Weinqualität – reine Geschmackssache? Internationaler Weinpreis für Bioweine

BioFach-Degustation setzt neue Maßstäbe

Bis Ende Oktober laufen noch die Anmeldungen zum Internationalen Weinpreis der BioFach 2006 ein. Zum 8. Mal bewertet dann eine internationale Fachjury rund 500 Spitzenweine aus ökologischem Anbau in den Kategorien Weiß-, Rot-, Rosé-, Schaum- und Dessertwein. Dabei ist die Teilnahme am Internationalen Weinpreis zunächst unabhängig von der Messebeteiligung. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen des Messerundgangs von Ehrengästen und Presse am ersten Messetag statt. Wenn die Weltleitmesse für Bio-Produkte vom 16. bis 19. Februar im Messezentrum Nürnberg an den Start geht, sind unter den insgesamt gut 2.000 Ausstellern auch ca. 250 Anbieter von Wein, Sekt und Champagner. Damit ist die BioFach zugleich die größte Bio-Weinfachmesse der Welt.

Die Aussteller kommen aus den führenden Bio-Weinbau-Nationen Italien, Frankreich und Spanien, aber u. a. auch aus Argentinien, Chile, Deutschland, Griechenland, Österreich, der Türkei oder Ungarn. Aber nicht nur die bekannten Provenienzen warten mit einem umfangreichen Angebot auf, sondern ebenso kleinere, weniger bekannte Anbaugebiete. Außerdem werden in der Weinhalle 8 sogenannte Beisortimente für Weinhändler präsentiert. Das sind beispielsweise Accessoires wie Gläser oder Karaffen. Und auch Großhändler, Weinbau- und Weinhandelsverbände sind mit ihren Winzern und weiteren Ansprechpartnern unmittelbar vor Ort.

Weinqualität – was heißt das eigentlich?

Ist ein Wein qualitativ hochwertig, wenn er möglichst vielen Menschen schmeckt, ökologisch und nach modernen Standards der Kellerwirtschaft produziert wurde? Gibt es überhaupt objektive Kriterien der Weinqualität? Berechtigte Fragen der Verbraucher, die sich von der Flut des Angebots oft eher abgeschreckt als angeregt fühlen.

Die gängigste Beurteilungsform sind Weinbewertungen durch Punktvergabe. Farbe, Duft und Geschmack eines Weines werden mit entsprechender Punktzahl versehen. Nach dieser Bewertungsrichtlinie ist der Wein mit der höchsten Punktzahl der beste. Oft sind aber diese Auszeichnungen schwer nachvollziehbar. Selbst Fachleute mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen und Vorlieben beurteilen ein und denselben Wein völlig unterschiedlich. Deshalb sollten nicht eigene Vorlieben Grundlage einer möglichst objektiven Qualitätseinteilung sein, sondern fachlich relevante, nachvollziehbare und überprüfbare Komponenten.

Neue Methoden

Deshalb setzen die Degustatoren der weltgrößten Bio-Wein-Verkostung auch hier qualitativ neue Maßstäbe: Die fachliche Beurteilung eines Weines bezieht sich zuerst auf seine Sorten- und Herkunftstypizität. Was heißt typisch? Kein Riesling ist wie der andere und doch gibt es vergleichbare und immer wiederkehrende Auffälligkeiten. Ähnliche Düfte, Säurestruktur oder das Zusammenspiel verschiedener anderer inhaltsstofflicher Gruppen wie Mineralstoffe, Alkohol oder Süße sind Ausgangswerte zur Einteilung der Weine. Auch in verschiedenen Anbauregionen wird man immer wieder auf Gemeinsamkeiten im Geschmack oder Geruch stoßen. Zur Weinbeurteilung sind aber nicht nur Traubensorte und Herkunft ausschlaggebend, sondern auch Art und Weise, wie der Winzer die Trauben im Weinberg behandelt und den werdenden Wein im Keller ausbaut. Bevorzugt er traditionelle Ausbauformen mit Eichenfässern, wird sich der Wein anders präsentieren, als beim modernen Ausbau im Stahltank.

Alle diese Parameter zeigen sich in inhaltsstofflichen Konzentrationen, veränderten Duftstoffen sowie schmeck- und fühlbaren Elementen im Wein. Ein Großteil dieser Inhaltsstoffe und deren Kombinationen lassen sich erkennen und zuordnen. Gefragt wird jetzt nicht mehr: Schmeckt es gut oder nicht, sondern: Wo liegen die Unterschiede? Hier ist natürlich hohe Professionalität der Degustatoren gefragt, die ihre Erfahrung einbringen, um auch Nuancen herauszuriechen und -zuschmecken, die dem Wein seine Einzigartigkeit verleihen.

Nur eine klare und systematische Vorgehensweise, die sich nicht von Vorlieben, sondern inhaltstofflichen Parametern leiten lässt, erlaubt eine nachvollziehbare Bewertung. Eine solche Weinbeurteilung wird Wein und vor allem auch Winzer besser gerecht, der sich ein ganzes Jahr lang bemüht, einen ordentlichen Wein zu produzieren. Eine solche Prämierung honoriert geleistete Anstrengungen. Individualität und Originalität in der Weinherstellung erhalten den ihnen gebührenden Platz.

Sicher gibt es auch nach dieser neuen Bewertungsmethode ‘Grauzonen’, in denen sich die Fachleute nicht einig sind, ob ein Wein charaktervoll oder schon fehlerhaft ist. Nur im Austausch miteinander lässt sich dann klären, wie ein ‘strittiger’ Wein zu beurteilen ist. In den Betrachtungsweisen unterschiedlich geprägter Fachleute, die ihre persönlichen Vorlieben zurückstellen und nachvollziehbaren Erfahrungen den Vorrang geben, liegt die benötigte Objektivität, um Wein wiedererkennbar zu kommunizieren. Sensorische Analyse und möglichst objektive, systematische Vorgehensweisen sind Grundlage der speziellen BioFach-Weinprämierung. Diese aufwändige, mehrtägige Arbeit übernehmen die Degustatoren des Internationalen Weinpreises der BioFach – Winzer, Önologen, Sommeliers, Weinfachleute aus Handel, Gastronomie sowie Fachjournalisten, um mit den so entstandenen Weinbeschreibungen Facheinkäufern und später natürlich den Verbrauchern die Entscheidung zu erleichtern. Ob ein Wein schmeckt oder nicht, darf nach wie vor jeder selbst entscheiden!


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /