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Wohnbau: Vorarlberg zeigt vor, wie es geht

Ab Jänner 2007 müssen alle Neubauten von gemeinnützigen Wohnbauträgern in Vorarlberg verpflichtend in Passivhaus-Qualität realisiert werden

Damit hat Wohnbaulandesrat Rein auf die ständig steigenden Energiekosten und die Forderungen nach Heizkostenzuschüssen reagiert. "Wir müssen das Problem bei der Wurzel anpacken, nur so ist eine langfristige Sicherung des sozialen Wohnbaus gewährleistet. Der Passivhausstandard ist dafür die beste Voraussetzung", ist der Vorarlberger Wohnbaulandesrat Rein überzeugt.

Besonders deutlich wird dies, wenn man bedenkt, dass heute der Heizkostenzuschuss bereits zwei- bis viermal soviel beträgt, wie in einem Passivhaus überhaupt noch an "Heizkosten" anfallen. Da ist es nur logisch, von Haus aus das Gebäude gleich so zu errichten, dass möglichst geringe Heizkosten entstehen. "Heizen ist nichts anderes als permanentes Beheben von Baumängeln", bringt es Günter Lang, Geschäftsführer der IG Passivhaus Österreich auf den Punkt.

Der Passivhausstandard werde sich für den sozialen Wohnbau als Herausforderung für die Zukunft erweisen, so Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer der Vorarlberger gemeinnützige Wohnbau- und Siedlungsgesellschaft (Vogewosi). Um die zunächst geringfügig höheren Errichtungskosten abzufangen, soll die Baukostenobergrenze daher von 1.600 Euro auf 1.700 Euro pro Quadratmeter angehoben werden. Mit den um den Faktor vier reduzierten Heizkosten und der höheren Wohnbauförderung entstehen den Bewohnern damit keine Mehrbelastungen. Ganz im Gegenteil, für die Passivhausbewohner stellen zukünftige Preisentwicklungen von Heizenergieträgern keine Sorgen mehr dar, liegen sie doch bei nur rund 1 - 2.- Euro/m².

Vor allem genießen die Bewohner aber den wesentlich besseren Wohnkomfort des Passivhausstandards. Immer frische Luft in den Wohnungen, aber keine Staub- und Pollenbelastung, kein Straßenlärm oder Schimmelproblem mehr. ‘Das wirkt sich auch sehr positiv auf die Gesundheit der Bewohner aus’, weiß Peter Tappler vom Institut für Innenraumanalytik in Wien im Rahmen einer Expertentagung in Großschönau zu berichten.

Als größter gemeinnütziger Wohnbauträger Vorarlbergs hat die VOGEWOSI jetzt bereits drei Wohnhausanlagen in Passivhausstandard vor Baubeginn in Planung. Und bei der Altbausanierung ihrer Nachkriegsbauten will die VOGEWOSI ebenfalls um nichts nachstehen, und hat bereits vier Wohnhausanlagen mit einer Energiekennzahl von max. 20 kWh/m²a in Planung deren Sanierung im Feber 2007 beginnt. Diese und weitere 550 Passivhausobjekte aus ganz Österreich sind detailliert unter www.igpassivhaus.at dokumentiert.

Mindeststandard "Passivhaus" ab 1.1.2007 in Vorarlberg ist voller Erfolg

"Seit vier Monaten verzeichnen wir einen regelrechten Run bei der Energieberatung für Wohnbauten auf Passivhausstandard", freut sich Adi Groß, Leiter des Energieinstituts Vorarlberg. "Und dies nicht nur von den Gemeinnützigen, sondern vermehrt auch von den privaten Bauträgern, die von der verpflichtenden Vereinbarung mit dem Wohnbaulandesrat eigentlich gar nicht betroffen sind". Daran zeigt sich ganz deutlich, dass mit den richtigen Lenkungsmaßnahmen der Markt sehr schnell auf optimale Energieeffizienz im Sinne seiner künftigen Nutzer reagiert.

Ambitionierte Ziele auch auf Bundesebene?

Bei der thermischen Sanierung sollen große Schritte gesetzt werden. Alle Gebäude, die zwischen 1950 und 1980 gebaut worden sind, sollen bis zum Jahr 2020 entsprechend thermisch saniert werden, so die Koalitionsverhandler von ÖVP und SPÖ.

Bleibt nur zu hoffen, dass man sich für das ambitionierte Ziel dabei das Vorarlberger Beispiel als Vorbild nimmt, und so bald weitere Bundesländer dem Vorarlberger Modell folgen werden. Fossile Energieimporte können so verringert werden. Der Restenergiebedarf kann mit erneuerbarer Energie abgedeckt werden. So könnte in absehbarer Zeit Versorgungssicherheit nicht nur ein Schlagwort sein. Dank dem minimalen Energiebedarf durch Energieeffizienz kann eine 100%-ige Versorgung mit erneuerbarer Energie rasch sichergestellt werden.

Eine Energiewende ist notwendig, bevor es durch Peak Oil zu horrenden Wirtschaftsproblemen kommt.

Quelle und mehr Information: www.igpassivhaus.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /