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Agrarische Biomasseproduktion in Österreich

Die FIW-Studie "International Trade of Bio-Energy Products - Economic Potentials for Austria" ist als kostenloser Download unter fiw.ac.at erschienen.

Die Modellierungsstudie "Internationaler Handel mit Bioenergie wirtschaftliche Potentiale für Österreich" (TRIOPOL) sichtet die wissenschaftliche Literatur zu landwirtschaftlichen Biomasseproduktionspotentiale in Österreich. Neben der Nutzung forstwirtschaftlicher Biomasse zur Wärmeerzeugung zeigen Studien, dass die landwirtschaftliche Biomasseproduktion weitere signifikante Beiträge zur Energiebereitstellung in Österreich liefern kann. Am konkurrenzfähigsten schneiden derzeit Kurzumtrieb mit schnellwachsenden Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen zur Wärmeerzeugung und die Nutzung von Ernterückständen wie z. B. Stroh ab.

Es wurde ein detailliertes Szenario für Österreich entwickelt, um die Chancen und Konsequenzen einer erweiterten heimischen Biomasseproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen zu untersuchen. Das Szenario konzentriert sich im Speziellen auf Pellets aus Kurzumtriebsplantagen zur Wärmeerzeugung, die derzeit zu den effizientesten Technologien gehören.

Die Modellergebnisse zeigen, dass eine Biomasseprämie in der Höhe von 65 Euro je Tonne Trockenmasse erforderlich wäre, um 250.000 ha Kurzumtriebsplantagen auf Ackerlandflächen in Österreich bis 2020 zu erreichen, was rund einem Fünftel der Ackerfläche entspricht. Dafür wären jährlich insgesamt rund 85 Mio. Euro an zusätzlichen Geldmitteln notwendig. Während die Produktionsmengen von Getreide, Ölpflanzen und Eiweißpflanzen sowie Stroh (eine potentielle alternative Energiequelle) sinken würden, steigt der Produktionswert von Kurzumtriebsplantagen erheblich. Sowohl die vorliegenden Modellergebnisse als auch andere Studien zeigen, dass die heimischen Landnutzungsänderungen zu erhöhten Landnutzungsintensitäten und Änderungen in Importen und Exporten führen werden.

Die modellierte Biomasseausweitung ermöglicht die Bereitstellung von Wärmeenergie im Umfang von 33 Petajoule (PJ). Unter Berücksichtigung möglicher Energiepreissteigerungen bis 2020 und der dadurch veränderten Kostendifferenz zwischen Wärmeenergie aus Biomasse relativ zur Referenztechnologie (Heizöl) kann diese Menge auf 47 PJ steigen. Mit der Annahme, dass die österreichische Endenergienachfrage bis 2020 auf 1.400 PJ steigt (Referenzwert), würde diese Energiemenge etwa 3,4% der Endenergienachfrage decken. Sofern das im Rahmen der Energiestrategie Österreich vorgeschlagene Stabilisierungsziel für 2020 erreicht werden kann (1.100 PJ), beträgt dieser Anteil 4,3%. Als Anteile an der Endenergienachfrage für Raumwärme, Kühlung und Warmwasserbereitung würde die erzeugte Biomasse-Wärme 11,1% bzw. 14,1% der Energienachfrage decken.

Intersektorale Abhängigkeiten und relative Preisänderungen in Faktor- und Produktmärkten übertragen die Folgen landwirtschaftlicher Biomasseproduktion auf die Gesamtwirtschaft wie z. B. die Nahrungsmittelindustrie und die Außenhandelsbilanz. Die Szenarioergebnisse zeigen, dass die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel um 1,3% fällt und sich der Sektor von einem moderaten zu einem schwachen Nettoexporteur entwickelt. Die fleischverarbeitende Nahrungsmittelproduktion profitiert hingegen von der hohen Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Viehwirtschaft und reagiert mit einem 1,8% Anstieg der heimischen Produktion sowie mit einer leichten Steigerung der Nettoexporte. Die Schaffung von Rahmenbedingungen für den Wettbewerb um Land zwischen Biomasseprodukten und Pflanzen für die Nahrungsmittelversorgung ist eine zentrale Herausforderung, um die gesellschaftlichen Ziele der Versorgungssicherung mit Energie und Nahrungsmitteln zu erreichen.

Universität Graz und Universität für Bodenkultur Wien



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /