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Glyphosat: Kontrollbehörde schreibt Bewertung von Monsanto ab

Deutsches Bundesinstitut für Risikobewertung schrieb Glyphosat-Bewertung über viele Seiten von Monsanto ab

Wien - Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat seine Bewertung von Glyphosat über viele Seiten aus dem Zulassungsantrag von Monsanto abgeschrieben. Dies fand eine GLOBAL 2000-Recherche heraus.

Die Bewertung des BfR war die entscheidende Vorarbeit für die europäischen Behörden und die kommende Abstimmung über die weitere Zulassung des Wirkstoffs in der EU. Weil Deutschland der "berichterstattende Mitgliedsstaat" ist, hatte das BfR die Vorarbeit für die Bewertungen durch die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) und die Europäische Chemikalienbehörde (ECHA) gemacht. Dabei hat das BfR die Bewertung von wissenschaftlichen Studien über die krebserzeugende, fruchtbarkeitsschädigende und DNA-schädigende Wirkung von Glyphosat aus dem Zulassungsantrag von Monsanto abgeschrieben. Dies betrifft brisanterweise ausgerechnet die Bewertung von kritischen Studien. Genau diese Stellen sind nach europäischem Recht entscheidend für die Frage, ob Glyphosat überhaupt wieder zugelassen werden darf oder verboten werden muss.

Dazu Helmut Burtscher, Umweltchemiker von GLOBAL 2000: "Wenn eine Kontrollbehörde all ihre Argumente auf Punkt und Beistrich von Monsanto abschreibt, ist es kein Wunder, wenn diese Behörde zu den gleichen Schlussfolgerungen kommt wie Monsanto – nämlich, dass Glyphosat ungefährlich für den Menschen sei.’

Behörden verfehlen ihren Auftrag zum Schutz der BürgerInnen

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit, das BfR und seine europäischen Partner sehen sich als Dienstleister der Antragssteller. Die chemische Industrie muss sich vor diesen Behörden offenbar wenig fürchten. Behörden, die im Auftrag von über 500 Millionen Menschen die Auswirkungen von Chemikalien auf die Gesundheit von Mensch und Umwelt bewerten sollen, dürfen so nicht arbeiten. Damit zerstört das BfR das Vertrauen der Menschen in Europa in das Zulassungsverfahren. Es wird offensichtlich, dass nicht für sie, sondern für die Chemie-Industrie gearbeitet wird.

Helmut Burtscher, Autor des Buches ‘Die Akte Glyphosat’, weiter: "Diese neusten Enthüllungen verlangen nach politischen und rechtlichen Konsequenzen. Glyphosat darf in der EU keine neue Zulassung bekommen, die EU-Mitgliedstaaten müssen sich zum Schutz von 500 Millionen EU-BürgerInnen gegen eine Wiederzulassung des Pestizids aussprechen.’

Was wusste die Politik?

Das BfR hat nicht nur abgeschrieben, sondern sogar versucht, das scheinbar zu verschleiern. 2015 antwortete das deutsche Bundeslandwirtschaftsministerium auf eine Anfrage eines Abgeordneten des Deutschen Bundestages:

"Für alle Kapitel wurde vom BfR eine eigenständige Bewertung vorgenommen."

Und weiter:

"Auch in dem in Rede stehenden ‘Volume 3’ des RAR wurde nur die aus der Feder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BfR stammende Bewertung der analytischen Überwachungsmethoden, der Toxikologie der Präparate und Beistoffe, der Anwendungssicherheit, der Rückstandsbewertung sowie aller in wissenschaftlichen Zeitschriften publizierten Studien dargestellt."

Das ist offensichtlich falsch. Entweder wusste die deutsche Bundesregierung selbst nicht, was das BfR tut oder sie hat bewusst die Unwahrheit gesagt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /