© IG Windkraft / Astrid Knie
© IG Windkraft / Astrid Knie

Der Wind-Cowboy

Sein Charme und seine Unbekümmertheit machen den Futtermittelhersteller und Nebenerwerbslandwirt Herbert Rabacher zum Cowboy unter den Windkraftbetreibern

‘Das ist überhaupt kein Problem’, diese Antwort bekommt man sehr oft, wenn man von Herbert Rabacher dieses oder jenes braucht. Ob Landesrat Plank für eine Pressekonferenz auf eine Windkraftanlage im Windpark Haindorf-Inning hinaufsteigen soll, Greenpeace-Aktivisten ein 40 Meter langes Transparent an die Anlage hängen wollen oder man Herberts Pick-Up für eine Aktion ausborgen möchte: normalerweise darf man sich auf ein sehr hohes Maß an Kooperationsbereitschaft einstellen. Der Futtermittelhersteller und Nebenerwerbslandwirt aus Haindorf, NÖ, ist ein Anpacker und Umsetzer, der Hinz und Kunz kennt und sehr gut mit allen Leuten auskommt.

‘Einen Sohn zeugen, ein Haus bauen, einen Baum pflanzen’, das war Herbert Rabacher noch zu wenig. Nachdem er über Jahrzehnte sicher einige Tausend Bäume bei verschiedenen Aufforstungsprojekten gesetzt hat, erfüllte sich der Vater zweier Söhne einen weiteren Traum und baute nur wenige Hundert Meter von seinem Haus entfernt den Windpark Haindorf-Inning, der insgesamt aus 9 Enercon E 66 Anlagen besteht. In diesen Windpark kommt er täglich, sei es, um die Anlagen Besuchern zu öffnen, sei es als Jäger in sein Revier.

Wir sind Sie auf die Windenergie gestoßen?

Mich hat die kleine Seewind-Anlage bei der Straßenmeisterei in St. Pölten fasziniert. Die Windkraft-Technologie ist so bestechend, so einfach. Als Landwirt habe ich ja mein Leben lang mit verschiedenen Maschinen zu tun gehabt. Und was mir besonders gefällt: in nur 4 bis 6 Monaten erzeugt so eine Windkraftanlage jene Energie, die für ihre Herstellung benötigt wurde.

Was war ausschlaggebend für die Errichtung der Anlagen am Kuhberg in Haindorf?

In den frühen 90er Jahren habe ich begonnen, den Wind bei uns am Kuhberg zu messen, und die Messung hat respektable Ergebnisse ergeben. Gemeinsam mit meinem Schwager Othmar Holzinger, einem Steuerberater, habe ich dann zu rechnen begonnen. 1999 sind wir bei der ÖKK-Förderung zum Zug gekommen, das war dann der Startschuss für die ersten beiden Anlagen.

Sie sind auch Jagdleiter in Haindorf, das ein Musterrevier des NÖ Landesjagdverbands ist und zu den wildreichsten Revieren Niederösterreichs gehört. Wie wirken sich die Windkraftanlagen auf das Wild in Ihrem Revier aus?

Insgesamt kann man sagen: Der Windpark hat keinen negativen Einfluss auf das Wild. Nur in der Bauphase war das Rehwild gestört, nachher hat es wieder binnen kürzester Zeit Einstände bezogen. Zu Beginn brachten Schaulustige Unruhe, die von allen Seiten zu den Windrädern gepilgert sind, meistens mit dem Auto, aber das ist wieder abgeflaut. Als Jäger beobachte ich das Leben von Wild und Vögeln genau. Wir haben vor Erweiterung des Windparks ornithologische Gutachten eingeholt, um keine Vögel zu gefährden. Das Argument vom Vogelschlag kann ich nicht nachvollziehen, da ich in all den Jahren noch keinen einzigen toten Vogel unter den Anlagen gefunden habe, obwohl ich beinahe täglich dort bin. Ein Rebhuhn hat sogar direkt unter einem Windpark gebrütet.

Haben Sie auch in anderen Bereichen der Erneuerbaren Energien Erfahrungen?

Wir haben sehr früh eine Hackschnitzelheizung in unser Haus eingebaut. Das war 1986 und es handelte sich um die erste Hackschnitzelheizung, die die Firma Hagasser in Niederösterreich verkauft hat. Die hat der Herr Hagasser, damals ein Ein-Mann-Betrieb, noch selbst montiert. Heute arbeiten bei ihm rund 150 Personen. Das war damals weniger aus wirtschaftlichen Erwägungen, denn von diesem Standpunkt aus gesehen wäre es bei den billigen Ölpreisen damals vernünftiger gewesen, mit Öl zu heizen. Aber ich habe das aus Überzeugung gemacht: In unseren Wäldern ist damals großflächig das Holz verfault, und ich habe das Öl verheizt. Das ist mir gegen den Strich gegangen.
Mit der Heizung war ich dann zufrieden, nur musste man sie händisch befüllen und es gab öfters Diskussionen, wer von uns dreien, meinen beiden Söhnen und mir, nun an der Reihe war mit dieser fast täglichen Arbeit. Und so haben wir dann 2004 eine moderne Hackschnitzelheizung gebaut, an die wir unser Haus und das Nachbarhaus, in dem meine Söhne wohnen, angeschlossen haben. Diese Heizung hat jetzt eine automatische Austragung.

Was ist Ihnen wichtig im Leben?

Familie, Freunde und eine intakte Umwelt.

Worauf sind Sie stolz?

Auf meine Söhne.

Was sind Ihre weiteren Projekte? Planen Sie was im Windkraftbereich?

Derzeit arbeiten wir an einem Nahwärme-Projekt, bei dem wir alle Häuser im Ortskern der Gemeinde Markersdorf mit Biomasse beheizen wollen. Die Anlage soll im Herbst 2007 in Betrieb gehen. Und auch Windparks planen wir weiter, sowohl in Österreich als auch im Ausland haben wir da was laufen.

Infos zum Windpark Haindorf auch auf der österreichischen Windkraft-Landkarte der IG Windkraft.


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /