Ein blühendes Land wird verwüstet

NÖ Landeshauptmann Erwin Pröll und der "autobahngeile" Poysdorfer Bürgermeister Karl Wilfing reden der Bevölkerung ein, dass der Bau einer Transitschneise die Menschen glücklich machen wird

© ÖVP NÖ
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© Gerd Maier
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‘Nur eine Vorzugsstimme für Karl Wilfing ist eine Stimme für die Autobahn’, prangt es auf knallgelben Plakatständern in der Region Poysdorf im Hinblick auf die NÖ-Wahl am 9. März 2008. ‘Geben Sie der Autobahn Vorrang – Karl Wilfing’ steht unten noch dabei. Und gleich daneben stehen Plakatständer mit dem Slogan ‘Bau S8 und Nordautobahn – Vorrang für unseren Bezirk’.

Karl Wilfing, der berüchtigte Bürgermeister von Poysdorf, glüht auf vor Begeisterung, wenn es um den Bau von Autobahnen geht. Immer wieder weist er darauf hin, dass sich schon seit der Öffnung der Ostgrenzen im Jahr 1989 ein heftiger LKW-Verkehr auf der Brünnerstrasse durch das Zentrum von Poysdorf quält. Was er nicht dazu sagt, ist die unschöne Tatsache, dass er und seine Parteifreunde persönlich an dieser Misere Schuld sind.

Stadtrat Wilfing verhinderte in den 90er Jahren den Bau einer Umfahrung

1960 geboren, arbeitete Wilfing ab 1987 in diversen Ministerien und war schon ab 1985 Mitglied des tiefschwarzen Gemeinderates von Poysdorf, ab 1990 sogar Stadtrat, von 1996 bis 2000 Mitglied des österreichischen Bundesrates und seit dem Jahr 2000 NÖ Landtagsabgeordneter. Ein mächtiger Mann also.

Warum also haben Wilfing und seine Parteigenossen jahrelang nichts getan, um eine Umfahrung der Stadt Poysdorf zu erwirken? Als Gemeinderat seit 1985 und Stadtrat seit 1990 hätte Wilfing längst etwas tun können. Mitte November 2006 richtete ich eine diesbezügliche Anfrage an ihn, am 21. Dezember 2006 antwortete er mir, Poysdorf habe bisher kein Interesse an einer Umfahrung gehabt. Die Verkehrssituation habe sich erst seit 1990 dramatisch verschlechtert, schrieb er mir.

Aha, seit 1990 also. Seit fast 20 Jahren ist nichts geschehen.

Hier zeigt sich die Verlogenheit der Lokalpolitik im Weinviertel: Wilfing, der sich nun als Retter der Bevölkerung vor dem Verkehr aufspielt, ist in Wirklichkeit als Stadtrat gemeinsam mit seinen Parteifreunden dafür verantwortlich, dass fast 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs noch immer keine Umfahrung existiert. Wilfing ist also die Ursache der Probleme, nicht deren Lösung.

Autobahnen gegen jede Vernunft

Das Landesverkehrskonzept 1997 warnte bereits ausdrücklich vor dem Bau der Nordautobahn, da sie den Menschen im Weinviertel wenig nützt, hingegen den Nord-Süd-Transitverkehr von der Autobahn Brünn-Bratislava herüber nach Niederösterreich verlagert. Hingegen werden lokale Umfahrungen, Überholstreifen und Tempo 100 statt 130 empfohlen.

Konfrontiert mit dieser Tatsache ergeht sich Wilfing in seinem Schreiben aus dem Dezember 2006 in Platitüden: ‘Städte wie Brünn und Wien werden in einem einheitlichen Europa immer mit einer Autobahn verbunden sein müssen, wenn sie den heutigen Verkehrserfordernissen entsprechen sollen.’ Mit anderen Worten gesagt: Das ist halt so, man soll nicht drüber nachdenken, man macht das eben so.

Auf seiner Internetplattform kündigt Wilfing an, entlang der ‘Weinviertelautobahn’ würden weitere Wirtschaftsparks entstehen. - Fernab von jedem Bahnanschluss wird so immer mehr Verkehr auf die Strasse verlagert. Eine Raumordnungspolitik, bei der jedem Raumplaner nur das Grausen kommen kann. Inzwischen versanden Initiativen im Schienenbereich (fehlender Übergang Laa-Hevlin, stillgelegte Nebenlinien nach Poysdorf etc), während sich die Felder entlang der Brünner Strasse in riesige Wüstenlandschaften verwandeln und plattgewalzt werden, um Autobahnknoten und Anschlußstellen zu weichen.

Mehr davon in der nächsten Folge.



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Weitere Infos: Linktipp: Gerd Maiers Homepage - www.gerdmaier.com
GastautorIn: Gerd Maier für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /