© Martin Litschauer
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Waldviertler Energie-Stammtisch besucht Holzverstromungsanlage

Liebnitzmühle nutzt Wärme und Strom aus regionaler Biomasse

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Bereits zum zweiten Mal traf sich der Waldviertler Energie-Stammtisch in der Liebnitzmühle in der Gemeinde Raabs. Dieses Mal stand aber nicht das Wasserkraftwerk der Mühle, sondern die neue Pyrolyseanlage im Mittelpunkt des Interesses. In diesem Kraftwerk wird Wärme und Strom aus Biomasse produziert.
Ing. Johann Frank von der PyroEnergy, einer Abteilung der asb friedreich baugmbh in Karlstein, führte die Besucher des Energie-Stammtisches durch die Anlage und erklärte die einzelnen Prozessschritte. Kernstück des Kraftwerkes ist der so genannte Reaktor in dem der Pyrolyseprozess stattfindet. In diesem wird Grobhackgut eingebracht, das bei Sauerstoffmangel vergast wird. Im Volksmund wird deshalb auch vom Holzvergaser gesprochen (auch als Impertvergaser bekannt). Es ist wichtig, dass beim Pyrolyseprozess ein optimales Oberflächen-Volums-Verhältnis des Brennstoffes herrscht. Aus diesem Grund kommt bei dieser Anlage nur Grobhackgut, hergestellt von Landwirten aus der Region, zum Einsatz.

In der Oxidationsfase bei bis zu 1400°C wird die zuvor gebildete Holzkohle in Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und Wasserdampf umgewandelt. In der darauf folgenden Reduktionsfase bei 500°C bilden sich Wasserstoff und Methan. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Prozess gut abgestimmt ist und kein Teer entsteht und die Reststoffanteile gering (unter 1%) bleiben. Das Gas wird anschließend gekühlt und gereinigt, bei diesem Schritt kann bereits Wärme gewonnen werden.

Wärme und Strom

Abschließend kommt das Schwachgas über Filter in einen Motor, der einen Synchrongenerator antreibt. Der produzierte Strom wird anschließend ins öffentliche Stromnetz eingespeist und die Abwärme des Motors für die Versorgung der Hotelanlage verwendet. Das 400kW-Ökostrom-Kraftwerk ist in der Lage 250 kW Wärme und 150kW Strom zu erzeugen. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur regionalen Wertschöpfung, zur Versorgungssicherheit und zum Klimaschutz geleistet.

Derzeit sind die Rahmenbedingungen in Österreich aufgrund der Begrenzung des Ökostromausbaues nicht gut und die meisten Projekte liegen auf Eis. Im Gegensatz dazu formiert sich in Deutschland gerade ein vielversprechender Markt, den die PyroEnergy ebenfalls bearbeiten will. Auch andere innovative Projekte, wie zum Beispiel die Verwertung von Klärschlamm zur Stromproduktion, sind in Vorbereitung.

Abschließend wurden noch Zahlen aus dem Bezirk Waidhofen präsentiert. Dieser verfügt über 19.000 ha Wald. Niederösterreichweit wächst im Schnitt 8,1 Vfm pro ha Holz während aber im Durchschnitt nur 5,8 Vfm genutzt werden. Legt man dies auf den Bezirk um, ergibt sich daraus bei einer vollen Nutzung des Holzzuwachses ein zusätzliches jährliches Potential von 45.000 Vfm Holz. Daraus kann eine Energiemenge von 77 Millionen kWh gewonnen werden. Müsste diese Menge an Energie mit Heizöl (EL) abgedeckt werden, würden Kosten in Höhe von 5,3 Millionen Euro auflaufen. Damit zeigt sich, welch großes Wertschöpfungspotential in der regionalen Wäldern steckt. Mit Holzverstromungsanlagen kann Wärme und Strom gleichzeitig erzeugt werden, wodurch auch die lokale Versorgungssicherheit erhöht wird. Durch Kombinationen mit Solaranlagen und Biomasseheizwerken sowie der Kaskadierungen (Parallelbetrieb) von mehreren Anlagen kann ein optimaler Betrieb für das ganze Jahr erreicht werden.



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