© wolfang_loeser
© wolfang_loeser

1. Stellungnahme zum angeblichen Krebsrisiko von Pflanzenöl als Treibstoff

Bundesverband Pflanzenöle e.V antwortet auf die Vorwürfe in der Sendung Panorama

In der ARD Panorama-Sendung am 29.06.2006 wurde in einem Beitrag dargestellt, dass der Einsatz von Pflanzenöl als Kraftstoff ein zehnfach höheres Krebsrisiko beinhalte als die Verwendung von Dieselkraftstoff. Diese Aussage hat uns als P.R.O. e.V. sehr betroffen, aber wegen des Datums der Aussendung (Beschluss des Bundestages zur Besteuerung von Biotreibstoffen) sehr skeptisch gemacht. Als P.R.O. e.V. nehmen wir die Aussagen aber ernst und sind an einer Klärung sehr interessiert. Der Bundesverband Pflanzenöle e.V., dem wir als P.R.O. e.V. angehören, hat eine erste Stellungnahme zu diesem Anliegen herausgegeben, die wir im Wortlaut nachfolgend wiedergeben. So es weiter Infos zum Thema gibt, werden wir uns wieder dazu äußern.

Stellungnahme des Bundesverbandes Pflanzenöle:

1. STELLUNGNAHME ZUM ANGEBLICHEN KREBSRISIKO VON RAPSÖL

Das Interesse an Pflanzenölen – in Westeuropa vorrangig Raps- und Sonnenblumenöl – war viele Jahrzehnte vor allem von der Versorgung mit Speisefett und als Grundstoff für die Chemie geprägt. Erst in den 1980er Jahren griff man die uralte Idee Rudolf Diesels und die Pionierleistungen von Ludwig Elsbett auf, Pflanzenöl direkt als Treibstoff für Motoren einzusetzen. Dass es dafür geeignet ist, wurde mittlerweile zigtausendfach bewiesen.

Damit ist Pflanzenöl auf einem neuen, globalen Terrain zum Konkurrenten geworden, zuvorderst der Mineralölindustrie. Warum? Pflanzenöle lassen sich hier und weltweit dezentral, regional, lokal herstellen und als Kraftstoff einsetzen. Die Sonne, als entscheidende Primärenergie scheint überall, die Bauern hier und in aller Welt wissen, wie man Ölfrüchte kultiviert. Die Erdölindustrie mit ihren zentralistischen Strukturen, die bisher Staaten und Regionen in ihrer Abhängigkeit halten kann, reagiert nervös. Ein Weg war und ist, Pflanzenöle als wirtschaftlich und ökologisch unsinnige Alternative breit zu propagieren:

Angriff 1: Wenn Rapsöl als Ersatz für Diesel dienen soll, wird die deutsche/europäische Kulturlandschaft demnächst nur noch mit Raps/Sonnenblumen bebaut.

Dieser Unsinn ist längst widerlegt; selbst im Herz deutschen Rapsanbaus –in Mecklenburg-Vorpommern – ist die Rapsanbaufläche bei rd. 20% der Ackerfläche an ihre Obergrenze gestoßen. Bundesweit sind max. 2 Mio. ha Ölpflanzenanbau erreichbar. Mehr lässt die Natur nicht zu.

Angriff 2: Rapsölkraftstoff vermindere zwar die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und mindere die CO2-Anreicherung, aber erhöhe den Ozonabbau (durch Lachgas N20), die Versauerung der Böden und die Eutrophierung (durch NOX und NH3-Ausgasungen).

Diese vom Umweltbundesamt (UBA) seit Ende der 1990er Jahre verbreiteten Ergebnisse wissenschaftlicher Studien geben zwar einen Sachverhalt richtig wieder, benennen aber die Ursache des Problems nicht oder nur am Rande. Es ist nicht bestreitbar, dass die moderne, intensive Landwirtschaft durch Dünger- und Pestizideinsatz negative Umweltfolgen (Eutrophierung, Lachgas-Emissionen, Versauerung) verursachen kann. Das gilt für den Weizen- oder Gerstenanbau genau so wie für Mais oder eben auch Raps, die alle einen sehr hohen Nährstoffbedarf haben.

Diese Folgen allgemeiner landwirtschaftlicher Intensität einseitig dem Rapsöl anzulasten, ist absurd. Nur misst halt keiner die Energie- und Umweltbilanzen eines Brötchens oder der Maissilage. Auch dieser Angriff ist mittlerweile weitgehend verpufft und wird kaum mehr vorgetragen. Unsere eigenen Untersuchungen haben dazu auch wesentlich beigetragen.

Angriff 3: Rapsölkraftstoff verursacht ein erheblich höheres Krebsrisiko als Diesel.

Diese Meldung wird aktuell durch eine Sendung des Magazins "Panorama" verbreitet. Dazu wurde auch ich als Vertreter des Bundesverband Pflanzenöle interviewt. Konkret: Abgesprochen war, dass sich das Gespräch mit Reporter Andreas Lange auf den Umfang des Einsatzes von Pflanzenölkraftstoff und auf Abgaswerte beziehen solle. Überfallartig wurde dann das Gespräch vor laufender Kamera "auf neue Ergebnisse der FAL Braunschweig" gelenkt, die ergeben würden, dass beim Einsatz von Rapsölkraftstoff die Abgase "ein 10fach höheres Krebsrisiko verursachten als Diesel." Da ich eine solche Studie nicht kenne und dass ich mir solche Ergebnisse nicht
vorstellen könne, habe ich gesagt und das wurde auch gesendet.

Mittlerweile wissen wir immerhin, dass eine solche Untersuchung nicht veröffentlicht ist, dass sie unter sehr spezifischen Bedingungen stattgefunden hat (mit einem nicht auf Pflanzenöl umgerüsteten Daimler-Benz-Motor) und dass der Leiter der Untersuchung (Prof. Dr. Jürgen Krahl von der FH Coburg) bereits von solchen Verallgemeinerungen zurückrudert.

(Die in der Sendung auch erwähnte schwedische Studie von Prof. Jim.O. Olson aus 1999 bezog sich auf Biodiesel und wurde längst – u. a. von Prof. Krahl! – widerlegt.)

Natürlich ist es nicht überraschend, dass dieser neuerliche Angriff auf die Nutzung von reinem Pflanzenölkraftstoff just in dem Moment kommt, in dem die Entscheidung über die künftige Energiesteuer für Pflanzenöl gefallen ist. Die relative und befristete höhere Begünstigung von Pflanzenöl-Reinkraftstoff gegenüber Biodiesel muss deren Vertreter (und dazu gehört auch Prof. Krahl) zutiefst wurmen. Dass sich für eine solche parteiliche Propaganda Wissenschaftler hergeben, die offensichtlich dubios ermittelte Ergebnisse in die Öffentlichkeit bringen, und dass sich eine (früher) geachtete Magazin-Sendung für einen solchen Dienst bereit finden, sollten wir uns alle gut merken.

Dennoch müssen wir diesen neuerlichen Angriff sehr ernst nehmen! Gesundheitsrisiken und insbesondere Krebsrisiken werden von der Bevölkerung sehr sensibel wahrgenommen. Deshalb wird gründlich zu klären sein, wie solche Abgaswerte zustande gekommen sein sollen. Wir werden da weiter konsequent nachforschen und Euch weiter berichten.

Mit sonnigen Grüßen

Dieter Voegelin
Geschäftsführer, Bundesverband Pflanzenöle e.V.



Verwandte Artikel:


Artikel Online geschaltet von: / litschauer /