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Österreich hat die dritthöchste Diesel-Pkw-Dichte in der EU

Österreichs Bevölkerung ist besonders stark von erhöhten Abgasausstoß betroffen

Wien - Pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner gibt es in Österreich bereits 311 Diesel-Pkw Das sind mehr als doppelt so viele wie in der Schweiz, wo auf 1.000 Personen 146 Diesel-Pkw kommen und deutlich mehr als in Deutschland mit 180 Diesel-Pkw pro 1.000 Einwohner. Nur in Luxemburg und Frankreich ist die Diesel-Dichte höher als in Österreich, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse von Eurostat-Daten zeigt.

"Der Dieselboom hat Österreich dem Klimaziel keinen Meter näher gebracht, aber viele Menschen krank gemacht. Besonders Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen, sind einer gesundheitsschädlichen Schadstoffbelastung ausgesetzt", macht VCÖ-Experte Markus Gansterer auf die Folgen des Dieselbooms aufmerksam. Seit dem Jahr 1990 hat sich die Zahl der Diesel-Pkw in Österreich auf 2,77 Millionen fast versiebenfacht. Allein seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Diesel-Autos um fast 1,3 Millionen gestiegen.

Besonders hoch ist der Dieselanteil bei SUV sowie Autos der Oberklasse. Eine VCÖ-Analyse der Neuzulassungen seit dem Jahr 2015 zeigt, dass 72 Prozent der SUV und Geländewagen mit Diesel fahren und sogar 91 Prozent der Pkw der Oberklasse, während nur 13 Prozent der Kleinwagen Diesel fahren.

Der tatsächliche Schadstoffausstoß der Diesel-Autos ist weit höher als die am Prüfstand ermittelten Werte versprechen. Messungen des Umweltbundesamts in Deutschland haben gezeigt, dass die EURO6-Diesel-Pkw statt höchstens 80 Milligramm Stickoxide wie der Grenzwert für den Labortest vorschreibt beim Fahren auf der Straße im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen und damit sechsmal so viel. Noch schmutziger sind die EURO5-Diesel-Pkw mit einem durchschnittlichen realen Ausstoß von 906 mg NOx pro Kilometer. Die EURO5 verschmutzen damit die Luft stärker als die älteren EURO4, die durchschnittlich 674 mg Stickoxide ausstoßen.

"Alle Autos, die in Deutschland oder einem anderen Land typisiert und zugelassen werden, dürfen auch in Österreich verkauft werden. Das Versagen der Kontrollbehörden in den Autonationen, wie Deutschland, Frankreich oder Italien, betrifft uns in Österreich doppelt. Einerseits durch die massive Luftverschmutzung der hier verkauften Autos und andererseits durch die Transitfahrten durch Österreich", verdeutlicht VCÖ-Experte Gansterer. Die Hersteller sind zu verpflichten, die Diesel-Pkw mit einer permanent funktionierenden Abgasreinigung auszustatten. Andernfalls müssten die betroffenen Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden. Ein Software-Update alleine ist unzureichend, eine Alibimaßnahme, die das Problem nicht nachhaltig löst.

Dieselautos wurden zudem jahrelang von der Werbung als sehr spritsparend angepriesen. Auch dieses Versprechen haben sie nicht eingehalten. Die Abweichung zwischen Herstellerangaben und realem Spritverbrauch ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden, der Spritverbrauch nur auf dem Papier deutlich gesunken. Laut Statistik Austria ist der reale Spritverbrauch der Diesel-Autos der Haushalte mit 6,6 Liter pro 100 km fast so hoch wie vor 16 Jahren, als der reale Verbrauch bei 7,0 Liter lag.

"Je früher der Ausstieg aus Diesel und Benzin gelingt, umso besser für die Luftqualität und unser aller Gesundheit", stellt Gansterer fest. Der VCÖ spricht sich für einen Ausstiegsplan aus. Dieser soll festlegen, ab wann keine Neuwagen mehr mit Diesel- und Benzinmotor mehr verkauft werden sollen. Realistisch ist dafür das Jahr 2030.

Darüber hinaus ist die Steuerbegünstigung von Dieseltreibstoff nach Schweizer Vorbild rasch abzuschaffen. In der Schweiz wird Diesel gleich hoch wie Eurosuper besteuert. Um die Schadstoffbelastung durch den Autoverkehr insbesondere in den Ballungsräumen zu verringern, ist ein dichteres S-Bahnnetz mit häufigeren Verbindungen sowie der Ausbau der Rad-Infrastruktur wichtig, betont VCÖ-Experte Gansterer.

VCÖ: Österreich hat dritthöchste Diesel-Pkw-Dichte in der EU
(Diesel -Pkw pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner - Ö, D, CH Jahr 2016 - Rest 2015)

Luxemburg: 431 Diesel-Pkw / 1.000 Einwohner
Frankreich: 338
Österreich: 311

Belgien: 306
Spanien: 272
Litauen: 271

Italien: 251
Norwegen: 239
Liechtenstein: 237

Slowenien: 230
Portugal: 228

Malta: 196
Irland: 194

Estland: 183
Deutschland: 180

Tschechien: 171
Lettland: 171

Polen: 160
Kroatien: 155

Schweiz: 146
Finnland: 143

Schweden: 141
Rumänien: 97

Ungarn: 90
Niederlande: 80

Zypern: 71
Großbritannien: 22

Leider keine aktuellen Daten von Bulgarien, Dänemark und Slowakei
Quelle: Eurostat, VCÖ 2017


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /