktionsreifes Elektrofahrzeug (EV) soll ab 2010 zunächst in Japan und Nordamerika in den Verkaufsräumen stehen. NUVU wird das vorerst nicht sein, obwohl er sich wesentliche Technikkomponenten mit dem geplanten Serienmodell teilt. Er ist eine Vorschau auf ein Elektroauto von Nissan, wie es in etwa drei bis fünf Jahren auf den Markt kommen könnte.

Langfristig setzt das Unternehmen unabhängig von Größe, Einsatzzweck und Klassenzugehörigkeit der Modelle auf eine komplette Zero-Emission-Palette. Der NUVU – oder sein späteres Serien-Pendant – werden als Bausteine in einem durchgehend emissionsfreien Produktportfolio gesehen.

Der NUVU im Detail

Interessant ist sein Raumkonzept. Die Stadt der Zukunft, wird überfüllter als heute sein. Daher ist der NUVU außen kompakt und innen geräumig. Auf einer eigenen Plattform mit 1,98 Meter Radstand aufgebaut, misst er nur drei Meter in der Länge. Dank 1,70 Meter Höhe und 1,55 Meter Breite ist die Kabine dennoch groß und luftig.

‘Wir haben die Fahrgewohnheiten von Kleinwagenkunden ausführlich studiert’, sagt Francois Bancon. ‘Das Ergebnis: In 90 Prozent der Zeit waren Fahrer oder Fahrerin allein unterwegs. In fünf Prozent war eine zweite, in vier Prozent eine dritte Person mit an Bord.’ Für die meisten Fahrten ist somit im NUVU mehr als genug Platz. Denn er hat zwei vollwertige Sitze sowie einen dritten ‘Notsitz’, der bei Bedarf ausgeklappt werden kann. Im Gegensatz zu anderen schon heute verfügbaren Zweisitzern bietet er außerdem genügend Stauraum. Das Raumkonzept berücksichtigt vor allem die Bedürfnisse des Fahrers – er genießt das Platzangebot eines C-Segment-Modells. Der Beifahrersitz ist im Vergleich zum Fahrerstuhl leicht nach hinten versetzt installiert, sodass der zweite Insasse seine Beine voll ausstrecken kann. ‘Wir haben dem Beifahrer weitaus mehr Platz eingeräumt als üblich’, sagt Bancon. ‘Denn gewöhnlich sitzt dort ein Familienmitglied oder ein guter Freund, dem man so viel Komfort wie möglich bieten will.’

Dritter Sitzplatz klappt aus der Instrumententafel aus

Vor dem Beifahrersitz ist im NUVU noch eine weitere Sitzgelegenheit vorhanden, die – falls nicht genutzt – komplett im Instrumententräger verschwindet. Doch selbst wenn der dritte Platz belegt ist, gibt es noch genügend Beinfreiheit für die beiden hintereinander sitzenden Passagiere.
Um sowohl Platz wie Gewicht einzusparen, besteht der mittlere Teil des dritten Sitzes aus einem Netzstoff und erinnert an eine Hängematte. Einkaufstüten, Aktenkoffer und kleinere Gepäckstücke finden im Stauraum hinter dem Fahrersitz Platz; für die Mitnahme größerer Gegenstände eignet sich, wenn das Auto nicht voll besetzt ist, auch der Beifahrerfußraum.

Energiebaum mit einem Laubdach aus Solarzellen und mehr

Viele der im NUVU verwendeten Materialien bestehen aus Recyclingmaterial, beispielsweise der Boden aus zu Laminatschichten gepressten Holzfasern. Die Haftung spendenden Gumminoppen stammen aus wiederaufbereiteten Altreifen.Um ein möglichst helles und freundliches Interieur zu realisieren, gehen die Windschutzscheibe und das Glasdach fast übergangslos ineinander über. Das ungewöhnlichste Detail im Innern des NUVU ist der hinter dem Fahrersitz vom Kofferraumboden bis ins Dach emporwachsende ‘Energiebaum’.
Dort, wo der wie ein schlanker Stamm geformte Baum das Tageslicht erreicht, breitet er sich unter dem Glasdach aus und spendet – wie eine echte Baumkrone – den NUVU-Insassen an heißen Tagen Schatten. Damit nicht genug, hängen dutzende wie Blätter geformte Solarzellen an den Verästelungen. Die Zellen nehmen die Sonnenenergie auf, die zum Aufladen der Batterie oder als zusätzliche Anschubhilfe für den Elektromotor genutzt wird. Nissan hat ausgerechnet, dass die durch die Solarzellen gewonnene Energie pro Monat einen kompletten Übernacht-Aufladevorgang der Batterie einsparen kannn.

Die Bedieneinrichtungen im Cockpit sind so einfach wie möglich ausgelegt. Alle wichtigen Funktionen – Lenkung, Bremsen, Kraftübertragung und Gaspedal – werden über ‘X-By-wire-Systeme’, also ohne mechanische Verbindungen, gesteuert. Statt eines konventionellen Lenkrads arbeitet der NUVU-Fahrer mit einem von Flugzeugen inspirierten Steuerknüppel – mit nur einer Umdrehung von Anschlag zu Anschlag ist die Lenkung zugunsten maximaler Wendigkeit und Manövrierbarkeit sehr direkt ausgelegt. Davon zeugt auch der kleine Wendekreis von nur 3,7 Metern. Dank der großen Spurweiten und der auf leichtgewichtigen, fast transparenten Felgen montierten 165/55er-Reifen bietet der NUVU für ein Auto seiner Große einen guten Komfort und eine starke Portion Fahrspaß.

Im Fußraum befinden sich nur zwei Pedale – eins für ‘Stop’ und eins für ‘Go’. Das Kombiinstrument besteht ausschließlich aus digitalen Anzeigen für die Geschwindigkeit, die zurückgelegte Fahrstrecke und den Ladezustand der Batterie.
Der Instrumententräger ist ähnlich wie eine Zwiebel scheibenartig geformt und somit neben dem Energie-Baum ein weiteres Beispiel dafür, wie Vorbilder aus der Natur das Design beeinflussen können. ‘Wir nennen dieses Phänomen Biomimikry’, sagt Bancon. Ein Display im Zentrum des Instrumententrägers bildet den Bereich hinter dem NUVU ab – die Bilder liefern zwei Micro-Kameras, die aus aerodynamischen Gründen konventionelle Außenrückspiegel ersetzen. Es dient zugleich als Monitor für die Rundum-Kamera, die beim Parken oder Rangieren einen Blick auf den NUVU aus der Vogelperspektive ermöglicht.
Die vorderen und hinteren Leuchteinheiten des Nissan NUVU bestehen durchgehend aus energiesparenden LED-Einsätzen. Das Heizungs- und Lüftungssystem reinigt mit Hilfe von Filtern die das Auto durchströmende Luft und hilft so, die Stadt sauberer zu machen.

Für das Design-Team sei es wichtig gewesen, die Serientauglichkeit des NUVU glaubhaft darzustellen, erzählt Masato Inoue, Chef-Designer von Nissan Wir wollen zeigen, dass es Nissan ernst meint mit Elektrofahrzeugen. Bis auf wenige Details könnte der NUVU schon morgen in Serie gehen.’

125 Kilometer Reichweite bei maximal 120 km/h

Im Heck befindet sich der Elektromotor, der von dort die Hinterräder antreibt. Mit einer Batterieladung kommt der Stadtwagen 125 Kilometer weit, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 120 km/h. Bei den Batterien setzt Nissan auf die jüngste Entwicklungsstufe der Lithium-Ionen- Akkumulatoren. Die Batterieleistung beträgt 140 Wh/kg (Wattstunden pro Kilogramm). Die Gesamtzahl der Batterien und die Zahl der Module sind noch offen. Für die Batterien ist die Automotive Energy Supply Corporation (AESC), ein Joint Venture zwischen Nissan und dem Elektronikkonzern NEC, zuständig.

Batterien in Flachbauweise bieten zahlreiche Vorteile

Ihren Wettbewerbsvorteil gegenüber konventionellen, sprich zylindrischen Lithium- Ionen-Batterien beziehen die im NUVU benutzten Aggregate vor allem aus ihrerkompakten Bauweise mit laminierten Akkuzellen. Da sich die Batterie in flache Module unterteilen lässt, ist es möglich, sie unter dem Sitz oder im Unterboden zu verstauen und somit den Schwerpunkt des Fahrzeugs niedrig zu halten.

Die neuartige Architektur führt des weiteren zu einer Erhöhung der Speicherkapazität um den Faktor 1,5 – und zwar trotz der um 50 Prozent kompakteren Bauweise. Die Leistung ist auch nach einer Nutzungsdauer von fünf Jahren oder 100.000 Kilometern noch immer doppelt so hoch wie bei einer zylindrischen Li-Ion-Batterie. Darüber hinaus profitiert auch die Kühlung von der laminierten Struktur – zum Beispiel ist das Risiko unkontrollierter Entladungen infolge großer Hitzeentwicklung gebannt. Der Wechsel des Materials für die Negativ-Elektroden (Graphit statt Kohlenstoff) sowie der Einsatz von Mangan im Bereich der positiven Elektroden steigern die Leistung und verlängern die Lebensdauer.

Schnellaufladen der Akkus dauert maximal 20 Minuten

Ein schneller Aufladevorgang versorgt das System in zehn bis 20 Minuten mit ausreichend Spannung für kurze Fahrten. Das komplette Aufladen aller Batteriemodule an einer 220 V-Steckdose ist nach drei bis vier Stunden abgeschlossen.

Obwohl in Paris noch als Studie deklariert, verkündet der Nissan NUVU schon viele für die Gegenwart relevante Botschaften. Man kann auf die Serienautos schon gespannt sein.

Der Nissan NUVU in einem Film:
nissanparis2008/Nuvu



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /