Crash-Test für Gen-Mais - Unabhängige Risikoforschung stärken!

Aufruf für mehr unabhängige Risikoforschung in der Agro-Gentechnik in Deutschland

Berlin und Bonn- Unterstützt von mehreren Verbänden und Stiftungen hat das Gen-ethische Netzwerk (GeN) vor kurzem einen Aufruf an den deutschen Bundesminister Seehofer und die EU-Politik gestartet, in dem ein Kurswechsel in der Risikobewertung der Agro-Gentechnik gefordert wird.

Die Organisationen fordern unter anderem, dass Unternehmen, die mit gentechnisch verändertem Saatgut handeln, zehn Prozent ihres Umsatzes in einen unabhängigen Fonds einzahlen, mit dem eine umfassende und unabhängige Risikoforschung gefördert werden soll. Wie die Praxis der EU-Zulassungen zeigt, gibt es derzeit kaum systematische und kritische Untersuchungen. Die meisten Untersuchungen werden von den Firmen selbst durchgeführt, die Behörden akzeptieren deren Dokumente in der Regel ohne weitere Prüfung.

Zu den Erstunterzeichnern zählen neben dem GeN auch Bioland e.V. - ökologischer Landbau, Bio Austria, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Campact e.V., foodwatch e.V., Stiftung GEKKO, Gesellschaft für ökologische Forschung e.V., Initiative Kein Patent auf Leben!, Naturschutzbund (NABU) e.V., tegut, Zukunftsstiftung Landwirtschaft und viele Einzelpersonen.

"Die Diskussion um den gentechnisch veränderten Mais MON810 zeigt, dass dieser bisher nicht wirklich umfassend auf Risiken geprüft wurde. Um das zu ändern, müssen die Rahmenbedingungen grundlegend geändert werden," sagt Christof Potthof vom Gen-ethischen Netzwerk, der vor Ort in Bonn die Aktion begleitet. "Aus guten Gründen ist MON810 derzeit in sechs europäischen Ländern verboten: in Frankreich, Griechenland, Österreich, Polen, Rumänien und Ungarn."
Der gentechnisch veränderte Mais MON810 der Firma Monsanto produziert ein Insektengift, das über Pflanzenteile, Pollen und Wurzeln in die Umwelt gelangt. Davon sind nicht nur die Schadinsekten, sondern auch andere Lebewesen und deren Ökosysteme betroffen, wie verschiedene Untersuchungen zeigen. Bekannt ist, dass der Gehalt an Insektengift - in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren - sehr stark schwanken kann. Es gibt es aber keine umfassenden Untersuchungen darüber, wie groß die Schwankungen sind oder durch was sie ausgelöst werden. Jedenfalls wurden dazu bis heute keine detaillierten Daten veröffentlicht. Eine schwankende Bt-Konzentration kann unter anderem dazu führen, dass sich bei sogenannten Fraß-Schädlingen schneller Resistenzen gegen das Gift bilden, und dass sich das Risiko für Nicht-Zielorganismen wie z.B. Bodenorganismen oder Raupen anderer Schmetterlinge erhöht.

Der Aufruf wird gemeinsam mit dem Projekt „Klimakammer für Gen-Mais“ anlässlich des Festivals der Vielfalt am Pfingstmontag, dem 12. Mai, in den Rheinauen in Bonn vorgestellt. Das Festival der Vielfalt ist der Auftakt von Planet Diversity, dem internationalen Kongress zur Zukunft von Lebensmitteln und Landwirtschaft - lokal, vielfältig, gentechnikfrei.

Um die Lücken in der derzeitigen Risikoforschung anschaulich zu machen, haben die Initiatoren des Aufrufes vor Ort eine Klimakammer aufgestellt. Hier können Faktoren wie der Einfluss von Temperatur, verschiedenen Böden, Dünger und anderen Stressfaktoren und ihre Auswirkungen auf den Gehalt des Insektengiftes gemessen werden. Das Gen-ethische Netzwerk will dafür sorgen, dass 2009 ein entsprechender Test durchgeführt werden kann. Damit auch die Politik endlich aktiv wird, sammelt das GeN gleichzeitig Unterschriften für den Aufruf.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /