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Mega-Skandal: Atomkraftwerke ohne Haftpflichtversicherung

Atomenergie-Konzerne sind gegen einen Schadensfall á la Tschernobyl nicht versichert – Kosten soll Allgemeinheit tragen

‘Mit ihrer Stellungnahme pro Atomenergie hat die EU-Kommission wieder einmal einen namhaften Beitrag zur Entfremdung zwischen den EU-Institutionen und den europäischen Bürgern geleistet’, erklärte Josef Plank, Co-Geschäftsführer des Österreichischen Biomasse-Verbandes, anlässlich des im Jänner veröffentlichten ‘Europäischen Energie- und Klimapakets für das 21. Jahrhundert’.

Die Atomenergie sei – und das sollte laut Plank einer ansonsten stets auf Wettbewerbschancen bedachten EU klar werden – die mit Abstand am höchsten subventionierte Energieform. Gäbe es einen freien, fairen Markt in der Stromwirtschaft, müssten alle 152 europäischen Atomkraftwerke sofort Konkurs anmelden, weil keine Versicherung auf dieser Welt bereit ist, auch nur einen einzigen Atomreaktor voll zu versichern. Ein Hohn angesichts der Tatsache, dass sogar jeder PKW-Besitzer eine Haftpflichtversicherung abschließen muss, damit im Falle eines Unfalles Geschädigte nicht durch die sprichwörtlichen Finger schauen müssen.

Wer bei einem Super-Gau á la Tschernobyl für die entstandenen Schäden aufzukommen hat, liegt auf der Hand: jeder einzelne Bürger. Würde man von AKW-Betreibern, wenn sich schon niemand dazu bereit erklärt, ihre Anlagen zu versichern, Rückstellungen für solche Schadensfälle verlangen und diese dem Stromkunden verrechnen, wäre der Preis für die Kilowattstunde Atomstrom gleich um ein Vielfaches höher. Darüber hinaus sind schon jetzt tausende Milliarden Folgekosten der sicheren Entsorgung und Verwahrung von der Allgemeinheit, sprich dem Bürger und Steuerzahler, zu bezahlen.

Die Argumentation des ständigen Strombedarfanstieges ist ebenso zu hinterfragen. Ein hoher Prozentanteil des Stromes wird nämlich nicht zur Produktion von hochwertigen Gütern verwendet, sondern dient immer noch der Wärmeversorgung. Es ist also durchaus möglich, der Reihe nach die alten Atommeiler vom Netz zu nehmen und die E-Heizungen durch intelligentere Niedrigenergiehauskonzepte, ergänzt um solarbiogene Versorgungskonzepte, zu ersetzen. ‘Aus Strom Wärme zu erzeugen, ist pure Energieverschwendung’, zeigte sich Plank überzeugt. ‘Darüber hinaus entstehen in der Bauwirtschaft und Solar-Installationstechnik neue große Geschäftsfelder und Arbeitsplätze im Inland und auch für die Exportwirtschaft.’
In Summe betrachtet ist es also besser für den Wirtschaftsstandort Europa, in diese nachhaltigeren Technologien zu investieren und den zur Wärmeerzeugung verwendeten Strom durch andere Energiequellen zu ersetzen, anstatt neue Kraftwerke um viele tausende Milliarden Euro an wenigen zentralen Standorten zu installieren.
Plank abschließend: ‘Die EU-Kommission hat in dieser Frage nicht nur einen blinden Fleck, sondern ein totales Blackout. Sie ist daher gut beraten, ihre Pro-Atom-Position rasch zu revidieren. Sie gaukelt der Öffentlichkeit vor, dank neuer AKWs eine billigere Versorgung mit Strom dauerhaft zu gewährleisten. In Wirklichkeit ist die Atomenergie aber Teil des Klimaproblems und nicht Teil der Lösung.’

Autor: DI Roland Wallner/ Ökoenergie


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /