© Ferdinand Rieder/NPHT - Wildnisgebiet Untersulzbachtal
© Ferdinand Rieder/NPHT - Wildnisgebiet Untersulzbachtal

Salzburger Sulzbachtäler werden Wildnisgebiet

Der Nationalpark Hohe Tauern als größtes Schutzgebiet Mitteleuropas, ist seit kurzem um eine Superlative reicher: Als erster heimischer Nationalpark, beherbergt er künftig in seiner Kernzone ein Wildnisgebiet.

Hohe Tauern als Vorreiter: Erstmals höchste Schutzkategorie in einem Nationalpark

Der Nationalpark Hohe Tauern als größtes Schutzgebiet Mitteleuropas, ist seit vergangener Woche um eine Superlative reicher: Als erster heimischer Nationalpark, beherbergt er künftig in seiner Kernzone ein Wildnisgebiet. Vollkommen unberührt von jagdlicher und sonstiger Nutzung, bleiben die mehr als 67 Quadratkilometer großen Flächen in den Sulzbachtälern, in ihrer Ursprünglichkeit für die Nachwelt erhalten. Der WWF gratuliert dem Nationalpark Hohe Tauern zur Vorreiterrolle im Bemühen um die weltweit höchste Schutzkategorie ‘Wildnisgebiet’. Bernhard Kohler, Wildnisexperte beim WWF Österreich, freut sich: ‘Ein großer Erfolg für den österreichischen Naturschutz – das Prädikat Wildnisgebiet zeigt eindrucksvoll, welch einzigartige Naturschätze unsere Nationalparke beheimaten.’ Kohler hofft, dass bald andere Österreichische Nationalparks dem Salzburger Beispiel folgen werden.

Fast achteinhalb Prozent der Nationalparkfläche, das sind 6.730 Hektar, erhielten am 6. September den Status Sonderschutzgebiet und sind somit als Wildnisgebiet unter Schutz gestellt. Charakteristisch und einzigartig für die Sulzbachtäler ist die Unberührtheit des Gebietes. Die Hochtäler und Bergspitzen an der Nordabdachung des Großvenedigers sind wichtige Refugien für Arten wie Steinbock, Murmeltier und Bartgeier. Bedingt durch das Abschmelzen der Gletscher, werden dort große Flächen, die bisher von Schnee und Eis bedeckt waren, frei. In ihnen kann die Forschung künftig wie in einem großen Freiluftlabor herausfinden, wie sich Natur ohne Mensch, Nutztiere und Jagd entwickelt. Ein Schwerpunkt liegt dabei im Untersulzbachtal, wo die bereits heuer gestarteten Untersuchungen zur Etablierung eines Langzeitmonitorings fortgesetzt und erweitert werden sollen.

Kohler vom WWF erläutert: ‘Die Unterschutzstellung wird in Zukunft für den Erhalt dynamischer natürlicher Prozesse sorgen, das Gebiet frei von menschlichen Eingriffen halten und besondere Wildnisqualitäten wie Naturnähe, Ungestörtheit und die Abwesenheit von Bauwerken dauerhaft sichern’, und ergänzt: ‘Das bedeutet nicht, dass Menschen der Zutritt verwehrt bleibt, im Gegenteil: Respektvolle Besucher können ein einzigartiges Naturerlebnis genießen, ohne den Wildnischarakter des Gebietes zu beeinträchtigen.’ So steht eine Hütte im Obersulzbachtal, bis zu 30 interessierten Naturliebhabern als Basislager für spannende Wildniscamps zur Verfügung.

Eigentümer des Wildnisgebietes sind der Nationalpark selbst, sowie die Österreichischen Bundesforste (ÖBf), mit denen langfristig gültige Vertragsnaturschutz-Regelungen getroffen wurden. Damit hat auf der gesamten Fläche des neuen Schutzgebietes künftig die Natur Vorrang. Die ÖBf haben im Wildnis-Management bereits Erfahrung: Sie sind langjähriger Partner in Österreichs bislang einzigem Wildnisgebiet, dem Wildnisgebiet Dürrenstein zum Schutz des Rothwaldes in Niederösterreich..

Der Grundstein für den Schutz der Sulzbachtäler wurde 2014 vom WWF und dem Nationalpark Hohe Tauern mit einer Machbarkeitsstudie gelegt. 2016 erfolgte durch den Ankauf von 3.000 Hektar Fläche von der Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide im Unter- und Obersulzbachtal durch den Salzburger Nationalparkfonds, ein weiter wichtiger Schritt.

Die Schutzkategorie "Wildnisgebiet" bezeichnet die höchste Schutzkategorie gemäß Weltnaturschutz IUCN und unterliegt damit noch höherem Schutz als Nationalparke. Das Wildnisgebiet Sulzbachtäler ist das erste Beispiel eines derartigen Schutzgebiets innerhalb eines österreichischen Nationalparks. Die offizielle Anerkennung des Wildnisgebietes Sulzbachtäler durch die IUCN wird im Laufe des kommenden Jahres erwartet.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /