Das größte Biomassekraftwerk der Welt in Güssing

Im burgenländischen Güssing ist die weltgrößte Biomasse-Energieanlage, die Wärme und zugleich Strom aus dem heimischen Rohstoff produziert, in Betrieb.

46 Prozent der Gemeindefläche im burgenländischen Güssing in Österreich sind Wald. Bisher verfaulte dort das Holz zur Freude der Borkenkäfer, während Erdöl aus Arabien importiert werden musste. Doch jetzt funktioniert in Güssing die weltgrößte Biomasse-Energieanlage, die Wärme und zugleich Strom aus dem heimischen Rohstoff produziert.

Die Hausbesitzer ließen sich davon überzeugen, dass Energie aus heimischem Holz das Öl aus der Ferne ersetzen kann. Jetzt steigt aus den Häusern in Güssing kein Rauch mehr. Der Arzt Wolfgang Astl sagt: "Die Menschen waren passiv und hatten, auf Grund des langsamen Niedergangs ihres Dorfes, kein Vertrauen mehr in die eigene Kraft."

Dem Großkraftwerk war ein kleineres Holzkraftwerk, das Sechsfamilien versorgte, vorausgegangen. Dadurch war auch dem Gemeinderat aufgefallen, dass die regionale Ressource Holz seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt worden war.

Im Güssinger Biomasse-Blockheizkraftwerk entstehen in einer Stunde aus 1,8 Tonnen Holz 2000 Kilowatt Strom und 4500 Kilowatt Fernwärme. Die Biomasse wird durch Zuführung von Wasserdampf vergast, nachdem sie zu Holzhackschnitzel verkleinert worden war. Der Gesamtwirkungsgrad des Kraftwerkes (Strom und Wärme) liegt bei 85 Grad - beinahe dreimal so hoch wie in einem Atomkraftwerk und doppelt so hoch wie in einem modernen Kohlekraftwerk. Das Holz wird in ein brennbares Gas verwandelt, womit ein Gasmotor betrieben wird. Dieser erzeugt Strom und Wärme. Brüssel und Wien unterstützen die Pilotanlage finanziell, sodass die Preise für die Abnehmer von Strom und Wärme unter den konventionellen Energiepreisen liegen.

Doch im Güssinger Wald gibt es nicht nur Brennholz, sondern jetzt auch Papier- und Bannholz, das heute genutzt wird. Fünf auf Holzverarbeitung spezialisierte Firmen wurden gegründet. Plötzlich wurde Güssing als Industriestandort interessant. Sonnenkollektoren wurden so Warmwasserversorgung installiert.

Zwei große Parkettbodenhersteller produzieren inzwischen in Güssing und nutzen ebenfalls Erneuerbare Energien. 500 neue Arbeitsplätze sind entstanden seit vor etwa 10 Jahren damit begonnen wurde, die Energieversorgung vor Ort in die Hand zu nehmen. Neben Warmwasser und Strom wird inzwischen auch Biodiesel für Fahrzeuge aus heimischem Rohstoff gewonnen. Das gelang mit einer Veresterungsanlage in der lokalen Rapsmühle.

In einigen Jahren wird das Biomassekraftwerk auch ökonomisch arbeiten und soll dann in Serie in die ganze Welt verkauft werden. Das Hightech-Städtchen Güssing im Burgenland produziert heute mehr Energie als dort verbraucht wird. Das kleine Österreich zeigt dem großen Europa wieder einmal den Weg in eine erneuerbare Energiezukunft. Und jede Woche bestaunen 300 Besucher aus aller Welt das neue Energie-Wunder, was wiederum die örtliche Hotelerie erfreut.



Verwandte Artikel:


Quelle: © Dr. Franz und Bigi Alt / Sonnenseite.com

Artikel Online geschaltet von: / litschauer /