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Doppeltes Improvisationstalent

Gerhard Beer und Christoph Zipko, unsere Helden des Monats, setzen sich für Erneuerbare Energien ein- viele Stunden haben sie bereits in Österreich investiert- nun tun sie in Kuba weiter

© Energyfor Cuba
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Gerhard Beer und Christoph Zipko arbeiten seit einem Jahr freiwillig für die NGO Energy for Cuba. Beide besuchen den Studiengang für Ökologische Energietechnik an der Fachhochschule in Wels. Ihr fünfmonatiges Berufspraktikum leisten sie in einer der ärmsten Regionen Kubas ab, auch hier geht es, wie könnte es anders sein, um Erneuerbare Energie. Ursprünglich, von Österreich aus, sah alles viel einfacher aus. Alles, was zuerst besprochen wurde, war plötzlich vor Ort anders. Aber die beiden Studenten beweisen hier ihr Improvisationstalent- sie lernen von Kuba.

OEKONEWS: Wie seit ihr auf die Idee gekommen, als doch relativ junge Menschen euch der Herausforderung zu stellen in der 3.Welt ein Forschungslabor für Erneuerbare Energien mitzugestalten?

Im Bereich der Entwicklungshilfe zu arbeiten gehört zu einer der größten Herausforderungen die es gibt. Unsere Idee war, dass wir unser erlerntes Solar-Fachwissen gleich am Sonnengürtel der Erde einsetzen wo es ja zugleich auch am Dringensten benötigt wird.

Neben der Aufgabe vom Projektinhalt selbst kommen noch die Herausforderung des Landes, der Kultur, der Sprache und der Politik hinzu. Auch die Erfahrungen und Improvisationskünste, welche wir in den letzten beiden Monaten bereits erworben haben, möchten wir nicht mehr missen.

OEKONEWS: Ihr seid jetzt bereits 2 Monate in Kuba. Wie gefällt euch das Land? Mit welchen Problemen habt ihr zu kämpfen?

Jeder wird bei Kuba an bilderbuchschöne Sandstrände denken. Es gibt sie auch, die menschenleeren kilometerlangen Strände. Es gibt die idyllischen Kleinstädte und auch unbeschreiblich schöne Landschaften.

Parallel dazu gibt es aber viele Probleme. Es fehlen die Transportmöglichkeiten für Einheimische. Es fehlt an Infrastruktur, an Medikamenten, an ausreichend Lebensmitteln, an Ersatzteilen, an Hygieneartikeln. Neben den täglichen Stromausfällen wird unsere Arbeit auch durch die Kommunikationsprobleme mit dem Ausland erschwert. Z.B. kann man hier nur von Touristenhotels ins Ausland telefonieren. Unser einziger Draht zur Außenwelt ist unser 56K Internetanschluss.
Trotz allem, da wir beide die ersten Studenten sind die nach Kuba gezogen sind, war der Sprung ins ‘kalte Wasser’ gewagt, jedoch nicht so kalt wie erwartet.

OEKONEWS: Zurück zum Thema. Welchen Stellenwert haben Erneuerbare Energien in Kuba?

Politisch gesehen haben die erneuerbaren Energien einen sehr hohen Stellenwert. Alle verfügbaren Ressourcen, bis in die höchsten (auf höchster politischer Ebene) politischen Kreise, werden in diesem Bereich eingesetzt, nur die materiellen Ressourcen sind eben für ein boykottiertes Entwicklungsland minimal. Das Fachwissen der Techniker ist auf einem sehr hohen Stand. Nur das Wissen in die Realität umzusetzen, erfordert hier sehr viel Erfindergeist. Zum Beispiel fahren hier alte Chevrolet LKW´s mit russischen Motor und chinesischer Kupplung…

OEKONEWS: Welchen Zweck erfüllt das Labor?

Ziel ist das bereits vorhandene praktisches Know-how im Bereich der angewandten Solartechnologie (einige Beispiele: Solarkocher mit oder ohne Speicher für Schlechtwettertage; solare Trocknung von Früchten, Kaffee, etc.; solares Pasteurisieren von Wasser oder Kindernahrung; solares Sterilisieren von Chirurgischem Besteck; aber auch solare Kühlung, Einsatz von Photovoltaik, Solarthermie etc.) auf ein wissenschaftliches, fundiertes Niveau zu bringen und damit eine Basis für F&E Neu- und Weiterentwicklungen in diesem Bereich zu schaffen.

In Zukunft wird es Studenten möglich sein, nicht nur praktische Übungen in diesem Labor abzuhalten sondern auch Diplomarbeiten und Dissertationen zu schreiben.

OEKONEWS: Können wir mit weiteren innovativen als auch solidarischen Projekten rechnen, die mit Erneuerbarer Energie zu tun haben?


Die Renovierung eines ca. 300 kW großen Wasserkraftwerks, in Kooperation mit Fa. Jank Turbinen, als auch eine Pflanzenölproduktion wurden als zukünftige Ziele vorläufig festgelegt. An diesen Projekten arbeiten bereits andere Vereinskollegen von den Umweltsystemwissenschaften an der Uni Graz in Österreich. Was das Wasserkraftwerk betrifft, laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Die Absichtserklärung wurde bereits an die kubanischen Entscheidungsträger übergeben, wenn alles klappt setzen wir das Projekt ab Anfang 2007 um.

OEKONEWS: Wir wünschen allen am Projekt beteiligten Personen weiterhin viel Erfolg und viele schöne Erinnerungen an die ehemalige Zuckerinsel.

Mehr Information. Energy for Cuba

Autor: Gerald Senzenberger für Oekonews


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