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AKW Temelín: kritische Situation ab Mitte Februar zu erwarten

Neue Messung bestätigt Vorhersage zur Degradation der aktiven Zone im 1. Block

Linz/Prag, 8. Jänner 2007. Im Verlauf der am vergangenen Wochenende durchgeführten Messungen zur Funktionstüchtigkeit des Notabschaltsystems im ersten Block des AKW Temelín hat bereits annähernd die Hälfte (30 von 61) der Steuerstäbe ihre vorgesehene Endposition nicht erreicht. ‘Unsere am 13. Dezember veröffentlichte Vorhersage wurde damit eindrucksvoll bestätigt’, erklärt Radko Pavlovec. ‘Entgegen den Behauptungen des Betreibers und der tschechischen Nuklearaufsicht stellt die Anzahl der nicht voll funktionstüchtigen Steuerstäbe sehr wohl einen wichtigen Indikator für den Zustand der aktiven Zone dar’.

Die Abschaltung des Reaktors muß bis spätestens Ende Jänner erfolgen, um die Gefahr eines massiven Versagens des Notabschaltsystems zu vermeiden

Die Degradation der aktiven Zone im ersten Block des AKW Temelín schreitet rasant voran. Im Rahmen der jüngsten Kontrollmessung am 6. Jänner konnten bereits 49,2% (30 von 61) der Steuerstäbe ihre vorgesehene Endposition nicht erreichen. Die Analyse der bisherigen Messergebnisse ergibt eine Verstärkung des quadratischen Anteiles der Trendlinie gegenüber dem vorherigen Brennstoffzyklus. Dadurch könnte die aktive Zone des Blocks 1 viel früher in den kritischen Bereich gelangen, in dem es zum Versagen der Steuerstäbe infolge von übermäßigen Deformationen der Brennelemente kommt. Ein solcher Zustand wurde am 2. Juni 2006 festgestellt und führte zur Abschaltung des Reaktors mit einem um drei Monate vorverlegten Brennstoffwechsel. Wie die aktuellen Messdaten zeigen (s. grafische Beilage), konnte auch dieser frühere Brennstoffwechsel die Probleme nicht beheben. ‘Nach unseren Vergleichsrechnungen könnte die aktive Zone des ersten Blocks in Temelín bereits am 15. Februar 2007 den kritischen Bereich erreichen’, erklärt Radko Pavlovec. ‘Mit einem entsprechenden Sicherheitspuffer muß die Anlage daher spätestens Ende Jänner abgeschaltet werden, um die Gefährdung der Bevölkerung zu vermeiden’.

Anhand der Erfahrungen vom Juni 2006 muß davon ausgegangen werden, dass es ab einer Fehlfunktionsrate der Steuerstäbe von 75% zu massiven Fehlfunktionen des Notabschaltsystems kommen kann. Das Erreichen dieses Bereiches muß daher um jeden Preis vermieden werden. Nach den U.S.- Vorschriften wird das Verfehlen der Endposition als ein wichtiger Hinweis auf mögliche schwerwiegende Fehlfunktionen angesehen, es müssen umgehende Maßnahmen zur Behebung des Problems gesetzt werden. Die tschechische Nuklearaufsichtsbehörde SUJB sieht die zunehmende Fehlfunktionsrate der Steuerstäbe als kein Problem an und ist nicht bereit, aktive Maßnahmen anzuordnen. Die einzige Reaktion der Behörde ist die Verkürzung des Intervalls für Tests der aktiven Zone auf ca. 30 Tage. Angesichts des steilen Anstiegs der Degradationskurve im kritischen Bereich bietet diese Maßnahme keine Garantie für die rechtzeitige Entdeckung von schwerwiegenden Fehlfunktionen des Notabschaltsystems. Der einzige verantwortungsvolle Ansatz besteht darin, den Betrieb mit nicht vollständig funktionstüchtigen Steuerstäben erst gar nicht zuzulassen. ‘Anhand der vorliegenden Daten müsste die tschechische Nuklearaufsichtsbehörde SUJB den Betreib der ersten Blocks in Temelin sofort untersagen’, erklärt Pavlovec. ‘Da dies offensichtlich nicht geschieht, müssen von der österreichischen Bundesregierung energische Schritte zur Vermeidung des nuklearen Risikos gesetzt werden’.

Quelle: Radko Pavlovec



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