© Nina HOLLER
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Ein PLUS für das „Haus der Zukunft“

Rückblick und Vorschau: Das Forschungsprogramm "Haus der Zukunft" ist ein großer Erfolg, dieser soll nun mit "Haus der Zukunft Plus" fortgesetzt werden

© www.energybase.at
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© Ing. Hannes Resch / EUROSOLAR AUSTRIA
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Im Rahmen der Enquete ’Haus der Zukunft” wurden am Freitag, 19. 9.2008 im SOL4 in Mödling Ergebnisse der Programmlinie ‘Haus der Zukunft’ präsentiert, die zeigten, dass energieeffizientes und solares Bauen die Bauweise der Zukunft ist. Im Mittelpunkt der Enquete stand die Frage der (Mehr-) Kosten und Nutzen nachhaltigen Bauens auf Ebene einzelner Projekte sowie vor dem Hintergrund der mittelfristigen Energiepreisentwicklung. Rund 100 Experten waren begeistert über die Erfolge und die Vielfalt bisheriger Projekte. BM Ing. Klaus Kessler, Hausherr im SOL4, erklärte bei der Begrüßung: ’Energieeffizientes und solares Bauen ist hier nicht nur die Zukunft, sondern bereits Gegenwart.”

Unabhängigkeit, Arbeitsplätze und Klimaschutz

Christa Kranzl, Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, meinte: ’Ich identifiziere mich persönlich mit den Inhalten unseres Programms Haus der Zukunft, da ich erkannt habe, wie immens wichtig Energieeffizienz gerade im Gebäudebereich ist. Rund 30% der CO2-Emmissionen stammen derzeit aus dem Gebäudebereich, daher ist es notwendig zu handeln. Wir können heute sagen, die Programmlinie, die 1999 gestartet wurde, ein Anzünder in die richtige Richtung war. Es ist wichtig, dass Forschungsprojekte im Rahmen des Programms abgewickelt werden. Aber es ist auch wichtig, dass die Erfolge sichtbar gemacht werden. Und diese Erfolge zeigen sich vor allem auch in der Umsetzung, dadurch, dass Österreich die höchste Marktdurchdringung im Bereich Passivhaus hat.” Kranzl wies darauf hin, dass Bauen auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor sei, unzählige Arbeitsplätze könnten durch entsprechende Gebäudesanierung geschaffen werden. Wesentlich sei auch die Unabhängigkeit von Importen- diese sei mit neuen Technologien und Energieeffizienz machbar. ’Am meisten fasziniert mich, dass es möglich ist, dass Gebäude auch Energie erzeugen können.” meinte Kranzl. Aber man dürfe bei diesem Erfolg nicht stehen bleiben, daher sei eine Fortsetzung im Rahmen des neuen Programms ’Haus der Zukunft Plus” geplant. Das neue Programm soll ein Budget von 30 Mio. Euro beinhalten, über 3 Jahre verteilt.

Gesamtkonzepte sind sinnvoll

Gesamtkonzepte sind notwendig, beachtet werden müssen nicht nur die künftigen Betriebskosteneinsparungen, sondern auch graue Energie bei der Herstellung, optimierte Bauteile, Einsatz ökologischer Baustoffe, mögliche Versorgung mit Erneuerbaren Energien, Nutzung der Sonne, gesundheitliche Aspekte, Transportwege zu Arbeit und Schule usw. Das Passivhaus ist noch nicht das Ende, vieles ist noch möglich, wie Arch. Prof. DI Georg Reinberg in seinem Vortrag ’Grundsätze nachhaltigen Bauens” anhand vieler Beispiele, auch aus dem Forschungsbereich von ’Haus der Zukunft”, eindrucksvoll aufzeigte.

Erfolgsgeschichten ohne Ende für das „Haus der Zukunft“

Um Erfolgsgeschichten von "Haus der Zukunft" ging es in Interviews, die Herbert Greisberger führte. Bmstr. DI Helmut Schöberl von Schöberl und Pöll OEG, Planer des Demoprojekts Utendorfgasse, zeigte auf, in welchen Bereichen (Lüftungsanlage, Fenster, Außenwanddämmung) die Mehrkosten eines Passivhauses liegen - mit rund 4% Mehrkosten im Vergleich zu Gebäuden nach Bauordnung lagen diese im Rahmen. DI Ursula Schneider von pos architekten konnte sowohl beim Schiestlhaus als auch beim Bürogebäude ’energybase” neue Erkenntnisse gewinnen. Sie ist froh, wenn Erfahrungen aus anderen Forschungsprojekten wie beispielsweise jene vom Projekt Utendorfgasse, zur Verfügung stehen. Ohne die Erfahrungen aus bisherigen ’Haus der Zukunft” Demoprojekten wären großvolumige Projekte wie Eurogate und Flugfeld Aspern nicht möglich, meint sie. Dass es wichtig ist, Erfahrungen weiter zu geben, zeigen auch die ’Passivhausschulungsunterlagen”. DI Tania Berger vom Zentrum für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems kann dazu von derzeit etwa 600 registrierte Usern- von Kanada bis Korea- vom interessierten Hausbauer bis zum Energieberater, bis zum Hochschulprofessor, berichten.
DI Theodor Zillner vom BMVIT berichtet von bisherigen Erfahrungen: ’Es gibt irrsinnig innovative Ideen und kreative vordenkende Leute- die Szene hat immer neue Ideen gebracht!” Am meisten überrascht habe die Zahl der realisierten Objekte. Die Frage der Bauherren sei nie gewesen: ’Können wir das Projekt realisieren?” - sondern ’Wie können wir es finanzieren?”

