© Gerd Maier
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Aussteigen am Stadtrand

Das traurige Schicksal der Aspangbahn-Pendler ab Dezember 2009

Bisher hat es sich in den Medien noch kaum herumgesprochen: Die Pendler, die täglich mit der ‘Inneren Aspangbahn’ aus dem Wiener Becken kommend nach Wien zur Arbeit fahren, müssen ab Dezember 2009 am Stadtrand aussteigen.

In einer dürren Meldung hat die ÖBB mitgeteilt (siehe PDF), dass sämtliche Züge dieser Strecke ab dem Fahrplanwechsel nicht mehr bis zum Wiener Südbahnhof fahren, sondern bei der Haltestelle Maria Lanzendorf enden.

Mittelpunkt der Welt

Maria Lanzendorf ist ein kleiner, merkwürdiger Ort im Niemandsland zwischen Schwechat und Vösendorf. Außer einem künstlich aufgeschütteten Kalvarienberg bietet das Dorf auch eine Kirche, in deren Innerem riesige Barockgemälde ‘beweisen’, dass alle wesentlichen Ereignisse der Weltgeschichte eigentlich rund um Maria Lanzendorf stattgefunden haben: Lukas verkündete hier das Evangelium, König Artus war hier, Karl der Große sowieso, und Marc Aurel besiegte hier die Germanen.

Die Pendler werden sich jedoch kaum freuen, hier am ‘Mittelpunkt der Welt’ aussteigen zu müssen. Die ÖBB stellt für sie auf unbestimmte Zeit Schienenersatzverkehr-Busse zur Verfügung. Diese bringen die Fahrgäste dann im morgendlichen Stau von Maria Lanzendorf über die Laxenburger Straße zum Südtiroler Platz. Und abends wieder zurück zum Zug nach Maria Lanzendorf.

Dass das umständliche Umsteigen für gestresste Pendler mühsam ist, kann man sich denken. Und es geht hier nicht um Tage oder Wochen. Mindestens ein Jahr, vielleicht auch wesentlich länger, soll dieses Provisorium dauern.

Brückensanierung?

Die Gefahr ist groß, dass eine weitere Nebenstrecke durch unprofessionelles Agieren der ÖBB-Manager unattraktiv wird, und die genervten Menschen aufs Auto umsteigen.

Offizieller Grund für den Schienenersatzverkehr ist der ‘Bau des Hauptbahnhofes’. Auf Nachfrage teilte die ÖBB uns mit, dass eine Brücke der Ostbahn (anscheinend jene über die Gudrunstraße) saniert werden müsse. Dabei müsse man das äußerste Gleis leider mehr als ein Jahr lang außer Betrieb nehmen. Und das sei eben jenes, wo die Züge der Aspangbahn von Kledering zum Südbahnhof fahren.

Die technischen Hintergründe und Sachzwänge können von uns schwer nachgeprüft werden. Der Autor dieser Zeilen würde aber jede Wette eingehen, dass man mit ein wenig planerischer Kreativität eine Lösung hätte finden können, die wesentlich kundenfreundlicher gewesen wäre.



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Weitere Infos: Linktipp: Gerd Maiers Homepage - www.gerdmaier.com
GastautorIn: Gerd Maier für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /