© moerschy - pixabay.com
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Landwirtschaft und Energiewende

Mag. Thomas Loibnegger von der Landwirtschaftskammer Steiermark beim Solarstammtisch von EUROSOLAR AUSTRIA

©  Adolf Pfeiler / Biogasanlage
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Wirtschaftlichkeit abhängig von Sichtweise

Bereits deutlich vor 2050 müssen die Emissionen aus dem Energie- und Wirtschaftssystem auf Null reduziert werden. Land- und Forstwirtschaft sind am stärksten vom Klimawandel betroffen und auch für einen Teil der THG-Emissionen verantwortlich. Die großen Anteile entfallen allerdings auf den Verkehr und die Industrie. Nicht zu vergessen sind die Emissionen durch Produktionsverlagerungen in das Ausland.

Bereits heute gibt es energieautarke Bauernhöfe in Österreich. Umfragen zeigen, dass dies für viele Landwirte ein Thema ist.

Derzeit ist im Bereich der erneuerbaren Energien leider nicht alles rentabel. Dies ist allerdings von der Sichtweise abhängig. Würde man die externen Kosten der Energieaufbringung berücksichtigen, dann wären erneuerbare Energien bereits heute wirtschaftlich unschlagbar. Solange dies nicht der Fall ist, braucht es eine Bevorrangung der Einspeisung erneuerbarer Energien.

Bei Börsenstrompreisen von 3 Cent/kWh können viele erneuerbare Energien nicht mithalten.

Biomasse wichtig und ein Teil der Energiewende

Zur Erreichung der Energiewende ist eine Reduktion des Verbrauchs um mindestens 50% erforderlich. In der Landwirtschaft darf bei der Umsetzung von Maßnahmen allerdings das Tierwohl nicht vernachlässigt werden, so sind z.B. Lüfter in Ställen ein Muss. 20 bis 30% an Energie kann sicherlich auf jedem Bauernhof eingespart werden. Allerdings ist die Kernkompetenz der Landwirte die Produktion von Lebensmitteln, oft fehlt die Zeit um Effizienzmaßnahmen umzusetzen, deshalb sind Programme dafür notwendig, ein Lastmanagement zur Aufzeichnung und Optimierung sind ein Teil davon. Entsprechende Maßnahmen helfen den Einsatz von Photovoltaikstrom zu optimieren, ebenso Innovationen (z.B. Eiswasserspeicher - Kälte mit PV-Strom bereitgestellt, …).

Bei den erneuerbaren Energien ist Biomasse bereits heute ein wichtiger Energieträger. 0,28 GWh Bioenergie schafft bzw. sichert 168 Arbeitsplätze. Die Wärmepumpe wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen und im Neubau die Anteile von Biomasse reduzieren.

Auch der Einsatz von Biomasse ist kritisch zu betrachten. Während Österreich beim Holz betreffend die Nachhaltigkeit gut aufgestellt ist, verfeuern Länder wie UK, NL, FR, … Pellets aus Übersee in Kohlekraftwerken. Zu Hinterfragen ist auch der Einsatz von Energiepflanzen in Biogasanlagen. Beim Holz sollte die stoffliche Nutzung (Bauprodukte) bevorzugt werden, so meinte das Publikum. Potenzial würde es bei Wirtschaftsdüngern und Abfällen geben, so die Zuhörer. Da der Maispreis 2006 im Keller war, forcierte die Politik die energetische Nutzung. Jetzt legt man Anlagen, die mit staatlichen Mitteln gefördert wurden, still. Pflanzenöl als Treibstodd ist zum großen Teil wieder verschwunden, weil Diesel billiger wurde und Raps teurer ist. In der Landwirtschaft der Steiermark entfallen 97% der Ausgaben im Energiebereich auf Diesel. Auch dies schreit nach einer Ökosteuer, so die Meinung vieler Gäste. E-Mobilität bietet ein großes Potenzial zur Reduktion der Kosten und zur Schließung von Kreisläufen, beispielsweise bereitet auch John Deere bereits Technologien dafür vor und es gibt Prototypen von Traktoren, die schon elektrisch unterwegs sind.


Die Zuhörer meinten, dass auch im Bereich der Ernährung einiges zu hinterfragen ist. In fast jedem konventionellen Schinken steckt Gensoja, wozu Soja oft aus Südamerika importiert wird - Milchpulver und Fleischabfälle gegen im Gegenzug in Entwicklungsländer und werden exportiert. EU-Agrarsubventionen schwächen die Landwirtschaft in der Dritten Welt. Schweine werden importiert. Konzerne kaufen Schweinefleisch im Ausland und nicht bei heimischen Bauern, ...).

Die Gäste waren auch der Meinung, dass langfristig neben Photovoltaik z.B. auch auf Solarthermie gesetzt werden sollte (Wärme für Prozesse, ...).

Genossenschaften für die Energiewende und die Schaffung regionaler Wirtschaftskreisläufe - Hürden

Loibnegger sagte, dass Genossenschaften kein Thema sind. In der Diskussion stellten sich dann auch die Ursachen heraus, wieso dem so ist.

Dezentral erzeugtes Methan könnte auch zum Ausgleich von Wind- und Photovoltaikstrom genutzt werden. Gut wäre es, wenn Strom aus Genossenschaftsanlagen bei den Bauern und Methan sowie Wärme aus Biogaskleinanlagen in den Gemeinden verbraucht werden könnte, doch dies lässt der Gesetzgeber nicht zu.

Hürden sind beim Bau von Kleinbiogasanlagen genau so kompliziert wie der Bau von großen Anlagen. (in Deutschland sind offenbar Gülle-Anlagen bis 75 kW attraktiv, der Rückzug aus der Energiepflanzenförderung erfolgt, es werden über das EEG Anlagen zur Gülle und Reststoffverwertung gefördert)

Den Landwirten empfiehlt die LK Steiermark, auf Grund von finanziellen und rechtlichen Hemmnissen, nicht die Ausnutzung der gesamten Dachfläche bei Produktionskosten für Photovoltaikstrom von 8 bis 10 Cent/kWh, sondern die Anpassung an den Eigenverbrauch. Die Speicherkosten liegen derzeit bei 18 bis 22 Cent/kWh.

Auch E-Pkw fahren dabei ein Thema. Zwar ist der Nachweis des Ökostroms bei der Förderung vorgesehen, es besteht aber die Gefahr den Stromverbrauch durch die Nutzerinnen und Nutzer zu steigern nicht aber deren Stromproduktion. Der erhöhte Verbrauch
spielt wunderbar den etablierten Stromkonzernen in die Hände. Der Abbau von Hürden zur Eigenproduktion sowie gemeinschaftlichen Stromproduktion geht in diesem Sinn nicht weit genug, ...


robleme müssen von Landwirten und von Dritten gegenüber der Politik aufgezeigt werden. Innovative Ideen in diesem Bereich sind gemeinsam mit Gemeinden, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürgern umzusetzen.

Betroffene und energiewendebegeisterte Menschen sollten sich z.B. an Initiativen wie Plan A oder in Beteiligungsprozesse anderer Parteien einbringen, so die Anwesenden.

Eine weitere Perspektive bietet die Bioökonomie mit Bioraffiniersystemen sowie die stoffliche und energetische Nutzung von biogenen Ressourcen. Aber jetzt schon sind Beteiligungsscheine, z.B. die Veredelung von Produkten (Pflanzenöle zu Seifen, ...) möglich.


Artikel Online geschaltet von: / wabel /