Als "besondere Überraschung" wurden an Arch. Reinberg und Roland Meingast ’Haus der Zukunft"-Demoprojekt- Auszeichnungen für das Bürogebäude Tattendorf überreicht.

Erfahrungen: gute Luft, weniger C02, auch Sanierung möglich

Podium 2 beschäftigte sich mit "Erfahrungen mit neuen Gebäudekonzepten", mit Herbert Greisberger diskutierten Arch. DI Evelyn Achhorner, Dr. Thomas Belazzi von bauXund, Ing. Gerald Jungreithmayr von SOLution Solartechnik GmbH, Arch. DI Heinz Plöderl von PAUATArchitekten, DI Jan Kircher, Passivhausbewohner des Projekt Utendorfgasse, DI Dr. Peter Kremnitzer von der PORR AG und Dipl.-Ing. Johannes Stockinger von Stockinger und Partner. ’Das Allerbeste in einem Passivhaus ist immer Frischluft. Ein wichtiger Aspekt gerade bei der Utendorfgasse: man hört keinen Lärm von draußen.” erzählt Kircher. Und weiter: ’ Ich bin leider umgezogen. Es war schrecklich, fast wie ein Flugzeugabsturz, wieder in einem normalen Haus zu wohnen. Ich plane daher ein Passivhaus. ” Thomas Belazzi fügt hinzu: ’Nicht nur der Wohnkomfort, und die thermische Behaglichkeit ist viel besser- hinzu kommt auch ein chemischer Aspekt. Die Luftschadstoffe sind sehr reduziert im Vergleich zu nicht mit einer Lüftungsanlage ausgestatten Gebäuden. Mit dem Passivhaus allein ist es aber nicht getan: die Materialen machen noch viel aus, als positives Beispiel wäre der Bürobau Tattendorf zu nennen.” Sämtliche Messungen in Passivhäusern zeigen diese Vorteile auf. Arch. Plöderl erzählt: ’Der Direktor der Hauptschule Schwanenstadt berichtete von der Probeklasse. Früher war in der 3. Leistungsgruppe nur 20 Minuten volle Konzentration der Schüler möglich- dann plötzlich 40 Minuten, eine volle Schulstunde. Konzepte wie bei der Schulsanierung müssen österreichweit eingesetzt werden, ist Plöderl überzeugt: ’Die alten Gebäudehüllen sind abzuholen- bestehende Ressourcen sind wieder nutzen. Wir können uns durch entsprechende Sanierung alle neuen Kraftwerke im fossilen Bereich schenken!” ’Der Restenergiebedarf kann dann mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Ing. Gerald Jungreithmayr von Solution meint: ’Auch im Bereich Solarenergie-Haustechnik ist im Rahmen des Programms ’Haus der Zukunft” viel Arbeit geleistet worden. Solares Kühlen, solare Speicherung, Solarüberschüsse vom Sommer in den Winter, Sorptionsspeicher mit Silikagel die Energie verlustlos speichern, das sind nur ein paar Projekte, zu denen es Forschungsprojekte gab. Auch Standardisierung ist ein wesentlicher Fakt. So wie beispielsweise bei einer Klimaanlage im Auto. Im Bereich solarer Kombisysteme, das ist solare Raumheizung und solares Warmwasser - konnten viele Rückschlüsse gezogen werden. Konkrete Umsetzung dieser Komponenten ist die Folge, z.B. auch bei uns im ’Haus der Solartechnik”, in unserem neuen Bürogebäude.”

Die Verknüpfung aller Einzelkomponenten ist ein wesentlicher Fakt, so Johannes Stockinger. Ein Problem zur rascheren Verbreitung der Standards sei auch, dass Errichter und Betreiber oder Benutzer nicht ident sind, ist man sich einig.
Ein breiter Dialog und mehr Ausbildung seien notwendig, damit die Umsetzung in der gesamten Bauwirtschaft passiert, meint Dr. Peter Kremnitzer von der PORR. Bessere Baustandards sind weltweit gefragt, das zeigen zahlreiche internationale Besuche und Anfragen. Auch China setzt bereits auf innovative österreichische Bautechnik, so Arch. DI Evelyn Achhorner, die von einem intensiven Austausch und bilateralen Projekten zwischen Österreich und China berichtet.

Das Haus der Zukunft Plus

Der nächste Schritt im Rahmen des neuen Programms ’Haus der Zukunft Plus” geht vom Null-Energiehaus zum Plusenergiehaus, dies betrifft aber mehr als die energetische Seite, so DI Michael Paula bei der anschließenden Präsentation des neuen Programms. PLUS das Gebäude 2020 als Energieerzeuger, PLUS Technologieführerschaft weiter ausbauen. PLUS vom Einzelgebäude zur Siedlung, PLUS von der Einzelfertigung zur Serie, PLUS international sichtbare Leuchttürme, PLUS verstärkte Vernetzung und Ausbildung.

Ziele sind die Schaffung von Wissen und technologischer Basis für das zukünftige Gebäude sowie die Sichtbarkeit von neuen Technologien nach außen. Sowohl Instrumente der Forschungsförderung als auch der Wirtschaftsförderung und verstärkte Unterstützung- Projektcoaching kommen dabei zum Einsatz. Akteure dabei sind das BMVIT/Programmverantwortung und Strategie, FFG und AWS sowie die ÖGUT als Programmträger. Die erste Ausschreibung startet am 20.10.2008.

Weitere Informationen: Haus der Zukunft



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /