Frische Luft ist in Klassenzimmern selten

CO2- Konzentrationen überschreiten häufig empfohlene Grenzwerte

Wolfurt - Wenn Kinder sich im Unterricht nicht konzentrieren können, liegt es häufig nicht an ihnen selbst. Denn die Luft in Klassenzimmern ist oft Besorgnis erregend. CO2-Konzentrationen, die den Grenzwert um das Doppelte bis Dreifache überschreiten, sind an der Tagesordnung. ‘Hier kann man nicht mehr von einer Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit sprechen, sondern vielmehr von einer unmittelbaren Gefährdung der Gesundheit’, betont Drexel und Weiss-Geschäftsführer Reinhard Weiss.

Der Einfluss des Kohlendioxid-Gehalts auf die Konzentrationsfähigkeit ist unumstritten. Bereits bei 0,1 Volumenprozent in einem Raum lässt das Denkvermögen nach, spätestens ab 0,15 Prozent deutlich spürbar. In Österreichs Klassenräumen sind Werte von 0,2 bis 0,3 Volumenprozent aber an der Tagesordnung.

In Doppelstunden wurden laut einer oberösterreichischen Studie aus dem Jahr 2001 sogar Spitzenwerte von 0,65 Prozent gemessen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Messungen in den Schulklassen des Bundesgymnasiums Dornbirn, die im Bericht ‘Erste Passivhaus-Schulsanierung’ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie 2004 veröffentlicht wurden.

Lüften reicht nicht aus - ‘Es ist ein Irrglaube, dass es ausreicht, in den Pausen die Fenster zu öffnen, um eine gute Luftqualität in den Unterrichtsräumen zu erhalten’, stellt Reinhard Weiss von Drexel und Weiss in Wolfurt fest. ‘Man müsste alle Fenster ständig gekippt halten, um ein annähernd positives Ergebnis zu erzielen.’ Bei kalten Außentemparaturen ein Ding der Unmöglichkeit. ‘Es wäre nicht nur kalt, laut und zugig, die Heizung würde um 700 Prozent mehr Energie verschlingen’, gibt Weiss zu bedenken.

‘Kontrollierte Be- und Entlüftungsanlagen sind eine optimale Lösung für eine verbesserte Luftqualität’, weiß Passivhaus-Experte Weiss. Immer mehr Schulen in Österreich haben sich in den vergangenen Jahren für eine derartige mechanische Lüftungsanlage entschieden. Eine gute kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage gewährleistet kontinuierlich eine hohe Luftqualität während der Unterrichtszeit. Gleichzeitig ist es in den Klassenzimmern ruhiger, da die Lärmbelastung durch offene Fenster entfällt.

‘Zu berücksichtigen ist allerdings ein möglichst ökonomischer Einsatz von Energie, der nur durch kontrollierte Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung erreicht wird’, räumt Peter Tappler, Diplomingenieur und Leiter des Innenraum Mess- und Beratungsservices des Österreichischen Instituts für Baubiologie und -ökologie ein.

Konzentrierte und ruhige Schüler. Von den Vorteilen einer mechanischen Lüftungsanlage überzeugt ist Wulfenia Wolcan, Direktorin der Volksschule Ainet in Osttirol. ‘Die Kinder waren kaum wiederzuerkennen’, erzählt die Pädagogin. ‘Bevor wir die Lüftungsanlage hatten, waren die Schülerinnen und Schüler spätestens ab der dritten Schulstunde zappelig, unruhig und laut. Danach war davon keine Rede mehr’, präzisiert Wolcan. ‘Sie waren konzentrierter und deutlich ruhiger.’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /