© http://www.bmu.de/de/txt/presse/bildarchiv/alle_bilder/
© http://www.bmu.de/de/txt/presse/bildarchiv/alle_bilder/

Es führt ein Weg nach Nirgendwo

Wird die Marchfeldautobahn blind enden? Und wird das Marchfeld in ein Gewerbegebiet umgewandelt? (Marchfeldautobahn-Kommentar Teil 1)

Nordöstlich von Obersiebenbrunn liegt mitten im Marchfeld das Naturschutzgebiet ‘Wacholderheide Obersiebenbrunn’, eine ungewöhnliche Weidelandschaft voller Schönheit.

Falls die Pläne der ASFINAG grünes Licht bekommen, werden im Jahr 2011 in unmittelbarer Nähe Baggerkolonnen die Humusschicht wegschaufeln, ab dem Jahr 2018 würde dann der volle Verkehr über vier Spuren Richtung Marchegg brausen.

Ja, nach Marchegg, nicht nach Bratislava! Eigentlich war das Autobahnprojekt als Verdoppelung der Bratislava-Anbindung an Wien gedacht: Während südlich der Donau schon seit 2007 Lastwagenkolonnen über die Spange Kittsee Güter quer durch Europa verfrachten, soll nördlich der Donau ein zweiter Hochleistungs-Verkehrsstrang durch die Ackerlandschaft gepflügt werden, um beiderseits der Autobahn Gewerbe- und Industriebetriebe im Marchfeld anzusiedeln. Ein zweites Vösendorf/Wiener Neudorf sozusagen.

In Marchegg ist Schluss?

Bratislava wäre dann mit zwei Autobahnen an Wien angeschlossen, während der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Eisenbahnlinie Wien-Marchegg-Bratislava in weite Ferne gerückt ist. Das Land Niederösterreich pumpt massiv Geldmittel ins Marchfeld-Autobahnprojekt (Vorfinanzierung), während die Attraktivierung der Bahnstrecke zwischen Wien und Bratislava angeblich ‘aus finanziellen Gründen’ erst gegen Ende des kommenden Jahrzehnts umgesetzt werden kann.

Möglicherweise wird die Autobahn, falls sie wirklich gebaut wird, jedoch irgendwo bei Marchegg im Acker enden. Denn der Weiterbau ist äußerst ungewiss: Auf den Internetseiten des slowakischen Autobahnbetreibers http://www.ndsas.sk/motorways/17999s wird der slowakische Teil des Projekts nicht einmal erwähnt. Andere Pläne zeigen neben zahllosen anderen Bauprojekten auch einen riesigen geplanten Autobahnring rund um Bratislava (‘Projekt D4’), dessen südlicher Teil zwischen Jarovce (bei Kittsee) und einer Donauquerung im Jahr 2019 fertig sein soll.
(siehe http://www.highways.sk/highways/highwaysE.html)

Vom Karpatentunnel über den Marchtunnel zum Lobautunnel

Ob der teure Nordteil des Rings trotz Finanzkrise gebaut werden wird, muss sich erst zeigen. Nördlich der Stadt würde die Autobahn in einem teuren, langen Tunnel das Karpatengebirge unterqueren, die Nord-Süd-Autobahn Brünn-Bratislava kreuzen, und schließlich über die March (oder durch einen Tunnel) ins Marchfeld Richtung Wien führen.

Die ASFINAG teilte auf Anfrage mit, es gäbe keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die Slowakei ihren Projektanteil bauen werde. Aus anderen Quellen ist zu hören, dass es außer einigen politischen Willensbekundungen und unverbindlichen Planungsschritten des Umweltministeriums in der Slowakei bisher keine konkreten Schritte, keinen offiziellen Zeitplan und kein Budget für den ‘Anschluss an das Marchfeld’ gäbe. Böse Zungen behaupten sogar, die Vielzahl an teuren Tunnelprojekten zwischen Karpaten und Donau sei geeignet, beide Autobahngesellschaften gemeinschaftlich in den Ruin zu treiben.

Vermutlich muss die archaische Hypnoseformel ‘Viel Beton ist viel Verkehr ist viel Wohlstand’ endlich durch eine moderne, nachhaltige Verkehrspolitik ersetzt werden.

Im nächsten Teil:

Erwin Pröll und das Loch im Acker: Warum auch sein dritter Spatenstich scheitern könnte.



Verwandte Artikel:


_____
Weitere Infos: Linktipp: Gerd Maiers Homepage - www.gerdmaier.com
GastautorIn: Gerd Maier für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /