© Michael Sigmund
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Wo bleibt die Bahn rund um Wien? Mehr dazu

Notwendiger Ausbau im Schienennetz- Oekonews Recherche mit Fortsetzungen- diesmal südlich von Wien

Während rund um Wien sieben neue Autobahntrassen in Planung sind, gibt es im Schienennetz gravierende Mängel. Diese sollten dringend behoben werden, wenn nicht noch mehr Personen- und Güterverkehr auf die Straße abwandern soll.

Südlich der Donau: Endlose Verzögerungen beim Schienenausbau

Beispiel Pottendorferlinie:

Zweigleisiger Ausbau der eingleisigen Strecke war schon vor Jahren geplant, da sie als Entlastung der parallel laufenden Südbahn wichtig wäre. Im Kursbuch 2005 wurde ausdrücklich geschrieben, der Personenverkehr auf der Seitenlinie Gramatneusiedl-Wampersdorf werde ab sofort bis 2008 auf Busverkehr umgestellt, da das Gleis für den Materialtransport beim zweigleisigen Ausbau der Pottendorfer Linie benötigt werde. Tatsächlich wurde auf der Pottendorfer Linie auf niederösterreichischem Gebiet seither kein einziger Bauarbeiter gesehen. Neueste Meldung ist, es gäbe kein Geld, der Ausbau sei aufs nächste Jahrzehnt verschoben worden.

Beispiel Frachtterminal Inzersdorf:

Wo die Pottendorfer Linie die neue Autobahn S1-Südumfahrung kreuzt, sollte eigentlich ein Frachtterminal entstehen, um Güter zwischen Straße und Schiene zu verladen. Wurde groß als ‘Umweltmaßnahme’ angekündigt, um die Schiene zu fördern. Bis jetzt ist außer einigen Projektzeichnungen nichts geschehen.

Beispiel Spange Götzendorf:

Ist eine Verbindung vom Flughafen Wien-Schwechat nach Bruck an der Leitha, wodurch die Fernzüge zukünftig vom Zentralbahnhof über den Wiener Flughafen bis Bratislava und zum dortigen Flughafen weiterfahren können. Neueste Meldung: Es fehlt das Geld.

(Diese Verbindung wurde übrigens von diversen NGOs und Bürgerinitiativen immer wieder gefordert, auch schon vor Jahren- ein Beispiel: Pressekonferenz anläßlich 20 Jahre Hainburg / Aubesetzung im Dezember 2004, bei der darauf hingewiesen wurde, dass seit 20 Jahren bessere öffentliche Verkehrsverbidungen für die Donauregion östlich von Wien gewünscht werden!! )

Diverse Kleinigkeiten - leider oft Schikanen für Fahrgäste?

Kurz soll auch auf die vielen Schikanen hingewiesen werden, deren Beseitigung das Bahnfahren wesentlich attraktiver machen würde. Einige Beispiele:

* Mittelbahnsteige: In vielen Bahnhöfen halten die Züge an Mittelbahnsteigen, die nur über steile Stiegen erreichbar sind, meist ohne Rampen für Kinderwagen und Rollstühle (auch in großen Bahnhöfen wie Korneuburg, Stockerau, Gänserndorf). Das Gleis neben dem Bahnhofsgebäude (‘Hausbahnsteig’), wo ein barrierefreier Zugang besteht, wird nicht verwendet.

* In unbesetzten Bahnhöfen nimmt Vandalismus zu, die ÖBB versperren als Reaktion WCs und Wartesäle. Beispiel Umsteigebahnhof Leobersdorf an der Südbahn: Von Freitag Mittag bis Montag früh sind alle Bahnhofs-Klos versperrt, es gibt auch kein Gasthaus mehr in der Nähe, man muss sich ein Gebüsch suchen. Der Wartesaal ist Tag und Nacht versperrt, mit dem Argument, wenn er versperrt ist, kann er durch Vandalen nicht beschädigt werden. (Benützt werden allerdings auch nicht, die Leute müssen im Stiegenaufgang oder am Bahnsteig stehen.)

* In den neuerrichteten Bahnhöfen (z.B. Baden, Wien Nord/Praterstern) werden überall nicht Holz- oder Kunststoffsitze errichtet, sondern solche aus Metall, die in der kalten Jahreszeit eiskalt und daher unbenützbar sind.

* Fahrkartenkauf im Zug ist auf vielen Strecken nicht mehr möglich. Statt drei Euro Zuschlag beim Fahrkartenkauf im Zug wird jetzt auf den sogenannten ‘Selbstbedienungsstrecken’ ein ‘Zuschlag’ von etwa 70 Euro eingehoben. Ziel ist das Wegrationalisieren der Schaffner im Zug. Wer dann im unbesetzten Bahnhof beim Automaten keine Fahrkarte gekauft hat (weil er sich nicht auskennt oder knapp zum Bahnhof kam), wird bestraft.

Was braucht die Bahn??

Fazit: Eine attraktive Bahn braucht:

* Rampen auf Treppen in Unterführungen,
* vermehrte Nutzung der Hausbahnsteige, die ohne Unterführung erreichbar sind,
* geheizte, unversperrte Warteräume
* offene WC-Anlagen
* Sitze aus einem Material, das nicht im Winter eiskalt und im Hochsommer glühend heiss ist
* Die Möglichkeit, im Zug Fahrkarten zu kaufen, wenn man keine Zeit mehr für den Ticketkauf am Bahnhof hat
* Ausreichend Personal im Zug und auf den Bahnhöfen

Übrigens: In der Oekonews-Redaktion gibt es (immer noch) fanatische Bahnfahrer, die sich über einige Verbesserungen freuen würden.

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Weitere Infos: Linktipp: Gerd Maiers Homepage - www.gerdmaier.com
GastautorIn: Gerd Maier für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /