Zahlreiche Einwendungen gegen genmanipulierte Kartoffeln

Umweltinstitut München fordert Stopp für experimentelle und kommerzielle Genpflanzen

Das Umweltinstitut München hat dem deutschen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) 5500 Einwendungen gegen einen geplanten Freisetzungsversuch mit genmanipulierten Kartoffeln überstellt. Der Versuch soll im oberbayerischen Olching (Landkreis Fürstenfeldbruck) durchgeführt werden. Verfahrensfehler des BVL haben verhindert, dass die Pflanzen schon in diesem Jahr auf den Acker kommen.
Die manipulierten Kartoffeln sind gentechnisch mit dem Carotinoid Zeaxanthin "aufgerüstet". Sie sollen angeblich vor Augenleiden im Alter schützen, die aufgrund von Fehlernährung wie etwa mangelndem Konsum von Gemüse auftreten können. Der Versuch der Technischen Universität München sollte bereits im Frühjahr gestartet werden, wurde jedoch zunächst durch Verfahrensfehler des BVL als zuständiger Genehmigungsbehörde verhindert. Vor allem die öffentliche Bekanntmachung zu dem Versuch wies eine Reihe gravierender Fehler auf: Größe und Lage der Versuchsfläche, die Anzahl der ausgebrachten Gen-Kartoffeln und die Dauer des Versuchs waren falsch ausgewiesen. Das Umweltinstitut München hatte auf die Fehler aufmerksam gemacht und gefordert, das Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung neu aufzurollen. Mitte April musste das BVL daraufhin die Fristen für Auslegung und Einwendungen verlängern. Weil es jetzt für eine Aussaat zu spät ist, kann der Versuch dieses Jahr nicht mehr durchgeführt werden. Andreas Bauer, Agrarwissenschaftler und Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, erklärt dazu: "Wir erwarten nach diesem Teilerfolg, dass sich das BVL auch der inhaltlichen Kritik anschließt, die die Einwender und die betroffene Gemeinde Olching gegen den Versuch ins Feld geführt haben. Wir fordern die Behörde auf, den Versuch auch für die nächsten Jahre zu untersagen."
Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, sieht in der großen Zahl von Einwendungen einen deutlichen Widerstand gegen die neue Strategie der bayerischen Staatsregierung, Bauern vom kommerziellen Anbau genmanipulierter Pflanzen abzuraten, dafür aber verstärkt Freisetzungsexperimente zu fordern. "Die Bürger haben klar gemacht, dass sie weder das Risiko kommerzieller noch experimenteller Gen-Pflanzen in der freien Natur wollen. Sie wollen gentechnikfreie Lebensmittel und eine gentechnikfreie Landwirtschaft."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /